Lieber lügen als Ärger bekommen
Authentizität und ein offener Umgang mit Fehlern sehen anders aus: 54 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind überzeugt, dass Ehrlichkeit im Job nur Ärger nach sich zieht. 45 Prozent lügen gelegentlich bei der Arbeit, um gut über die Runden zu kommen. 22 Prozent der Beschäftigten zeigen am Arbeitsplatz nicht ihr wahres Gesicht. Und 32 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden niemals Gefühle auf der Arbeit zeigen. Die Umfrage von Glassdoor und Yougov Deutschland unter 1.066 Berufstätigen vermittelt ein relativ nüchternes Bild von der Arbeitswelt.
Vor allem Männer sagen: Kleine Lügen gehören einfach zum Berufsleben
Im Zuge der Befragung wurden die Teilnehmer zu zwei unterschiedlichen Arten von Lügen befragt. "Kleine Lügen" erfolgen beiläufig und dienen der Beschönigung ("Ich bin an dem Thema dran"), wohingegen "große Lügen" vorsätzlich erfolgen und Tatsachen grob verdrehen ("Ich habe den Großkunden gewonnen").
Den gelegentlichen Gebrauch von kleineren Notlügen in obigem Sinne geben 45 Prozent der Befragten zu. Regelmäßig sind kleine Lügen bei 28 Prozent der Berufstätigen in Deutschland im Einsatz. Dabei gehen 51 Prozent der Männer davon aus, dass kleine Lügen einfach zum Berufsleben dazu gehören. Das sehen nur 45 Prozent der weiblichen Befragten so.
Grobe Lügen kommen am Arbeitsplatz eher selten vor
Doch in den Unternehmen wird offenbar nicht gelogen, bis sich die Balken biegen: Bei gröberen Lügen zeigen sich die meisten Berufstätigen eher zurückhaltend. Acht Prozent setzen gelegentlich "große Lügen" ein, um sich im Berufsleben durchzusetzen. Nur sechs Prozent tun dies häufig. Grundsätzlich neigen eher Männer (acht Prozent) als Frauen (vier Prozent) dazu.
Für 90 Prozent der befragten Frauen haben vorsätzliche Lügen im Arbeitsleben nichts zu suchen, aber auch 80 Prozent der Männer teilen diese Auffassung.
Fehler und Misserfolge führen am häufigsten zu Lügen
Aus welchen Gründen wird besonders viel auf der Arbeit gelogen? 27 Prozent der Berufstägigen geben an, dass sie schon einmal gelogen haben, um Fehler und Misserfolge zu verbergen. 21 Prozent haben schon einmal die Unwahrheit gesagt, weil sie vermuteten, dass die eigene Chefin oder der Chef keine abweichende Meinung akzeptiert. Zwölf Prozent der Befragten logen, um Strafen und Sanktionen zu entgehen.
Freunde und Familie werden häufiger angelogen als die Vorgesetzten
Allerdings kommen die Kollegen und Vorgesetzten bei der Wahrheit noch vergleichsweise gut weg. Die Befragten lügen in der Tendenz häufiger ihre Freunde und Familie an, als die Führungskraft. Während immerhin 38 Prozent bereits einmal ihre Lebenspartnerin oder ihren Lebenspartner angelogen haben, geben nur 15 Prozent an, dass sie das bei ihrem Vorgesetzten probiert haben. Auch die Hierarchie hat einen Einfluss auf die Wahrheit: Besonders ehrlich geben sich die Beschäftigten gegenüber dem CEO ihres Unternehmens. Nur fünf Prozent der deutschen Berufstätigen haben ihm oder ihr gegenüber schon einmal gelogen.
Dazu Felix Altmann, Arbeitsmarktexperte bei Glassdoor: "Die Tatsache, dass sich zahlreiche Berufstätige dann und wann mit einer Notlüge behelfen, ist nicht weiter kritisch. Schwierig wird es dann, wenn sie in einem Unternehmen arbeiten, in dem sie es vielleicht müssen, weil Fehler und Misserfolge nicht toleriert werden und Sanktionen drohen. Dabei sollte sich doch herumgesprochen haben, dass ein offener Umgang mit Fehlern dafür sorgen kann, dass Berufstätige mutiger und kreativer werden. Wer sich am Arbeitsplatz verstellen und ständig lügen muss, sollte überlegen, ob sie oder er dort noch richtig aufgehoben ist."
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