Die Urlaubszeit als Recruiting-Chance nutzen
In der Urlaubszeit liegt Deutschland am Strand, wandert über die Berge, schwimmt in Seen und besichtigt Sehenswürdigkeiten. An den Arbeitsplätzen kehrt in der Sommerzeit Leere ein. Die Abwesenheitsnotiz hat Hochsaison. Wer im Büro und auf den Shopfloors zurückbleibt, hat das Nachsehen. Oder?
Recruiting-Falle Sommerloch?
Ganz im Gegenteil. Denn gerade für HR-Abteilungen ergibt sich im Sommer eine besondere Situation: Wenn die Konkurrenz Urlaub macht, entsteht im Wettbewerb um Fachkräfte speziell für diejenigen ein Vorteil, die in den Ferien fleißig weiter rekrutieren. Für die einen ist das Sommerloch also eine Recruiting-Falle, weil sie den Stellenmarkt den Mitbewerbern überlassen. Für die Zurückgebliebenen kann es dagegen zum echten Vorteil werden.
Dazu passt, dass der Arbeitsmarkt gerade im Sommer in Bewegung ist. Die Arbeitslosigkeit steigt traditionell, weil Ausbildungsverträge enden oder Unternehmen in die Betriebsferien gehen. Allein im Juli 2024 ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland um 82.000 auf 2.809 Millionen gestiegen. Das waren 18.000 mehr als im Juni und 192.000 mehr als im Vorjahr, was einen Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte zur Folge hatte. Zudem werden einige Arbeitskräfte nach der Sommersaison wieder für den Arbeitsmarkt verfügbar sein – insbesondere aus der Gastronomie und anderen, saisonal agierenden Branchen.
Eine Stellenanzeige macht noch kein Recruiting
Es lohnt sich für Arbeitgeber in dieser Zeit also ganz besonders, ihre Fühler auszustrecken. Aber wie groß ist der Wettbewerbsvorteil im Buhlen um Arbeitskräfte im Sommer wirklich? Der Blick in die Plattform-Daten von Indeed zeigt: Der Wettbewerb um Fachkräfte reißt nicht ab. Die Zahl der Stellenanzeige ist ungebrochen hoch. Es gibt also kein Sommerloch.
In der Praxis kann das jedoch ganz anders aussehen. Denn nur, weil eine Stellenanzeige geschaltet ist, heißt das noch nicht, dass mit dem üblichen Nachdruck rekrutiert wird. Wie schnell reagieren Unternehmen auf Bewerbungen? Wie lange dauert es, bis ein Vorstellungsgespräch vereinbart wurde? Und wie schnell werden Entscheidungen getroffen, wenn die Entscheidungsträger verreist sind? Wer hier einige Dinge richtig macht, kann die Recruiting-Chance Sommerloch sehr wohl in einen Wettbewerbsvorteil umwandeln.
Geschwindigkeit zählt vor allem in der Urlaubszeit
Die erste Chance dafür bietet die Geschwindigkeit. Kurze Reaktionszeiten auf Bewerbungen kommen nicht nur bei Jobsuchenden gut an, sondern auch im Wettbewerb mit der Konkurrenz verschaffen sich Unternehmen einen Vorteil – insbesondere dann, wenn sich in den HR-Abteilungen der anderen Unternehmen Mitarbeitende im Urlaub befinden. Allerdings bedeutet der Urlaub der einen oft mehr Arbeit für die anderen. Weil aber viele Projekte vor den Ferien angestoßen (oder abgeschlossen) werden, bleibt für Personalverantwortliche mitunter sogar mehr Zeit für das Sichten und Bearbeiten von Bewerbungen.
Schubkraft für den Jahresendspurt im Recruiting
Ein weiterer Trumpf ist die moderne Kommunikationstechnik. Stellensuchende können sich für ein Vorstellungsgespräch über Video-Chat einwählen – selbst dann, wenn sie im Urlaub sind. Eine Besonderheit dabei: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich in ihren Ferien um einen Job bemühen, sind besonders interessiert an einer Veränderung. Ebenso ergeht es den vielen Hochschul- und Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen. Erfahrungsgemäß ist ein Großteil von ihnen noch unentschlossen und deshalb besonders empfänglich für schnelle Bewerbungsverfahren. Ein langer und durch Urlaube chaotischer Prozess würde diese Chance zunichtemachen.
Die Sommerwochen sind für Unternehmen entscheidend. Schließlich beginnt für viele zur Jahreshälfte die Planung für den Jahresendspurt. Nicht selten werden die Ziele noch einmal angepasst – und mit ihnen der Personalbedarf. Wer erst im Herbst beginnt, die benötigten Arbeitskräfte zu finden, wird am Jahresende Probleme bekommen. Deshalb bietet das Sommerloch nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern ist auch Schlüssel für eine erfolgreiche zweite Jahreshälfte.
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