§ 19 Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung / 3. Persönlichkeitsdiagnostische Testverfahren

Rz. 116

Neben der bloßen körperlichen Befähigung spielen auch Persönlichkeitseigenschaften für die Fahreignungsbeurteilung eine Rolle. Diese werden z.T. in den Tests zur Überprüfung der psycho-physischen Leistungsfähigkeit mit erfasst. Als Beispiel ist hier das Verhältnis von Leistungsgüte (also die relative und absolute Anzahl der Fehler) zu Leistungsmenge (Anzahl der insgesamt bearbeiteten Aufgaben) in einem Konzentrationstest zu nennen. Unter der Annahme, dass ein Individuum nur eine begrenzte Reizverarbeitungskapazität hat, kann also bei einer bestimmten Leistungsgüte nur eine begrenzte Leistungsmenge erreicht werden bzw. umgekehrt. Liegen dann keine substantiellen Beeinträchtigungen vor, die die Leistungsmenge weiter reduzieren, kann der in Abbildung 19.2 dargestellte Zusammenhang zwischen Leistungsgüte und -menge angenommen werden.

Rz. 117

Die sich aus diesem Zusammenhang ergebende Schlussfolgerung ist von Bedeutung für die Beurteilung der Fahreignung, da sich aus einer schnellen Bearbeitung (hohe Leistungsmenge) eine geringe Sorgfaltsleistung (viele Fehler, geringe Leistungsgüte) ableiten lässt. Neben einer Verhaltenstendenz in der Person haben aber auch andere Faktoren (z.B. das Alter) Einfluss auf das Verhältnis von Sorgfalt zu Geschwindigkeit, sodass nicht direkt auf Persönlichkeitsdispositionen geschlossen werden kann.

Rz. 118

Aus diesem Grund können leistungspsychologische Testverfahren auch für die Erfassung von Einstellungen eingesetzt werden. Durch die Möglichkeit der Selbstbeschreibung geben persönlichkeitsdiagnostische Tests dem Klienten Raum zur Erklärung/Verdeutlichung eines typischen Verhaltens und Erlebens und stellen daher eine Ergänzung zu den leistungspsychologischen Testverfahren dar. U. a. aufgrund der Anfälligkeit solcher Verfahren gegenüber Verfälschungstendenzen bei der Selbstbeschreibung werden sie derzeit in Deutschland jedoch nicht zur Beurteilung der Fahreignung eingesetzt.