Die Analysephase hat 2 Schwerpunkte.

  1. Faktoren identifizieren, die die Gesundheit der Beschäftigten beeinflussen und damit ursächlich für Krankenstand, geringes Engagement etc. verantwortlich sind.
  2. Durch Einbeziehung der Beschäftigten Ressourcen und Potenziale für die Gesundheitsförderung aufzeigen.

Wie intensiv und komplex die Analysephase gestaltet wird, hängt maßgeblich von den Ergebnissen der Bedarfsbestimmung ab. Liegen keine Probleme vor, sondern nur der Wunsch nach Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Beschäftigten, wird sich die Analyse auch schwerpunktmäßig auf die Potenziale zur Verbesserung der Gesundheit konzentrieren und hier im besonderen Maße die Wünsche der Beschäftigten berücksichtigen. Liegt hingegen ein hoher Krankenstand vor und sollen gleichzeitig Lösungsvorschläge zur Bewältigung der Herausforderungen durch den demografischen Wandel gefunden werden, müssen mehrere Analyseinstrumente (z. B. Mitarbeiterbefragung, Gesundheitsberichte der Krankenkassen) in Kombination verwendet werden. Abb. 5 zeigt exemplarisch 3 klassische Ausrichtungen der Analyse:

  1. Problemorientierte Analyse, bei der die Ursache(n) komplexer Natur sind, d. h., viele Faktoren gleichzeitig vorhanden sind bzw. die Ursache nicht einer einzigen Richtung, z. B. nur den körperlichen Belastungen, zuzuordnen ist. Hier muss eine breit angelegte Analyse erfolgen, die, soweit im betrieblichen Umfeld überhaupt durchführbar, sowohl die Belastungs- als auch Beanspruchungsbereiche, aber auch die 3 Dimensionen der Gesundheit (physisch, psychisch und sozial) berücksichtigt.
  2. BGM wird als betriebliche Sozialleistung eingeführt; aus Sicht des Unternehmens liegen (noch) keine Probleme, wie z. B. ein zu hoher Krankenstand, vor. Demnach können die Wünsche und Anforderungen für die Gestaltung der Maßnahmen abgefragt werden und so die Beschäftigten aktiv in das BGM eingebunden werden.
  3. Problemorientierte Analyse, wobei das Problem sich auf eine spezifische Situation an einem Arbeitsplatz oder -bereich bezieht und damit auch nur eine bestimmte Personengruppe betrifft. Anhand dieses spezifischen Problems kann ggf. eine Einschränkung auf die zu analysierenden Faktoren erfolgen, was zur Folge hat, dass auch nur ein geringerer Einsatz von Analysemethoden und -instrumenten erforderlich ist.

Abb. 5: Entscheidungsgrundlage für die Ausrichtung und Inhalte der Analyse

 
Praxis-Beispiel

Reduzierung des Krankenstands

Das Unternehmen hat als primäre Ziele für das BGM die Reduzierung des Krankenstandes sowie den Erhalt der Arbeitsfähigkeit insbesondere bei den älteren Beschäftigten definiert. In der Analysephase gilt es nun,

  1. die möglichen Ursachen für den Krankenstand zu identifizieren,
  2. zu klären, ob und in welchem Maße dieser arbeitsbedingt ist sowie
  3. Lösungsstrategien zu entwickeln, wie die Arbeitsfähigkeit erhalten werden kann.

Die Ursachen eines erhöhten Krankenstandes sowie einer geringeren Arbeitsfähigkeit können neben privaten Einflüssen bei den folgenden betrieblichen Faktoren zu suchen sein:

  • körperliche Belastungen (z. B. Heben/Tragen),
  • psychosoziale Belastungen (z. B. Leistungsdruck),
  • Gefährdungen (Unfallgefahr),
  • Belastungen durch Umgebungsbedingungen (z. B. Zugluft),
  • Belastungen durch die Arbeitsorganisation (z. B. Schichtarbeit),
  • Ungleichgewicht von Arbeitsanforderungen und Handlungs-/Tätigkeitsspielraum,
  • mangelnde soziale Unterstützung durch Kollegen und Führungskräfte,
  • mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Die Gründe können aber auch in der Person selbst zu suchen sein. Dabei spielen insbesondere folgende Faktoren eine Rolle:

  • Persönlichkeit,
  • arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster,
  • Leistungsvoraussetzungen (Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft),
  • Einschränkungen aufgrund von Behinderung oder Erkrankungen.

Die Fülle der Einflussfaktoren ist so groß, dass eine eindeutige Ursachenzuordnung nicht möglich sein wird. Die Analyse kann demnach nur Auffälligkeiten identifizieren, die einen nachvollziehbaren Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten haben. In dem Praxisbeispiel besteht die Herausforderung darin, geeignete Indikatoren zu finden, die den erhöhten Krankenstand und die geringe Arbeitsfähigkeit erklären können. Deshalb sollte eine Analyse mit folgenden Methoden und Instrumenten durchgeführt werden:

  • Begutachtung vorhandener Dokumente (Fehlzeitenstatistik, Unfallstatistik, Statistiken zur BEM, Altersstrukturanalyse).
  • Durchführung einer Arbeitsplatz- und Tätigkeitsanalyse zur "objektiven" Identifizierung von gesundheitsbeeinträchtigenden Belastungen; ggf. existiert eine vollständige Gefährdungsbeurteilung gemäß § 5 Arbeitsschutzgesetz, sodass dafür eine Dokumentenanalyse ausreicht.
  • Durchführung einer Mitarbeiterbefragung, die sowohl die Belastung als auch Beanspruchung berücksichtigt; die Befragungsbereiche müssen die physische, psychische und soziale Dimension der Gesundheit abbilden.
  • Diskussion der Ergebnisse mit den Beschäftigten und Entwicklung von Lösungsvorschlägen in Gesundheitszirkeln.
  • Absicherung der Ergeb...

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