Hybride Arbeitswelt: Im Mittelstand fehlen klare Konzepte
Ein Blick auf den deutschen Mittelstand ergibt ein heterogenes Bild: Auf der einen Seite gibt es Arbeitgeber, die zu 100 Prozent Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit anbieten, und auf der anderen Seite kehren Unternehmen wieder zur Präsenzkultur zurück. In Deutschland ist die ganze Bandbreite an möglichen Arbeitsmodellen vorhanden. Doch wie ist die weitere Entwicklung geplant? Geht es zurück zur Präsenz oder setzen die Unternehmen auf Transformation zur hybriden Arbeitswelt?
Antworten auf diese Fragen liefert eine neue Studie der Haufe Group. Für die Studie "Arbeitswelt der Zukunft im Mittelstand" wurden über 1.000 leitende Angestellte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Führungsposition aus Unternehmen der Bereiche Dienstleistung, Handel und Produktion befragt. Die befragten Mitarbeitenden mussten einen Beruf ausüben, in dem Homeoffice (teilweise) möglich oder theoretisch möglich war.
Vorteile von Homeoffice überwiegen auch im Mittelstand
Im Ergebnis zeigt sich, dass auch der Mittelstand in Deutschland den neuen Arbeitsmöglichkeiten von zu Hause aus aufgeschlossen gegenübersteht. Bei 73 Prozent aller Befragten überwiegen die Vorteile und Chancen von Homeoffice, unter den Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern sind es sogar über 80 Prozent. Das spiegelt sich auch in der Ausstattung wider: Rund die Hälfte der Unternehmen investierte während der Lockdowns in die Hardware der Mitarbeitenden sowie in Softwarelösungen und die IT-Infrastruktur.
Große Mitgestaltungsmöglichkeiten bei der Transformation hatten allerdings nur wenige: Etwa die Hälfte der nicht-leitenden Angestellten gibt an, keinerlei Einfluss auf die neuen Prozesse oder Konzepte zum Homeoffice zu haben, vier von zehn hatten wenigstens geringen Einfluss.
Hybrid Work: Im Mittelstand fehlen noch Konzepte
Konkrete Konzepte für Homeoffice und Remote Work fehlen jedoch noch in vielen Unternehmen. Zwar haben sich die meisten der befragten Unternehmen Gedanken über künftige Regelungen zu hybridem Arbeiten gemacht und mehr als die Hälfte hat auch bereits konkrete Konzepte erarbeitet. Über ein Viertel der Befragten gibt zudem an, dass in ihrem Unternehmen konkrete Konzepte bereits umgesetzt werden oder kurz vor der Umsetzung stehen. Das heißt aber keineswegs, dass diese Unternehmen auch auf die neuen Arbeitsformen setzen. Manche kehren zur Präsenzpflicht zurück, andere stellen eher willkürliche Regeln auf. In 43 Prozent der Unternehmen sind sogar noch gar keine Regelungen getroffen oder kommuniziert worden oder es existieren allenfalls erste Überlegungen.
Herausforderungen der hybriden Arbeitswelt für den Mittelstand
Für 57 Prozent der Mitarbeitenden (Führungskräfte: 55 Prozent) ist im Hybrid Working Austausch und Networking die größte Herausforderung. 52 Prozent der Befragten fehlen die informellen Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen. Dem Teamzusammenhalt schadet das fehlende Socializing allerdings nicht: Nur 14 Prozent geben an, dass die gegenseitige Unterstützung im Team abgenommen hätte.
Circa ein Fünftel beklagt eine geringere Motivation und Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für Führungskräfte stellt auch die Führung der Mitarbeitenden eine Herausforderung dar (33 Prozent). Nachholbedarf im Transformationsprozess besteht bei der Begleitung der Mitarbeitenden – zumindest aus deren Sicht: In der Wahrnehmung der Führungskräfte (18 Prozent) wurde in Schulungen und Trainings, zum Beispiel zu Teamwork und Selbstorganisation, deutlich mehr investiert als aus Sicht der Nicht-Leitenden (9 Prozent).
Hybride Arbeitsmodelle erfordern Vertrauen
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich Mitgestaltung, mehr Eigenverantwortung, mehr Flexibilität und mehr Beteiligung – auch das ist ein Ergebnis der Haufe-Studie. Das bedeutet aber auch, dass Unternehmen ihren Mitarbeitenden Vertrauen entgegenbringen müssen. Knapp 30 Prozent der Befragten konnten hier eine positive Entwicklung beobachten.
Die Studie zeigt, dass Fach- und Führungskräfte sich flexiblere Arbeitszeiten und Arbeitsweisen wünschen. Sie möchten mehr Eigenverantwortung und erwarten eine größere Aufgeschlossenheit der Unternehmen gegenüber digitalen Technologien. Wer auch in Zukunft interessant bleiben möchte für Nachwuchs- und Führungskräfte, sollte sich dringend mit diesen Themen und Fragestellungen befassen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Hybrid Work - Empirische Bilanz und Perspektiven
Meetingkultur auf dem Weg in die hybride Arbeitswelt
Digitalisierungsindex Mittelstand: Sicherheit und Nachhaltigkeit stehen im Fokus
-
Essenszuschuss als steuerfreier Benefit
697
-
Workation und Homeoffice im Ausland: Was Arbeitgeber wissen müssen
602
-
BEM ist Pflicht des Arbeitgebers
350
-
Probezeitgespräche als Feedbackquelle für den Onboarding-Prozess
283
-
Vorlage: Leitfaden für das Mitarbeitergespräch
265
-
Ablauf und Struktur des betrieblichen Eingliederungsmanagements
219
-
Mitarbeiterfluktuation managen
2134
-
Das sind die 25 größten Anbieter für HR-Software
210
-
Acht rettende Sätze für schwierige Gesprächssituationen
199
-
Warum Offboarding an Bedeutung gewinnt
181
-
Jung, dynamisch, männlich: Stellenanzeigen grenzen aus
22.12.2025
-
Engagement statt PR: Inklusion als Employer-Branding-Faktor
19.12.2025
-
Haufe Live: Praxisnahe Einblicke in den KI-Einsatz
18.12.2025
-
“Nicht das Gehalt erhöhen, sondern den Gehalt”
17.12.2025
-
Wie Chat GPT und Co. die Jobsuche verändern
16.12.2025
-
Beim Anteil von Frauen in Führung verändert sich wenig
15.12.2025
-
Warum Offboarding an Bedeutung gewinnt
12.12.2025
-
"Wir müssen mit KI Schritt halten"
11.12.2025
-
Wenn der Chef-Chef anklopft
10.12.2025
-
Wie ein inklusiver Berufseinstieg gelingt
08.12.2025