Bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung sollte auf physikalische, chemische und biologische Faktoren geachtet werden. Dazu gehören Lärm, Klima, Beleuchtung, Luftqualität und der Umgang mit gefährlichen Stoffen. Auch die Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten auf diese Faktoren muss beachtet werden. Zur Arbeitsumgebung gehören auch ergonomische und physische Faktoren, wie Raumabmessungen und Bewegungsfläche.

Nach den Leitlinien der GDA ist die Arbeitsumgebung gut gestaltet, wenn:

  • Lärm oder andere störende Geräusche so gering wie möglich gehalten werden,
  • die Ausführung der Arbeitsaufgabe und die psychische Leistungsfähigkeit möglichst gut durch Bedingungen wie Klima, Beleuchtung und Luftqualität unterstützt werden,
  • Beschäftigte diese Umgebungsfaktoren selbst beeinflussen können,
  • ein sicherer Umgang mit Gefahrstoffen gewährleistet ist,
  • die Arbeitsräume ausreichend Platz für die Ausführung der Arbeitsaufgaben bieten.

Auch bei der Gestaltung der Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Belastungssituationen gelten die Prinzipien des Arbeitsschutzes:

§ 4 ArbSchG: "Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird. Darüber hinaus sind der Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse bei der Maßnahmengestaltung zu berücksichtigen und die Gefahren sind primär an ihrer Quelle zu bekämpfen, individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig."

Im Arbeitsschutz ist daher eine Rangfolge für Maßnahmen etabliert, die auch auf den Bereich der psychischen Belastung übertragen werden kann (Abb. 3):

Abb. 3: Das TOP-Prinzip im Arbeitsschutz

 
Wichtig

Vom TOP- zum STOP-Prinzip

Das TOP-Prinzip lässt sich auch noch um einen Punkt zum STOP-Prinzip erweitern. Das "S" steht für Substitution. Als erster Schritt bei der Maßnahmenplanung sollte also überlegt werden, ob sich eine Gefahrenquelle komplett beseitigen oder zumindest entschärfen lässt.

 
Praxis-Beispiel

Zeitdruck bei der Arbeit

Falls bei der Gefährdungsanalyse als Belastungsfaktor ein starker Zeitdruck bei der Arbeit festgestellt wird, müssten vorrangig Maßnahmen auf technischer und organisatorischer Ebene ergriffen werden. Auf technischer Ebene könnte das die Anschaffung von schnelleren Computern sein, auf organisatorischer Ebene das Bereitstellen von zusätzlichem Personal. Erst nachrangig sollten Maßnahmen eingeführt werden, die auf der Ebene der einzelnen Mitarbeiter ansetzen, wie Selbst- und Zeitmanagementseminare. Es wäre auch nicht ausreichend, wenn nur entsprechende Fortbildungsangebote eingeführt würden, ohne am eigentlichen Zeitdruck etwas zu verändern.

Zur Orientierung ist es sinnvoll, von den allgemeinen Anregungen auszugehen und sie dann für das Unternehmen zu konkretisieren und zu ergänzen. Falls schon bei der Erhebung der Belastungsfaktoren die Sicht der Beschäftigten einbezogen wurde, werden diese oft schon ganz konkrete Veränderungswünsche genannt haben. Diese Wünsche sollten möglichst wohlwollend beurteilt und in den Maßnahmenplan aufgenommen werden. Die einzelnen Mitarbeiter kennen schließlich ihren Arbeitsplatz am besten und können daher oft auch am besten beurteilen, welche Veränderungen zu angenehmeren Arbeitsbedingungen führen könnten. Wenn die Belegschaft durchgehend in den Prozess der Gefährdungsbeurteilung einbezogen wird, erhöht das auch die Akzeptanz der Maßnahmen und führt zu mehr Motivation.

Die Maßnahmenplanung sollte in einer Gruppe aus internen und externen Beteiligten und Experten erfolgen. Das ist in vielen Unternehmen der Steuerungskreis für das betriebliche Gesundheitsmanagement. Falls es ein solches Gremium im Betrieb nicht gibt, kann auch der Arbeitsschutzausschuss (ASA) die Planung übernehmen. Auch bei der Entwicklung von Maßnahmen sollten Experten auf dem Gebiet der psychischen Belastung – dies sollten möglichst Psychologen sein – mit ihrem arbeits- und gesundheitspsychologischen Fachwissen hinzugezogen werden.

Für die Akzeptanz innerhalb der Belegschaft ist es entscheidend, dass möglichst rasch nach der Erhebung der Belastungsfaktoren auch mit der Umsetzung von Maßnahmen begonnen wird. Die Mitarbeiter erwarten häufig ein deutlich schnelleres Vorgehen als die internen Akteure. Maßnahmen können auch schrittweise eingeführt werden, um durch schnelle Verbesserungen deutlich zu machen, dass die Anliegen der Mitarbeiter ernst genommen werden und die Unternehmensleitung ernsthaft am Wohlbefinden der Belegschaft interessiert ist.

Ein gleichzeitiges Angehen aller Problemfelder überfordert häufig auch die internen Akteure. Mögliche Verbesserungseffekte können nicht mehr einzelnen Maßnahmen zugeordnet werden, wenn zu viele Verbesserungsprojekte gleichzeitig begonnen werden. Das macht dann später die Wirksamkeitskontrolle schwierig. Daher können Prioritäten gesetzt werden, um dann die kritischen Punkte nacheinander abzuarbeiten. Es ist ratsam, mit den Maßnahmen zu beginn...

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