Die äußeren Faktoren, die den Onboarding-Prozess und dessen Bedeutung für Unternehmen am meisten beeinflussen und verändern, lassen sich anhand der folgenden 5 Megatrends abbilden.

1.4.1 Arbeitnehmermarkt

Qualifizierte Fachkräfte können sich ihre Stellen aussuchen, da es in vielen Branchen ein Überangebot an vakanten Stellen gibt. Arbeitnehmer sind also in der komfortablen Situation, sich die Unternehmen auszusuchen, bei denen sie eine neue Tätigkeit aufnehmen wollen. Drastischer formuliert, nicht ein Arbeitnehmer bewirbt sich bei einem Arbeitgeber, sondern Unternehmen müssen sich bei ihren zukünftigen Mitarbeitern bewerben. Dieser Arbeitnehmermarkt, den wir aktuell in Deutschland vorfinden, führt zum berühmten "war for talents", der sich vom Recruiting weiter ins Onboarding zieht. Denn auch nach der Vertragsunterschrift können sich die neuen Talente noch um-entscheiden. Wie wir laut Onboarding-Umfrage 2023 wissen, passiert dies gar nicht so selten, dass der neu rekrutierte Mitarbeiter noch in letzter Minute abspringt oder bereits nach einigen Wochen das Unternehmen wieder verlässt. Nicht motivierende Onboarding-Programme mit schlechter Einarbeitung und fehlender Integration sind immerhin einer der Haupt-Kündigungsgründe innerhalb der ersten Monate.

1.4.2 Wettbewerbsdruck zwischen den Arbeitgebern

Der Arbeitsmarkt hält für (Young) Talents viele Möglichkeiten bereit. Unternehmen müssen daher – zunächst im Recruiting – neue Wege beschreiten, um auch in Zukunft attraktiv für neue Mitarbeiter jeglicher Berufsgruppen zu sein. Hier gilt es, eine positive und vor allem authentische Arbeitgebermarke zu entwickeln und zu pflegen, um damit sowohl für Bewerber als auch für die eigenen Mitarbeiter (Mitarbeiterbindung) attraktiv zu sein. Wer als Unternehmen möglichst viele geeignete Kandidaten erreichen und zu einer Bewerbung motivieren will, muss sich von anderen Wettbewerbern abheben und sich über Alleinstellungsmerkmale differenzieren. Aber Achtung! Das beste Employer Branding ist dahin, wenn die Erwartungen danach nicht erfüllt werden. Stichwort Authentizität!

1.4.3 Unsichere, kurze und "freie" Arbeitsverhältnisse

Durch die immer häufiger praktizierten New Work-Ansätze mit agilen Arbeitsmethoden, müssen sich Mitarbeiter öfter auf sich verändernde Arbeitsverhältnisse einstellen. Teams formieren sich für eine bestimmte Aufgabe und lösen sich danach wieder auf. Es ist also ein ständiges On-/Re- oder Offboarding gefordert. Teams können jedoch erst effektiv und effizient arbeiten, wenn sich die Team-Mitglieder "sicher" fühlen. Sei es hinsichtlich Meinungsäußerung, Fehlerkultur oder Innovationsideen. Für Onboarding-Programme der Unternehmen bedeutet dies, die neuen Mitarbeiter schnell sozial und kulturell zu integrieren, damit diese Sicherheit Schritt für Schritt aufgebaut wird.

1.4.4 Hohe Erwartungen und soziales Bewusstsein der Arbeitnehmer

Gerade die jüngeren Generationen erleben durch die sozialen Netzwerke eine Offenheit, Transparenz und Selbstbestimmtheit, die ihr Verhalten maßgeblich bestimmen und die sie auch von ihrem zukünftigen Arbeitgeber erwarten. Sie sind sich ihres Wertes für die Unternehmen durchaus bewusst und erwarten, dass Unternehmen sie umwerben und sie dann auch das vorfinden, was man ihnen versprochen hat. Umso wichtiger ist ein professioneller – idealerweise softwareunterstützter – Onboarding-Prozess, der dem neuen Mitarbeiter zeigt, dass er willkommen ist. Kündigen Mitarbeiter unerwartet, wird es nämlich für das Unternehmen teuer, einen passenden Ersatz zu finden. Das Gleiche gilt für Fehlbesetzungen.

Die verschiedenen Generationen am Arbeitsmarkt

1.4.5 Neue mobile Arten von Informationsvermittlung, Aufgabenbearbeitung, Lernen und Vernetzung

Durch die Digitalisierung eröffnen sich immer neue Wege, die jedes Unternehmen für sich erschließen muss. Die digitale Transformation hat längst auch die HR-Abteilungen erreicht. Auch hier findet die digitale Trilogie[1] statt und bietet neue Chancen im Onboarding-Prozess:

  • Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert,
  • alles, was nicht digitalisiert werden kann, wird wertvoller und
  • alles, was vernetzt werden kann, wird vernetzt.

Digitale Kommunikationsformen und -kanäle verändern, wie wir miteinander umgehen und was wir voneinander wissen. Was auf LinkedIn, Xing, Twitter, Instagram oder YouTube verbreitet wird, steht allen offen. Die mit dem Smartphone aufgewachsenen Talente wollen auch von ihrem neuen Arbeitgeber eine für sie passende Art der Informationsvermittlung haben. Dabei geht es nicht nur um das Ende von ausgedruckten Arbeitspapieren, sondern um Spaß am Lernen, digitale Arten von Vernetzung und passende Informations-Nudges.

[1] Marcus Disselkamp, Sven Heinemann (2018): Digital-Transformation-Management. Stuttgart, Schäffer-Poeschel.

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