Digitalisierung: Industrie 4.0 braucht Ausbildung 4.0

In Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben ist die Digitalisierung unterentwickelt - und das, obwohl sich Jugendliche mit digitalem Lernen wohl gut motivieren ließen. Das zeigt der "Monitor Digitale Bildung" der Bertelsmann Stiftung. Doch es gibt auch positive Beispiele aus der Praxis.


Ausbildung 4.0 bei Bosch – Ein Beispiel aus der Praxis

Anders sieht es beim Automobilzulieferer Bosch aus. Mit der vernetzten Fertigung verändern sich die Anforderungen an die Mitarbeiter. Sie benötigen beispielsweise ein umfassenderes Wissen um die Abläufe in der Fertigung, da die Prozesse miteinander vernetzt sind. Das berücksichtigt Bosch bereits heute in der Ausbildung. „Wir brauchen neben Akademikern vor allem gut ausgebildete Facharbeiter in der vernetzten Fertigung. Industrie 4.0 braucht eine Ausbildung 4.0 – und genau die bieten wir unseren Auszubildenden“, sagt Christoph Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH.

Eigenständiges und interdisziplinäres Arbeiten fördern

In der Industrie 4.0 sind Maschinen und Produkte miteinander vernetzt und tauschen laufend Daten miteinander aus. IT-Kenntnisse werden daher zunehmend wichtig. Facharbeiter arbeiten auch häufiger in interdisziplinären, berufsfeldübergreifenden Projekten. „Wir übertragen unseren Azubis bereits in der Ausbildung mehr Eigen- und Projektverantwortung. In mehreren Praxiseinsätzen lernen sie die Arbeitsabläufe in der Fertigung und die Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen kennen“, erläutert Siegfried Czock, Leiter Aus- und Weiterbildung in Deutschland. „Die Auszubildenden sind anschließend in der Lage, Veränderungen durch die digitale Vernetzung zu gestalten. Zugleich bauen sie ihre Kommunikationsfähigkeiten aus. Beides sind wichtige Fähigkeiten in der vernetzten Welt.“ Rund jeder fünfte Auszubildende im technisch-gewerblichen Bereich arbeitet zudem während der Ausbildung für mehrere Wochen an einem Standort im Ausland. Im Ausbildungsmodul „Junior Company“ sind die Auszubildenden Chef und erledigen eigenverantwortlich Aufträge fürs Werk.

Industrie 4.0 braucht Ausbildung 4.0

Auszubildende bei Bosch in Homburg erfahren beispielsweise bereits im ersten Ausbildungsjahr, wie die Produktion der Zukunft aussieht. So lernen sie intelligente Arbeitsplätze kennen, die sich dem Kenntnisstand des Mitarbeiters anpassen und ihn bei seiner Arbeit unterstützen. Im zweiten und dritten Lehrjahr wenden die Azubis ihr Wissen in realen Aufträgen an und sammeln so weitere Erfahrung in der vernetzten Fertigung. Zum Beispiel bauen sie einen Roboterstand um und ergänzen eine Funkstrecke, um Informationen mit einem Tablet austauschen zu können. Gleichzeitig geben sie ihr Wissen an Mitarbeiter im Werk weiter.

Ausbildungsinhalte, Lehrmethoden und Lernmedien wurden angepasst

„Durch den hohen Praxisanteil und die verschiedenen Projekte, an denen wir arbeiten können, ist Industrie 4.0 mehr als nur ein Schlagwort für uns“, erklärt Laura Kästner, Elektronikerin für Automatisierungstechnik im zweiten Ausbildungsjahr in Homburg. „Wir werden gut auf die vernetzte Zukunft vorbereitet.“ Czock ergänzt: „Unsere Ausbilder vor Ort überprüfen gemeinsam mit den Fachabteilungen laufend die benötigten Kompetenzen und passen Ausbildungsinhalte und Lehrmethoden an.“ Die vernetzte Industrie stellt auch Ausbilder und Schulen vor neue Herausforderungen bei der Vermittlung der benötigten Kompetenzen. Die Drive & Control Academy von Bosch Rexroth unterstützt betriebliche und schulische Ausbilder sowie Hochschulen mit Schulungen, Trainingssystemen und modernen Medien rund um das Zukunftsthema Industrie 4.0.


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dpa
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