Marktgespräch HR-Software mit Axel Singler von Haufe Umantis

Der mittelständische Softwareanbieter Haufe Umantis fährt zweigleisig. Neben einem Suite-Ansatz rund um die Module Bewerbermanagement und Talentmanagement, entwickelt das Unternehmen Speziallösungen für Teamentwicklung und OKR. Eine Notwendigkeit, sich für den einen oder anderen Ansatz zu entscheiden, sieht Geschäftsführer Axel Singler nicht. Die Gründe dafür erläutert er im Marktgespräch.

Generalist oder Spezialist? Diese Frage stellt sich nicht nur Personalverantwortlichen auf der Suche nach einer passenden HR-Software. Auch Anbieter positionieren sich häufig in die eine oder andere Richtung. Die zur Haufe Group gehörende Haufe Umantis AG möchte beides sein. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen einen mittleren zweistelligen Millionenumsatz und übertraf damit seine Ziele nach eigenen Angaben deutlich. "Wir wachsen im Kerngeschäft ebenso wie im Neugeschäft", sagt Geschäftsführer Axel Singler. Genaue Zahlen nennt er nicht.  Er stieß im Dezember 2015 als Chief Customer Success Officer zum Unternehmen und ist seit April 2019 verantwortlicher Geschäftsführer.

Hohe Reifegrade der Segmente Recruiting und Talent Management

Dem Kerngeschäft, einem webbasierten Bewerber- und Talentmanagement, widmet sich das Unternehmen seit seiner Gründung durch vier Studierende der ETH Zürich und der Universität St. Gallen im Jahr 2000. Sieben Jahre später folgte die erste Zusammenarbeit mit Haufe, 2012 der Zusammenschluss zur Haufe Umantis AG. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen rund 200 Mitarbeitende, Tendenz steigend.  Zu den neuen Geschäftsfeldern zählen unter anderem Lösungen für OKR sowie Teamentwicklung. "Wir fahren bewusst zweigleisig", sagt Singler. Das liegt zum einen daran, dass Singler allen Organisationsformen in einem Unternehmen eine Lösung anbieten möchte. Zum anderen spielt auch der Reifegrad der verschiedenen Segmente eine Rolle. Im Talent Management-Markt beispielsweise sind keine disruptiven Entwicklungen zu erwarten. "Die Innovationskurve ist bereits weit fortgeschritten. Es geht daher für alle Anbieter inklusive uns eher um inkrementelle Verbesserungen." Beispielsweise stünde im Teilbereich Recruiting im Vordergrund, Prozesse zu optimieren und Schnittstellen zu möglichst vielen Drittsystemen zu ermöglichen. "Ein umfassendes Recruiting-Ökosystems zu schaffen, ist hier wichtig", ist Singler überzeugt.

Große Hoffnungen ruhen auf Speziallösungen

Anders sieht es bei den Speziallösungen aus. Hier ruhen große Hoffnungen auf dem Managementansatz OKR (Objectives and Key Results). "Wir investieren stark in die Entwicklung von Softwarelösungen bei diesen neuen Themen", sagt Singler. Nach seinen Schätzungen arbeiten in größeren Unternehmen ab 500 Beschäftigen rund zehn bis 20 Prozent der Mitarbeitenden in flexiblen Strukturen. Darauf baut Singler. OKR löse dort zunehmend klassische Zielvereinbarungen ab, ist er sich sicher. Bislang widmen sich vermehrt Start-ups diesem Marktsegment. Haufe-umantis möchte ebenfalls mitmischen. "Hier sehen wir großes Potenzial", sagt Singler. Das gilt auch für die Themen Team-Onboarding und Teamentwicklung. Er sieht diese als Teil eines größeren Trends: Teams gewännen in Unternehmen an Bedeutung.

Neue Anbieter drängen ins Transaktionssegment

In diesem Feld müssen sich traditionelle HR-Software-Anbieter nun erstmals mit neuen Playern wie Microsoft oder Slack auseinandersetzen, die zunehmend ins HR-Transaktionssegment drängen. Singler beobachtet diese Entwicklung genau. Sorge bereitet sie ihm nicht. "Natürlich müssen wir uns als mittelständischer Softwareanbieter sehr genau überlegen, wie wir uns positionieren", sagt er. In den Spezialthemen sieht er kleinere HR-Software-Anbieter weiter vorne. Die Generalisten könnten das Innovationstempo in der Bandbreite der HR-Anwendungen nicht mitgehen, glaubt Singler. Also überließen sie das Feld stellenweise den Spezialisten. Umgekehrt heißt das für Singler und sein Team: Schnittstellen zu den großen Plattformen wie beispielsweise MS Teams sind ein Muss.

Best-of-Breed oder Komplettlösung?

Zeichnet sich hier eine Verschiebung zugunsten eines Best-of-Breed-Ansatzes? "Jein", meint Singler. Vor zehn Jahren traten viele HR-Softwareanbieter mit dem Anspruch an, eine Komplettlösung anzubieten. Die heutigen HR-Tech-Gründer in Deutschland starten eher mit Speziallösungen – Ausnahmen wie Personio bestätigen die Regel. Singler erklärt das so: "Je höher der digitale Reifegrad einer HR-Organisation, desto größer der Bedarf nach Speziallösungen." Dennoch werden auch in Zukunft viele Unternehmen zum Ziel haben, die Kernprozesse im HR über ein System abzubilden. Denn die Integration verschiedener Systeme bleibt aufwändig.

Singler beunruhigt das nicht. Denn der Bedarf an Speziallösungen in HR dürfte ihm zufolge eher noch zunehmen. "Das Spielfeld an HR-Themen wird größer", ist er überzeugt. Auch wenn die Investmentwelle in HR-Tech-Start-ups allmählich bricht, bleibt der Markt dynamisch. Haufe Umantis möchte das Tempo mitgehen – und wagt den Spagat zwischen Kern- und Neugeschäft. Ob der Spielplan aufgeht, muss sich zeigen.


Zur Serie: Im "Marktgespräch HR Tech" spricht die Haufe Online Redaktion in regelmäßigen Abständen mit Geschäftsführern und Geschäftsführerinnen etablierter Softwarehäuser sowie aufstrebender Startups und beleuchtet dabei die Entwicklungen und Trends im Markt für HR-Software.

Schlagworte zum Thema:  HR-Software, Software-Anbieter