Gehaltstransparenz: Was verdienen die Kollegen?

Das neue Entgelttransparenzgesetz erlaubt einen Vergleich des eigenen Gehalts mit dem der Kollegen – allerdings nur über Vergleichsgruppen. Arbeitnehmer befriedigt das nicht: Jeder zweite würde gerne das konkrete Gehalt der Kollegen kennen.

Das Entgelttransparenzgesetz soll den „Gender Pay Gap“ – die Differenz zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Männern und Frauen – verringern. Um dies durchsetzen zu können, haben Mitarbeiter seit 6. Januar 2018 einen Auskunftsanspruch  über die Vergütung vergleichbarer, andersgeschlechtlicher Kollegengruppen. Von vielen Seiten wird das als Vorstoß gesehen, das Tabuthema Gehalt öffentlich zu machen und Gehälter allgemein transparenter zu machen.   

Gehaltsvergleich von den meisten Arbeitnehmern  gewünscht

Aber: Wie groß ist eigentlich die Neugier der deutschen Arbeitnehmer beim heiklen Thema „Gehalt“? Dieser Frage ist Monster in einer YouGov Online-Umfrage nachgegangen. Das Ergebnis: Jeder Fünfte weiß bereits, wie viel er im Vergleich zu seinen Kollegen verdient. Die Hälfte der Befragten würde die Möglichkeit aber gerne in Anspruch nehmen und sich über vergleichbare Gehaltstrukturen im Unternehmen informieren.



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Dabei ist weniger die bloße Neugier der Antrieb, warum Arbeitnehmer gerne den Verdienst des Kollegen kennen würden: Der größte Anteil der Beftragten wünscht sich generell mehr Transparenz bei Gehältern (57 Prozent). Aber auch das Bestreben, sich besser auf Gehaltsverhandlungen vorbereiten zu können (50 Prozent) und die Vermutung, weniger als die Kollegen zu verdienen (15 Prozent) werden genannt.

Was verdient mein Kollege - Young Professionals fühlen sich benachteiligt

Das Interesse am Gehalt der Kollegen scheint allerdings mit der Berufserfahrung zu sinken, denn während nur sieben Prozent der 45- bis 54-Jährigen sich darüber sorgen, dass sie weniger verdienen als ihre Kollegen, vermuten das doppelt so viele der Umfrageteilnehmer im Alter zwischen 25 und 34 Jahren.

Generationsunterschiede werden auch beim Thema Transparenz deutlich: Jeder dritte Millennial (24 bis 34 Jahre) wünscht sich mehr Transparenz beim  Gehalt, aber nur jeder Vierte der älteren Generation (45 bis 54 Jahre) würde aus diesem Grund nach dem Gehalt der Kollegen fragen.

Gehaltsvergleich mit den Kollegen kann auch demotivieren

Zur Motivation allerdings trägt das Wissen um das Gehalt der Kollegen nur bedingt bei, erklärt der Sozialpsycholge Dieter Frey, Ludwig-Maximilians-Universität München, im Interview mit der Haufe Online-Redaktion.

Die Forschung über Ergebnisfairness zeige, so Frey, dass Menschen immer gerade jene Verteilungsprinzipien präferieren, bei denen sie selbst gut abschneiden, und solche eher infrage stellen, bei denen sie schlechter abschneiden. Was Unternehmen beachten müssen, um zu einer gerechten und damit neidlosen Gehaltsverteilung zu gelangen, lesen Sie im Interview „Warum die Gerechtigkeit bei Gehältern begrenzt ist“.


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