Das sind die Gehaltstrends 2025

Vergütungsberatungen rechnen 2025 mit moderaten Gehaltssteigerungen. Laut der Prognose des Beratungsunternehmens Kienbaum, das im Oktober 2024 eine Befragung von 1.258 Unternehmen veröffentlichte, sinken die Gehaltssteigerungen von 4,7 Prozent im Jahr 2024 auf 3,8 Prozent. Auch die Vergütungsberatung Lurse erwartet ein langsameres Wachstum. Ihre Analyse von Daten aus 238 Unternehmen zwischen Mai und August 2024 zeigt, dass die geplante durchschnittliche Erhöhung für 2025 bei 3,7 Prozent liegt – und damit unter dem Niveau von 2024 (4,1 Prozent).
Die Vergütungsberatung Willis Towers Watson (WTW) prognostiziert ebenfalls ein Anpassungsbudget unter 4 Prozent – das erste Mal seit 2021. Für den 2024 erschienenen Salary Budget Planning Report stellten knapp 1.700 Unternehmen aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika ihre Daten zur Verfügung.
Gehaltssteigerungen im Vergleich zum Vorjahr
Im Jahr 2024 erreichten die Gehaltsanpassungsbudgets vieler Unternehmen ein hohes Niveau. Je nach Datengrundlage, Berechnungsart und Vergleichszeitraum lagen die Gehaltssteigerungen zwischen 2,1 und 4,7 Prozent. Laut dem kununu-Gehaltscheck 2025 verdienen Beschäftigte in Deutschland im Durchschnitt 50.239 Euro jährlich – ein Plus von 2,1 Prozent zum Vorjahr. Der Stepstone-Gehaltsreport 2025 nennt ein Bruttomediangehalt von 45.800 Euro, was einer Steigerung von 4,7 Prozent entspricht. Das Bruttodurchschnittsgehalt stieg laut Stepstone auf 52.300 Euro, ein moderateres Wachstum von 4,1 Prozent.
Echte und gefühlte Inflation
Ob diese Gehaltszuwächse die Inflation ausgleichen, wird unterschiedlich bewertet. Laut einer Befragung des Marktforschungsinstituts Bilendi im Auftrag von kununu empfinden zwei Drittel der 1.080 befragten Beschäftigten, dass die "gegenwärtigen Preissteigerungen den Frust über ihr aktuelles berufliches Einkommen steigere".
Die Inflation lag 2024 mit 2,2 Prozent jedoch insgesamt unter den Gehaltssteigerungen. Auch die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung bestätigt: Tariflöhne stiegen 2024 nominal um durchschnittlich 5,5 Prozent. Nach Abzug der Inflationsrate blieb ein realer Zuwachs von 3,2 Prozent. Die Aussichten für 2025 sind diesbezüglich bisher positiv. "Ein realer Einkommenszuwachs ist zu erwarten", heißt es etwa in der Kienbaum-Gehaltsprognose.
Alternativen für Inflationsausgleichsprämie gefragt
WTW weist darauf hin, dass Sonderzahlungen wie Inflationsausgleichsprämien, die bisher die Reallöhne gestützt haben, 2025 stark zurückgehen dürften. Grund dafür ist das Ende der steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Begünstigungen, die bis Ende 2024 sowohl Beschäftigten höhere Nettolöhne als auch Arbeitgebern geringere Kosten ermöglichten. Dieser Wegfall dürfte den Druck auf reguläre Gehaltserhöhungen und die Suche nach flexibleren Vergütungsalternativen verstärken.
Der aktuelle Lurse-Report zeigt, dass 2025 deutlich mehr Unternehmen Nullrunden planen als im Vorjahr. 19 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, ihre Gehaltsbudgets aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage im Vergleich zu den Vorjahren zu senken.
Die Personalberatung Robert Walters fand in ihrer jüngsten Gehaltsstudie heraus, dass 75 Prozent der befragten 516 Unternehmen moderate Gehaltserhöhungen planen. 66 Prozent setzen auf Boni. Zudem hat jedes dritte Unternehmen in den letzten zwölf Monaten Interim Manager eingesetzt oder plant dies künftig. Gleichzeitig stellen 64 Prozent verstärkt Beschäftigte mit breitem Erfahrungshorizont und generalistischen Fähigkeiten ein, um sie flexibel einsetzen zu können.
Fachkräftemangel bleibt Gehaltstreiber
Kienbaum betont, dass der Fachkräftemangel weiterhin ein zentraler Treiber der Gehaltsentwicklung bleibe, besonders in kritischen Rollen. Überraschenderweise zeigt sich die Softwarebranche davon vergleichsweise unbeeindruckt: Nur 19 Prozent der von WTW befragten Unternehmen in diesem Sektor sehen darin einen Einfluss auf ihre Budgets. Anders ist die Lage in der Finanzbranche. Hier rechnen 62,5 Prozent der Versicherer mit gehaltssteigernden Effekten durch die angespannte Marktsituation, gefolgt von Banking und Finance mit 50 Prozent.
Die Robert-Half-Gehaltsübersicht 2025, basierend auf einer Online-Befragung von 500 Arbeitgebern, zeichnet ein etwas anderes Bild: Trotz geplanter Neueinstellungen stagniert die Gehaltsentwicklung in vielen Bereichen. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, setzten Unternehmen verstärkt auf Quereinsteiger und interne Schulungen. Gehälter werden demnach beim Einstieg in neue Positionen nur moderat angehoben oder bleiben auf bestehendem Niveau. Laut Robert Half gewinnen zusätzliche Leistungen wie geldwerte Vorteile, Versicherungen und Weiterbildungsmöglichkeiten an Bedeutung neben dem eigentlichen Gehalt.
Marktvergleich hängt von Branche, Unternehmensgröße und Region ab
Unternehmen, die marktgerechte Gehaltsanpassungen planen, müssen zunächst ihren relevanten Markt definieren. Die Ergebnisse variieren je nach Branche, Unternehmensgröße und Region. Laut Stepstone steigen die Gehälter mit der Mitarbeitendenzahl: Kleine Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten zahlen ein Bruttomediangehalt von 40.500 Euro, während große Firmen mit über 5.000 Mitarbeitenden 57.750 Euro bieten.
Auch zwischen den Branchen gibt es deutliche Unterschiede. Banken zahlen mit 65.500 Euro das höchste Bruttomediangehalt, gefolgt von der Luft- und Raumfahrtindustrie (62.000 Euro) und der Pharmabranche (60.750 Euro). Am unteren Ende liegen das Gastgewerbe (37.250 Euro), die Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Gartenbau (38.500 Euro) und die Freizeit-, Touristik-, Kultur- und Sportbranche (41.250 Euro).
Regionale Unterschiede bleiben ebenfalls relevant. Stepstone und kununu zeigen ein klares Süd-Nord- sowie West-Ost-Gefälle auf: Die höchsten Durchschnittsgehälter zahlen Unternehmen im Süden und Westen Deutschlands.
Handlungsbedarf bei Gender Pay Gaps bleibt bestehen
Stepstone und kununu untersuchen anhand aktueller Gehaltsdaten auch den Gender Pay Gap in Deutschland, kommen jedoch aufgrund unterschiedlicher Datengrundlagen und Methoden zu abweichenden Ergebnissen. Laut dem Stepstone Gehaltsreport 2024 beträgt der unbereinigte Gender Pay Gap 12 Prozent, während der kununu-Gehaltscheck 13,1 Prozent ausweist. Zum Vergleich: Das Statistische Bundesamt gibt aktuell einen Wert von 18 Prozent an, den Frauen im Vergleich zu Männern weniger verdienen (unbereinigter Gender Pay Gap).
Trotz steigender Aufmerksamkeit durch regulatorische Veränderungen haben WTW zufolge Geschlechtergerechtigkeit insgesamt nur 11 Prozent der Unternehmen als Einflussfaktor ihrer Vergütungsstrategien genannt. Besonders relevant finden dieses Thema die Versicherer (25 Prozent). Ob dies auf besonders große Lücken in der Branche oder auf eine Vorreiterrolle hinweist, bleibt jedoch offen.
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