Resilienz: Mit Software agil und widerstandsfähig werden

Die Corona-Pandemie hat viele Unter­nehmen kalt erwischt. Doch während die einen noch immer im Krisenmodus stecken, haben andere Firmen erstaunlich schnell auf die neuen Rahmenbedingun­gen reagiert – auch weil sie frühzeitig auf Softwareunterstützung setzten.

Unabhängig davon, ob sie ihre gesamte Belegschaft ins Homeoffice schicken oder ihre Produktstrategie ändern mussten: Unternehmen, die schnell den Kurs ändern und sich flexibel an neue Bedingungen anpassen können, meistern die Pandemie-Folgen besser als andere. Doch wodurch zeichnen sich diese Unternehmen aus? In einem Wort: Resilienz, also eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Problemen und Krisensituationen.

Resiliente Unternehmen begreifen Krisen als Chance zum Experiment

Resiliente Firmen sind agil und haben die Fähigkeit, flexibel und schnell auf Veränderungen zu reagieren. Herkömmlich aufgestellten Firmen hingegen fällt es schwerer, einmal etablierte Prozesse aufgrund neuer Rahmenbedingungen zu verändern. Rückschläge sind für diese Unternehmen eher problematisch, wohingegen resiliente Firmen sie als natürlichen Bestandteil des Entwicklungsprozesses sehen. Krisen bieten ihnen die Chance zu experimentieren und werden nicht als unüberwindbare Hindernisse empfunden. Adam Miller, Gründer und CEO von Cornerstone, sagte kürzlich in diesem Zusammenhang, dass Unternehmen heute agiler denn je sein müssen, und erläutert: "Die Gewinner von morgen werden diejenigen Unternehmen sein, die ungebunden sind, das heißt, sie sind nicht durch Konventionen beschränkt und offen für neue Ansätze im Einklang mit dem sich verändernden Marktumfeld."

Widerstandsfähig durch Improvisation und Agilität

Resiliente Unternehmen geben ihren Mitarbeitenden Freiraum für Improvisation und fördern die Agilität durch Methoden und Techniken wie Stand-up-Meetings, Scrum und eine flexible Zieldefinition – in der Fachwelt als Objectives and Key Results (OKRs) bekannt. Scrum, ein Vorgehensmodell des Projekt- und Produktmanagements, wurde ursprünglich in der Softwareentwicklung eingesetzt, ist aber davon unabhängig in allen Bereichen zum Arbeiten in Teams anwendbar (mehr zur agilen Scrum-Methode finden Sie hier). OKR ist eine Management-­Methode, mit der die Unternehmens­leitung die zentralen Ziele vorgibt und die Teams dann definieren, was sie dazu in einem Drei-Monats-Zeitraum beitragen. OKRs werden beispielsweise von Unternehmen wie Google, Twitter und Linkedin als Leadership- beziehungsweise Management-Modell genutzt (lesen Sie hier mehr zur Management-Methode OKR).

Veränderungen mit Hilfe von Software manifestieren

HR kann diese Ansätze im eigenen Bereich anwenden und so Vorreiter für die agile Transformation werden. Dazu müssen Teamstrukturen und Führungsverhalten geändert und angepasst werden. Gleichzeitig sollte sichergestellt sein, dass alle Mitarbeitenden, Führungskräfte und die Geschäftsleitung Tools zur Verfügung haben, mit denen diese Veränderungen manifestiert werden. Um agile Teams aufzubauen und den "agilen Mindset" aufrechtzuerhalten, braucht es allerdings mehr als die Implementierung von Kollaborations-Tools wie Slack oder Microsoft Teams.

Unterstützende Softwareanwendungen sind dabei beispielsweise People Analytics, organisationale Netzwerk­analysen, Performance-, Engage­ment- und Feedbacklösungen. Geht man auf Gesamtunternehmens­­ebene, müssen viele agile Teams koordiniert werden. Ein geeignetes Skalierungs-Framework sorgt dafür, dass die Teams gemeinsam effizient in die richtige Richtung rudern. Agile Zusammenarbeit ist schnell und iterativ und kann durch geeignete Enterprise Agile Planning (EAP) Tools wie Atlassian, Planview, Target­­­­process oder andere unterstützt werden.
Neben Google und Co. gibt es auch in der DACH-Region viele Unternehmen, die die agile Managementpraxis eingeführt und ihre Hierarchien ein Stück weit aufgelöst haben. Meist ist das nicht im Gesamtunternehmen der Fall, sondern zunächst in Teilbereichen. Um dies voranzutreiben gibt es bereits innovative Softwarelösungen, die agile Teams vor allem durch kontinuierliche Performance-Messung und Feedback-Tools unter­stützen.

Mit Software die Performance messen und Feedback einholen

Wie so oft kommen viele Anbieter aus den USA: 15 Five, 7 Geese, Betterworks oder Fuel 50 unterstützen das Performance Management sowie OKRs. Sie liefern Team Analytics und 360-Grad-Feedback. Sie können sowohl in viele bestehende Systeme wie Workday, SAP Success Factors oder Oracle integriert werden als auch beispielsweise in Slack, Asana oder Outlook. 
Legt man den Fokus auf die DACH-Region, so ist Glint mit seiner Plattform gut am Markt positioniert. Die Softwarelösung bietet Module zum Mitarbeiterengagement, dem Employee Lifecycle sowie zu Manager- und Teameffektivität. Eine spezielle KI-HR-Technologie soll dabei für belastbare Teams mit hohem Engagement sorgen. Echometer arbeitet ebenfalls teamzentriert und bietet kontinuierliches Feedback, das in Team-Retros reflektiert wird und als eine Grundlage zur Einführung von agilem Arbeiten dient. Pulsbefragungen liefern dabei kontinuierliches Feedback als Stimmungsbarometer und 360-Grad-Feedback hilft, die Mitarbeitenden weiterzuentwickeln. 

Feedback in allen Varianten

Eine ähnliche Anwendung bietet auch Engagedly mit einem Performance-Management-System mit 360-Grad- und Real Time Feedback sowie OKRs und einer Social-Collaboration-Plattform. Damit sollen agile Teams bestmöglich unterstützt werden. Leapsome fasst in DACH derzeit ebenfalls Fuß mit einer intuitiven, flexiblen Plattform zum Performance Management und personalisiertem Lernen. Feedback in allen Varianten ist ebenso enthalten wie Best-Practice-Prozesse, die zu mehr Effizienz führen sollen. Agiles Arbeiten und moderne Zielgestaltung mit OKRs werden ebenfalls unterstützt.

"Gesundheits-Check" eines Teams vom Streaming-Dienstleister

Workpath ist seit 2017 in DACH mit einer agilen Ziel- und Performance-Management-Plattform am Start. Das Tool eignet sich besonders für mittlere und große Unternehmen, die eine Lösung für das Ziel- und Performance Management zur Unterstützung der digitalen Transformation suchen. OKRs, Check-ins und Analytics sind einige der Tools, die zur Verfügung stehen. Seit diesem Jahr ist auch Haufe im Markt für Agilitätssoftware mit seiner Lösung Teampact vertreten. Scrum Master, agile Coaches und agile Leader können damit kontinuierlich an ihrer Performance arbeiten. Hierzu werden regelmäßig zwölf wissenschaftlich validierte Faktoren gemessen, die die Team Performance maßgeblich beeinflussen. Fördert das Tool Handlungsbedarf zutage, können die verantwortlichen Personen aus einer Toolbox Methoden wählen, die den Performancefaktor verbessern.

Ein ähnliches Konzept verfolgt der ebenfalls von vielen agilen Coaches und Scrum Mastern genutzte Spotify Squad Health Check, vom gleichnamigen Musik-Streamingdienst. Spotify organisiert seine Teams in sogenannten Tribes und Squads. Ein Squad ist dabei ein kleines interdisziplinäres selbstorganisiertes Team, das normalerweise nicht mehr als acht Mitglieder hat. In regelmäßigen Abständen erfolgt der "Squad Health Check", um den Teams ihre aktuelle Situation anhand einer Reihe unterschiedlicher Perspektiven (Qualität, Spaß, Werte et cetera) und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wichtig dabei ist, dass das Resultat des Health Checks kein Report an das Management ist, sondern dem Team selbst hilft, Stärken und Schwächen zu erkennen und sich so über die Zeit zu verbessern.

Plattform bietet spezifische Selbstbewertungen

Stärker auf die Gesamtunternehmensebene ausgelegt ist die Anwendung von Lean Agile Intelligence. Sie bietet einen Katalog mit über 200 bewährten Agile- und Lean-Praktiken für Teams. Zudem hat Lean Agile Intelligence mehrere Frame­work-spezifische Selbstbewertungen, einschließlich Scrum, XP, Kanban, Lean Startup und Safe, die alle auf dem zentralen Referenzhandbuch des Frameworks, zum Beispiel Scrum Guide, basieren. Die Selbstbewertungsplattform erleichtert die Durchführung von Team-Selbstbewertungen. Datenanalysen zeigen unter anderem kontinuierlich Verbesserungsmöglichkeiten, Verhaltensmuster, Coaching-Anforderungen und Investitionsmöglichkeiten in Bezug auf die Erreichung der Unternehmensziele auf.

Der Überblick zeigt, dass der Softwaremarkt bereits gute Lösungen für Unternehmen bereithält, die agiler und dadurch auch widerstandsfähiger werden möchten. Mit dieser Neuausrichtung leisten sie einen wichtigen Beitrag, um den Unternehmenserfolg langfristig und über die Krise hinaus zu sichern.


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Schlagworte zum Thema:  HR-Software, Resilienz, Agilität, Digitalisierung