Wo früher eine Stellenanzeige genügte, um eine ausreichende Anzahl an Bewerbungen zu generieren, müssen die Unternehmen heute immer mehr Kanäle bespielen, damit sie ihre offenen Stellen besetzen können. Denn der Personalbedarf bleibt hoch. Zwar wirkt sich die schwache Wirtschaft zunehmend auch auf die Beschäftigungssituation in Deutschland aus. Insbesondere die Nachfrage nach Fachkräften im oberen Lohnbereich nimmt ab, fand das Indeed Hiring Lab in einer Stellenmarktanalyse heraus. Aber die Nachfrage in anderen Bereichen wie der Pflege bleibt auf einem hohen Niveau. Zudem führt die demografische Entwicklung dazu, dass in den nächsten Jahren immer weniger Personen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus verliert Deutschland im globalen Talentwettbewerb an Boden: Zwar konnten die Visavergaben durch das Fachkräfteeinwandungsgesetz um zehn Prozent gesteigert werden, aber das wird nicht reichen, um den zukünftigen Bedarf an ausländischen Fachkräften zu decken. Laut Indeed-Daten stagniert das Interesse von ausländischen Jobsuchenden nach Arbeit in Deutschland sogar eher, als dass es weiter wächst.
Auf diese Recruitingkanäle setzen Unternehmen
Für die Arbeitgeber heißt das: Die Personalsuche bleibt auch 2025 herausfordernd. Sie müssen mehrere Recruitingkanäle parallel bespielen, um eine ausreichende Anzahl und Qualität an Bewerbungen zu erhalten. Am häufigsten werden offene Stellen auf der eigenen Webseite und in Jobbörsen ausgeschrieben. Gleich danach folgen dynamische Recruitingformen, die auf einem persönlichen Austausch basieren. Diese haben in den vergangenen Jahren deutlich an Zuspruch gewonnen: Mitarbeiterempfehlungsprogramme, Active Sourcing, Kontakte auf Recruiting- oder Fachmessen oder die Ausrichtung von Community-Events.
Diese Entwicklung wird von der Benchmark-Studie "Recruiting-Strukturen" von DGFP, HTWK und Wollmilchsau bestätigt. Die Auswertung für das Jahr 2023 zeigt, dass Mitarbeiterempfehlungsprogramme (83 Prozent) in der Nutzung stark zugenommen haben. Sie stehen an zweiter Stelle der eingesetzten Recruiting-Methoden – nach der Anzeigenschaltung in Jobbörsen (97 Prozent). An dritter Stelle steht das Active Sourcing (68 Prozent). An vierter Stelle folgt die Direktvermittlung, die ebenfalls in den meisten Fällen eine direkte Ansprache von Talenten beinhaltet. Platz fünf bei den am häufigsten eingesetzten Recruitingkanälen nehmen Azubi- und Absolventenmessen ein (58 Prozent). Im Vorjahr standen sie auf Platz sechs – nach Social Media Performance Marketing.
Recruiting-Herausforderungen für HR
Die Randstad-Ifo-Personalleiterbefragung aus dem Sommer 2024 macht deutlich: Die deutsche Arbeitswelt verändert sich. Unternehmen passen ihre Recruitingstrategie an und öffnen sich für neue Mitarbeitende. Mittlerweile ermöglichen 45 Prozent der Unternehmen in Deutschland Quereinsteigern einen leichteren Zugang zu ihren Jobs. Fast genauso viele Unternehmen heißen Stellensuchende willkommen, deren Erfahrung oder Qualifikation nicht exakt den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle entspricht (40 Prozent).
Erfolgreicher Kanal für die aktive Kandidatensuche
Damit reagieren die Unternehmen auf den immer noch vorhandenen Fachkräftemangel in einigen Berufsfeldern. Eine weitere Veränderung in den Recruitingprozessen betrifft die stärkere Ausrichtung auf eine gute Candidate Experience. Diese ist heute ein wichtiger Faktor, um überhaupt Bewerbungen zu generieren.
Eine gute Candidate Experience wird am besten gewährleistet, indem es die Arbeitgeber den potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern möglichst einfach machen, Kontakt aufzunehmen – oder noch besser: Indem sie potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten proaktiv ansprechen. Damit können sie vor allem bei Personen, die sich in einem festen Beschäftigungsverhältnis befinden, punkten. Die meisten Beschäftigten wollen heute lieber von den Unternehmen kontaktiert werden, als selbst aktiv zu werden.
Active Sourcing im persönlichen Kontakt
Der grundlegende Vorteil von Recruitingmessen ist, dass sie von Anfang an persönliche und individuelle Kontakte ermöglichen. Je persönlicher die Ansprache ist, desto Erfolg versprechender ist das Active Sourcing. Als Standardschreiben versandte Anfragen über Businessnetzwerke werden kaum noch beantwortet. Anders ist die Lage auf Recruitingevents: Wer auf diesen Veranstaltungen vor Ort ist, hat Interesse an einer beruflichen Veränderung und kann im persönlichen Gespräch von den Qualitäten des Unternehmens als Arbeitgeber überzeugt werden.