Die Umsetzung bzw. Implementierung einer Wissensbilanz kann mit einer selbst konzipierten Excel-Lösung erfolgen. Der wichtigste Vorteil hierbei ist, dass sie einfach an die Bedürfnisse des eigenen Betriebs angepasst werden kann. Allerdings muss dann die Zeit investiert werden, um das Modell zu entwickeln und es sind oft erhebliche Funktionsprüfungen erforderlich, was den Zeitbedarf regelmäßig deutlich erhöht.

Fast immer ist es daher günstiger, die Wissensbilanz Toolbox zu nutzen; die Ausführungen orientieren sich daher an dem Tool. Die Software kann kostenlos heruntergeladen werden Die Wissensbilanz-Toolbox – Bundesverband Wissensbilanzierung e.v. (bvwb.de), ). Mit der Toolbox sind bereits zahlreiche Projekte realisiert worden, das Tool ist ausgetestet und beinhaltet Zusatzleistungen, wie z. B. unterschiedliche Analyse- und Darstellungsformen. Außerdem werden Checklisten und Arbeitshilfen angeboten, um die einzelnen Schritte schneller und flüssig abarbeiten zu können. In jedem Fall ist es sinnvoll, das Projekt, dessen Ablauf sowie Besonderheiten schriftlich zu dokumentieren. Die Dokumentation kann unmittelbar in der Toolbox erfolgen.

Die Einführung an sich erfolgt dann in acht Schritten.

2.2.1 Schritt 1: Geschäftsmodell beschreiben

Der erste Arbeitsschritt befasst sich mit der Beschreibung des Geschäftsmodells, also mit der Beschreibung dessen, womit und wie ein Unternehmen heute sein Geld verdient und womit es das künftig (auf ca. 3-5 Jahre) tun möchte. Hier müssen nach dem Modell des AK-WB mindestens folgende Punkte behandelt werden:

  1. Bilanzierungsbereich (der Wissensbilanz): Welche Teile des Unternehmens sollen betrachtet werden, z. B. gesamtes Unternehmen, Standorte, Filialen, Abteilungen, bestimmte Prozesse?
  2. Geschäftsumfeld: Unternehmensumwelt mit wesentlichen Chancen und Risiken für das Unternehmen, z. B. Wettbewerber, Absatzmärkte, Konjunkturaussichten, Änderungen in Technologie und Gesellschaft, politischer Rahmen. Hier können bei Bedarf bereits Faktoren wie Nachhaltigkeit oder Lieferkettengesetz einbezogen werden.
  3. Vision oder Leitbild: Beschreibung der aktuellen langfristigen Zielsetzungen eines Unternehmens (Warum ist ein Unternehmen am Markt? Was ist der Unternehmenszweck? Beispiele: Marktführerschaft erringen, Innovationsführer werden), Vision und Leitbild bilden die Basis für die strategische Ausrichtung der Firma. Hinweis: ist ein Leitbild noch nicht vorhanden, sollte man sich im Vorfeld der Arbeiten Gedanken darüber machen, wie es zumindest im Groben aussehen soll. Der "Feinschliff" kann während der Einführung der Wissensbilanz erfolgen.
  4. Strategie: Beschreibung der künftigen Strategien der Firma. Die Geschäftsstrategien befassen sich mit der Beschreibung der Aufgaben z. B. im Produktions- und Vertriebsbereich (u. a. qualitativ hochwertige Produkte herstellen, neue Märkte erschließen, Nischenprodukte anbieten, Produktinnovationen vorantreiben). Die Wissensstrategie wird aus der Geschäftsstrategie abgeleitet und hilft, das intellektuelle Kapital, das für die Abwicklung der Geschäftsprozesse notwendig ist, zu verbessern (z. B. Qualifikation Vertriebsmitarbeiter verbessern, Kundenpflege intensivieren). Auch hier können Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung und Lieferkettenkettensorgfaltspflichten eingebunden werden.
  5. Geschäftsprozess: Dieser wird definiert als "Ketten von Organisationsaktivitäten sowie deren netzartige Zusammenhänge". Im Rahmen der Wissensbilanz werden vor allem die zentralen wertschöpfenden Prozesse betrachtet, etwa der Produktions-, Verkaufsprozess oder Entwicklungsprozess.
  6. Geschäftserfolg: Der Geschäftserfolg steht für Ergebnisse, die ein Unternehmen erreichen will. Neben dem Finanzergebnis (Gewinn, Liquidität) kommen auch Wachstum, Image oder andere Größen in Betracht.
 
Praxis-Tipp

Geschäftsmodell detailliert beschreiben

Die Beschreibung Ihres Geschäftsmodells ist die Basis für alle folgenden Arbeiten. Daher sollte es sorgfältig beschrieben werden, auch wenn das u. U. Mehrarbeit bedeutet. Man erleichtert sich damit die weiteren Arbeiten erheblich. Außerdem verschafft es Klarheit darüber, wofür der Betrieb gegenüber Mitarbeitern und externen Partnern konkret steht.

Ggf. sollte der erste Workshop nur genutzt werden, um das Geschäftsmodell detailliert zu beschreiben. Denn oft ist es erforderlich, das Wissen aus dem Kopf des Geschäftsführers "zu heben" und schriftlich zu fixieren. Der Zusatznutzen: Mit der Beschreibung des Geschäftsmodells verfügt der Betrieb über einen wichtigen Baustein, wenn man von der Bank einen neuen Kredit oder die Aufstockung eines vorhandenen Darlehens benötigt.

2.2.2 Schritt 2: Intellektuelles Kapital definieren

In diesem Schritt wird festgelegt, was überhaupt unter immateriellen Ressourcen bzw. dem intellektuellen Kapitel für den jeweiligen Betrieb zu verstehen ist. Im Kern sind das die drei "Kapitalarten": Human-, Struktur- und Beziehungskapital (vgl. Punkt 1).

Wer in der Wissensbilanz z. B. Nachhaltigkeitsaspekte ebenfalls berücksichtigen möchte, muss sich überlegen, welche Faktoren in Betracht kommen. Nachhaltigkeit setzt sich im Wesentlichen a...

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