Auch hier wieder die Theorie zuerst: Bei ganz schwierigen Aufgaben mit hohen Zielsetzungen erreichte die Leistungskurve ihr Maximum, denn von diesem Punkt an war eine weitere Leistungssteigerung auch bei Zielerhöhungen nicht mehr möglich[1]. Durch den kontinuierlichen Anstieg des Zielniveaus wird der Aufgabenträger zunehmend überfordert, u. a. weil dessen Leistungsniveau hinter dem Anspruchsniveau zurückbleibt[2]. Die Kernaussage lautet also, „dass die Arbeitsleistung linear mit der wahrgenommenen Schwierigkeit eines vereinbarten Ziels bis zu jenem Punkt ansteigt, der die Fähigkeiten des Betroffenen übersteigt“[3]. Dabei gilt es zu berücksichtigen, das die Schwierigkeit von Zielen subjektiv definiert ist, die selbe Zielsetzung kann der eine Mitarbeiter leicht, ein anderer dagegen nur sehr schwer erreichen. „Schwierigkeit“ meint, die Ziele sollen in einem realistischen Maße über den bislang in vergleichbaren Aufgaben gezeigten Leistungen liegen. Nur dann werden sie als herausfordernd erlebt und führen zu Willensanstrengung, um das Ziel zu erreichen“[4].

Die praktische Umsetzung im Ansatz OKR lässt sich am besten im OKR-Satz "70 % ist das neue 100 %" zusammenfassen. Es ist mehr ein gesunder Realismus als ein Taschenspielertrick, bei sehr großen Zielen eben nicht die 100 % anzustreben, insbesondere wenn erkannt ist, dass dies nicht nur Demotivation im Ergebnis, sondern vielfach auch die mangelnde Bereitschaft anzufangen mit sich bringt. Ist ein Moonshot-Ziel zu 70 % erreicht (und das klingt machbar, zumindest wert, damit anzufangen) so hat es den Wert von 100 %, hat einen motivierenden Charakter und bietet eine realistische Möglichkeit großartige Leistungen zu würdigen. In der Praxis funktioniert es.

[1] Locke, 1982, Kleinbeck/Kleinbeck, 2007, S. 62
[2] vgl. Locke/Latham, 1990
[3] Locke/Latham 1984, S. 22
[4] Nerdinger et al., S. 436

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