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Wenngleich vielfach (vermeintlicher oder wirklicher) geschäftlicher Misserfolg des Geschäftsführers der Auslöser für eine außerordentliche Kündigung ist, ist dies kein wichtiger Grund im Sinne des § 626 BGB (vgl. Bosse, Checklisten Handbuch GmbH-Geschäftsführer, S. 48 sowie die nachfolgenden Fallbeispiele):

 

Beispiele für anerkannte wichtige Kündigungsgründe (bei Kündigung durch die GmbH)

Mindestens grob fahrlässige Verbreitung einer unwahren Tatsache durch Herstellung eines unzutreffenden Zusammenhangs zwischen einem geforderten Lizenzspieler-Gehaltsverzicht und den Gehaltszahlungen für einen neuen Geschäftsführer Sport in der Covid19-Pandemie (vgl. LG Paderborn v. 10.3.2021 – 4 O 400/20, juris),
Weigerung eines Geschäftsführers, Gesellschafteranweisungen nachzukommen (vgl. BGH v. 20.8. 2019 – II ZR 121/16, juris Rn 35 ff.),
unzulässige Beschlussfassung des Gesellschaftergeschäftsführers zur sofortigen Abberufung und außerordentlichen fristlosen Kündigung der zwei weiteren Gesellschaftergeschäftsführer, ohne zuvor die Mitgesellschafter zu einer Gesellschafterversammlung zu laden – heimliches Abhalten einer "Gesellschafterversammlung" ohne Benachrichtigung seiner Mitgesellschafter und den faktischen Vollzug der heimlich gefassten Beschlüsse (vgl. OLG München v. 24.3.2016 – 23 U 1884/15),
Konzerngeschäftsführer hat kein wirksames Kontrollsystem eingerichtet, um die Ausstellung von Scheinquittungen für angebliche Mitarbeiterprämien und von Scheinrechnungen in Tochtergesellschaften zu verhindern (vgl. OLG Jena v. 12.8.2009 – 7 U 244/07, GmbHR 2010, 483),
Geschäftsführer zeigt sich nach Gutsherrenart freigiebig aus dem Vermögen der GmbH durch Bezahlung von Nachhilfeunterricht für eine Bekannte (vgl. OLG Koblenz v. 11.7.2013 – 6 U 1359/12),
mangelndes Einschreiten des Geschäftsführers gegen sexuelle Belästigungen von Angestellten durch andere Mitarbeiter und Geschäftsführer (vgl. OLG Hamm v. 1.3.2007 – 27 U 137/06, GmbHR 2007, 823 m. Anm. Haase, GmbHR 2007, 824),
unberechtigte Amtsniederlegung eines Geschäftsführers, der sich dadurch der Möglichkeit begibt, die Geschäftsführeraufgaben im Außenverhältnis für die Gesellschaft wahrzunehmen. Die außerordentliche Kündigung des Dienstvertrages ist auch berechtigt, wenn der Geschäftsführer sich weigert, bindende Gesellschafterbeschlüsse umzusetzen und damit zum Ausdruck bringt, dass er mit der Geschäftspolitik der Gesellschafter nicht mehr übereinstimmt (vgl. OLG Celle v. 4.2.2004 – 9 U 203/03, NZG 2004, 475),
zu umstrittenen Spesen- und Tankabrechnungen des Geschäftsführers, wenn diese offen ausgewiesen werden und die diesbezüglichen vertraglichen Regelungen im Anstellungsvertrag unterschiedlich verstanden werden (vgl. BGH v. 28.10.2002 – II ZR 353/00, DB 2002, 2640 = NJW 2003, 431),
Illoyalität des Geschäftsführers und abfällige Äußerungen über das unberechtigte Einsetzen von Materialien und Arbeitskräften der GmbH für den Bau seines Privathauses durch den GGF (vgl. BGH v. 2.6.1997 – II ZR 101/96, GmbHR 1997, 998 = DStR 1997, 1338),
Erstellung eines falschen Jahresabschlusses durch den Geschäftsführer mit dem Ausweis eines erheblich höheren Ergebnisses trotz erheblicher Bewertungsdivergenzen in den Zahlenwerken seiner Mitarbeiter (vgl. OLG Bremen v. 20.3.1997 – 2 U 110/96, NJW-RR 1998, 468 = EWiR 1997, 499 – LS),
Verstoß des Geschäftsführers gegen eine klare Weisung der Alleingesellschafterin durch endgültige Verweigerung gegen eine Unterschriftsweisung, selbst wenn diese offensichtlich für die GmbH wirtschaftlich nachteilig ist (vgl. OLG Frankfurt/Main v. 17.2.1997, DB 1997, 922 = GmbHR 1997, 346),
Handgreiflichkeiten des Geschäftsführers und Bedrohung eines Gesellschafters (vgl. BGH v. 24.10.1994 – II ZR 91/94, DStR 1994, 1746),
eigenmächtige Entnahme einer Bonuszahlung (vgl. BGH v. 3.7.1995 – II ZR 187/94, DStR 1995, 1120; BGH v. 9.11.1992, DB 1993, 218 = NJW 1993, 463),
Auszahlung einer Tantieme bei fehlendem Gesellschafterbeschluss (vgl. OLG Hamm v. 24.6.1994 – 25 U 149/90, GmbHR 1995, 732),
Missachtung der gesellschaftsinternen Zuständigkeitsordnung bei der Änderung der Geschäftspolitik (vgl. BGH v. 25.2.1991 – II ZR 76/90, DB 1991, 904 = NJW 1991, 1681),
zur Verletzung der innergesellschaftlichen Kompetenzordnung durch Nichteinholung der Zustimmung der Gesellschafterversammlung bei einem "milden" Verstoß (vgl. BGH v. 10.12.2007 – II ZR 289/06, DB 2008, 805 = GmbHR 2008, 487),
Vermischung von Gesellschafts- und privaten Geldern und die Weigerung, an der Aufklärung des Sachverhaltes mitzuwirken (vgl. BGH v. 20.9.1993 – II ZR 244/92, DStR 1993, 1752),
alkoholbedingte dauernde Unfähigkeit des Geschäftsführers, seinen Pflichten nachzukommen (vgl. BAG v. 14.11.1984 – 7 AZR 474/83, DB 1985, 1398 = NZA 1985, 426),
missbräuchliche Ausnutzung von Erwerbschancen der Gesellschaft für sich selbst, Verstoß gegen Weisungen der Gesellschafterversammlung (vgl. BGH v. 13.2.1995 – II ZR 225/93, DB 1995, 970 = NJW 1995, 1358),
Verletzung d...

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