Proximity Bias: Mitarbeitende im Homeoffice fürchten Benachteiligung

Auch wenn viele Unternehmen sich offen für hybride Arbeitsformen zeigen, sitzen Wertekriterien aus der analogen Zusammenarbeit offenbar tief. Fast jeder zweite Beschäftigte in Deutschland ist überzeugt, dass an seinem Arbeitsplatz ein sogenannter "proximity bias" existiert, ein Denkfehler, der dazu führt, dass Mitarbeitende, die hauptsächlich im Büro arbeiten, aufgrund des positiven Effekts räumlicher Nähe gegenüber hybrid Arbeitenden bevorzugt werden. Das zeigt die Studie "State of Hybrid Work 2022", für die das Technologieunternehmen Owl Labs im Februar 2022 in Deutschland 2.000 Bürobeschäftigte befragte.
Vorgesetzte orientieren sich an Präsenz-Mitarbeitenden
Die Studie zeigt: Über 44 Prozent der Befragten sind besorgt, dass ihnen durch remote Arbeit berufliche Chancen entgehen könnten und sie weniger Mitspracherecht haben. Über die Hälfte (56 Prozent) glaubt zudem, dass Arbeitgeber mehr Vertrauen in Mitarbeitende vor Ort haben als in jene, die hybrid oder remote arbeiten. Gleichzeitig glauben 44 Prozent, dass ihre Vorgesetzten kein spezielles Training für hybrides Arbeiten oder remote work erhalten.
Tatsächlich, so die weiteren Studienergebnisse, fragen 53 Prozent der Vorgesetzten und 57 Prozent der Führungskräfte vorrangig diejenigen Beschäftigten um ihre Meinung oder setzen sich mit ihnen auseinander, mit denen sie physisch zusammenarbeiten.
Hybride Zusammenarbeit benötigt Arbeit an der Vertrauensbasis
"Remote arbeitende Teammitglieder kommen hier schnell zu kurz", erklärt Frank Weishaupt, CEO bei Owl Labs. Es zeige sich, dass hybride Zusammenarbeit kein Selbstläufer sei, sondern Beziehungsaufbau und -pflege in der Belegschaft zur Herausforderung machen. Weishaupt ergänzt: "Hybride Zusammenarbeit bedarf einer durchdachten und zielgerichteten Planung, um sie effektiv, fair und produktiv zu gestalten. Nur so kann eine gegenseitige Vertrauensbasis hergestellt werden, unabhängig davon, wie oft man sich persönlich begegnet."
Die Studienautoren empfehlen auch den remote arbeitenden Angestellten, ihre Verhaltensmuster zu überdenken, denn die Produktivität im Homeoffice werde oft anders wahrgenommen als jene im Büro.
Generation Hybrid: Mitarbeitende entscheiden, wann und wo sie arbeiten
Während Unternehmen noch immer mit der erfolgreichen Umsetzung hybrider Arbeit hadern, haben Angestellte ziemlich klare Vorstellungen davon, was Unternehmen ihnen 2022 in Bezug auf hybride Arbeitsformen bieten sollten. Klar zeigt sich in der Studie, welche Maßnahmen Mitarbeitende aktuell dazu veranlassen würden, bei ihrem derzeitigen Unternehmen zu bleiben und welche zu zukünftigen Arbeitgebern locken könnten.
Die nächste "Generation Hybrid" will neben mehr Freizeit nicht nur entscheiden, wo, sondern auch wann sie arbeitet. Ganz hoch im Kurs steht eine Vier-Tage-Arbeitswoche, für die 44 Prozent bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bleiben würden, gefolgt von flexiblen Arbeitszeiten (36 Prozent), einem flexiblen Arbeitsort (30 Prozent) und unbegrenzten Urlaubstagen (26 Prozent).
Ein vollständiges "back to office" trifft entsprechend nicht bei allen Befragten auf Zuspruch: Ein Drittel (32 Prozent) ist besorgt darüber, dass ihr Unternehmen eine vollständige Rückkehr ins Büro ganz ohne Hybrid-Option anordnen könnte. Für 40 Prozent der aktuell hybrid oder remote Arbeitenden wäre Büropflicht sogar ein Wechselgrund.
Wie lieb und "teuer" deutschen Arbeitnehmenden ihre Freizeit und Autonomität im wahrsten Sinne des Wortes ist, untersuchte die Studie ebenfalls: So würden 80 Prozent der Befragten eine Lohnkürzung für die Vier-Tage-Arbeitswoche in Kauf nehmen, 10 Prozent davon immerhin bis zu 400 Euro ihres Nettoeinkommens. 69 Prozent würden für flexibleres Arbeiten (Ort und Zeit), und 79 Prozent für unbegrenzte Urlaubstage Gehaltskürzungen akzeptieren.
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