Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit den betroffenen Mitarbeitern die Belastungen am Arbeitsplatz herauszuarbeiten und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Schließlich kennen die Mitarbeiter ihre Arbeitsbedingungen am besten und haben häufig auch schon Verbesserungsideen. Gruppenverfahren sind sowohl ein Instrument zur Analyse, als auch gleichzeitig eine Maßnahme.

Sinnvollerweise werden die Gruppen jeweils für bestimmte Abteilungen oder Bereiche mit ähnlichen Arbeitsbedingungen durchgeführt. Meistens bestehen die Gruppen aus 8–12 Teilnehmern, entweder hierarchieübergreifend oder nur auf eine Hierarchiestufe beschränkt. Die Teilnahme ist für die Mitarbeiter freiwillig. Da eine kompetente Moderation für den Erfolg der Gruppe entscheidend wichtig ist, sollte ein externer Moderator eingesetzt werden.

Das bekannteste Gruppenverfahren ist der Gesundheitszirkel (Tab. 4). Hier kommen die Teilnehmer 6–10 Mal für ca. 1–2 Stunden zusammen. Die Zirkelsitzungen laufen nach Regeln ab, für deren Einhaltung der Moderator zuständig ist. Nachdem der Gesundheitszirkel Probleme und mögliche Lösungen herausgearbeitet hat, werden diese der Führungsebene vorgestellt, die über die Umsetzung von Maßnahmen entscheidet. Als deutlich kürzeres – und damit auch weniger aussagekräftiges – Verfahren steht die Arbeitssituations-Analyse (Tab. 5) zur Verfügung.

 
Art des Verfahrens Gruppenverfahren (10–12 Personen)
Ziele Analyse der gesundheitlichen Bedingungen am Arbeitsplatz, Entwickeln von praktischen betrieblichen Lösungen
Methode der Datengewinnung mündliche Gruppenbefragung
Branche universell
Aufwand 8–10 Termine à 1,5 Std. mit Moderatorin
Besonderheiten verschiedene Modelle (hierarchieübergreifend oder innerhalb einer Hierarchie), Kombination aus Datenerhebung, Auswertung und Lösungsfindung

Tab. 4: Gesundheitszirkel

 
Art des Verfahrens Gruppenverfahren (10–15 Personen)
Ziele Herausarbeiten von Arbeitsbelastungen, Erarbeiten von Verbesserungsvorschlägen
Methode der Datengewinnung mündliche Gruppenbefragung (grob strukturiert)
Branche universell
Aufwand einmalige Durchführung (2–4 Std.) mit Moderator
Besonderheiten innerhalb einer Abteilung durchführbar, Kombination aus Datenerhebung, Auswertung und Lösungsfindung, durch offene Fragen unerwartete Ergebnisse möglich

Tab. 5: Arbeitssituations-Analyse

Alle beschriebenen Verfahren haben verschiedene Vor- und Nachteile (vgl. Tab. 6), die vor der Auswahl eines Instrumentes abgewogen werden müssen, um den konkreten Anforderungen und Möglichkeiten möglichst gut zu entsprechen.

 
Methoden Vorteile Nachteile
Begehungen, Beobachtungsinterviews
  • Ursachen psychischer Belastung können objektiv und neutral erhoben werden, unabhängig vom subjektiven Erleben der Beschäftigten
  • Individuelles Erleben der Mitarbeiter kann berücksichtigt werden, flexibles Vorgehen der Beobachter ist möglich
  • Detaillierte Aussagen zu psychischen Belastungsfaktoren sind möglich
  • Wissenschaftliche Grundlage oft vorhanden
  • Schulung und hohe Qualifikation der Beobachter sind nötig
  • Hoher zeitlicher Aufwand, besonders wenn viele Arbeitsplätze beobachtet werden müssen
  • Hoher Kostenaufwand, da das Verfahren meist nicht von internem Personal beherrscht wird
  • Mögliche Störungen des Arbeitsablaufs
  • Die vorhandenen psychischen Belastungsfaktoren müssen sicht- und messbar sein
  • Oft sind vertiefende Workshops nötig, um vertiefte Kenntnisse zu gewinnen und konkrete Maßnahmen ableiten zu können
Schriftliche Befragungen
  • Alle Mitarbeiter können einbezogen werden
  • Zahlreiche gute Verfahren vorhanden
  • Viele Belastungsfaktoren können abgefragt werden
  • Geringer Aufwand, geringe Kosten
  • Einfache Auswertung, schnelles Vorliegen von Ergebnissen
  • Standardisiertes Vorgehen, daher objektive Ergebnisse
  • Vergleichsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen oder zwischen verschiedenen Erhebungszeitpunkten
  • Falls vorhanden auch Vergleich mit Referenzwerten möglich
  • Wissenschaftliche Grundlage oft vorhanden
  • Oft geringe Rücklaufquoten, dann nur wenig aussagekräftige Ergebnisse
  • Anonymität nur in größeren Abteilungen oder Gruppen gewahrt
  • Kausaler Zusammenhang zwischen Beanspruchungen und auslösenden Faktoren oft schwer herstellbar
  • Kein Nachfragen möglich bei frei formulierten Antworten oder Verbesserungsvorschlägen
  • Meist sind vertiefende Workshops nötig, um vertiefte Kenntnisse zu gewinnen und konkrete Maßnahmen ableiten zu können
Moderierte Workshops
  • Beschäftigte kennen die Bedingungen an ihren Arbeitsplätzen am besten
  • Detaillierte Problembeschreibung möglich
  • Neben dem Aufdecken von Problemen können konkrete Maßnahmen vorgeschlagen werden
  • Gelebte Partizipation, die gesundheitsförderlich wirkt
  • Ergebnisse liegen sehr schnell vor
  • Es werden keine objektiven Daten oder Ergebnisse erarbeitet, sondern nur die subjektive Sicht der Teilnehmenden berücksichtigt
  • Verzerrungen durch mögliche Gruppendynamik zwischen den Teilnehmenden möglich
  • Sinnvolle Ergebnisse werden nur bei vertrauensvoller und offener Atmosphäre möglich
  • Kostenaufwendig, da externe Moderation empfehlenswert ist

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