Zusammenfassung

 
Überblick

Die Konzeption eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) muss unternehmensspezifisch erfolgen, wobei die Bedarfsermittlung und die Ableitung von BGM-Zielen als Grundlage für die Maßnahmenplanung dienen. Je nach Ausgangssituation und Bedarf des Unternehmens und der Beschäftigten können sich die Maßnahmen direkt an die Person oder an eine Gruppe von Beschäftigten richten, z. B. in Form von Kursangeboten. Auch bei der Optimierung von Arbeitsbedingungen können Anpassungen nur für Beschäftigte mit erhöhten Gesundheitsrisiken oder bereits bestehenden Einschränkungen und Erkrankungen erfolgen. Die Fokussierung von Maßnahmen auf bestimmte Personen bietet den Vorteil, deren Bedürfnissen besser gerecht zu werden und damit die gewünschte Wirkung (z. B. Verbesserung der Gesundheit) zu erzielen. Individualisierte Angebote müssen nicht zwangsläufig nur zur Wiederherstellung von Gesundheit oder zur Reduktion von Gesundheitsrisiken und Beschwerden eingesetzt werden. Gesundheitsfördernde Maßnahmen mit Benefit-Charakter, wie z. B. Firmenfitness, beziehen sich auf einzelne Personen und werden neben der Gesunderhaltung und Ressourcenstärkung auch als Attraktivitätsfaktor für das Unternehmen gesehen. Die Identifikation relevanter Maßnahmen auf individueller Ebene erfolgt prozessorientiert und beginnt mit der Bedarfsermittlung.

1 Ressource Mensch: Handlungsansätze für ein BGM

"Gesundheit ist Privatsache", so ist leider immer noch die Sichtweise vieler Unternehmen. Ganz unrecht haben sie damit nicht, da das Gesundheitsverhalten der Beschäftigten in ihrer Freizeit in Bezug auf Bewegung, Ernährung und Genussmittelkonsum nicht durch den Arbeitgeber bestimmt werden kann. Geht es um durch die Arbeit bedingte Risiken zur Sicherheit und Gesundheit, so gelten die Regelungen des Arbeitsschutzgesetzes. Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und der Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) sind dagegen freiwillige Leistungen des Arbeitgebers. Warum sollten Unternehmen über den Arbeitsschutz und das gesetzlich verpflichtend durchzuführende Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) hinaus noch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention anbieten?

Unternehmen investieren insbesondere dann in ihre Mitarbeiter, wenn dies einen wichtigen Beitrag zur Realisierung der Unternehmensziele darstellt. Daher gilt es zu prüfen, welchen Herausforderungen sie gegenüberstehen, welche Risiken sich daraus für die Realisierung ihrer Unternehmensziele ableiten lassen und wie ein BGM zur Lösungsfindung beitragen kann.

Herausforderungen lassen sich einerseits in marktbezogene und andererseits in betriebsinterne Themen unterscheiden. Zu den marktbezogenen zählen:

  • Demografischer Wandel: Alterung der Bevölkerung, Nachlassen der Arbeitsfähigkeit, Fachkräftemangel,
  • Wertewandel / Generationen Babyboomer, X, Y und Z: Erwartungen an Arbeitgeber; Gesundheitsförderung als Benefit und Arbeitgeberattraktivität,
  • Gesundheit(s)verhalten und -kompetenz in der Bevölkerung: Bewegungsmangel, Übergewicht, geringe Gesundheitskompetenz,
  • Arbeitswelt 4.0 / Digitalisierung / Prozessbeschleunigung / Robotik: neue/veränderte Belastungen, Ängste der Beschäftigten aufgrund veränderter Arbeitsweisen,
  • Neue Arbeitsformen: New-Work-Methoden / hybrides bzw. mobiles Arbeiten / Workation: Forderungen nach New-Work- und/oder Work-Life-Balance-Konzepten.

Auf der betriebsinternen Seite geht es um die Prüfung folgender Bereiche:

  • Routinedaten (Krankenstand, Unfälle, Fluktuation usw.),
  • Altersstruktur (Alterszentrierung, Durchschnittsalter),
  • Unternehmensziele/Gesundheitspolitik,
  • Führungsverständnis/Unternehmenskultur,
  • Status quo Arbeitsschutz/BEM/Gesundheitsmanagement.[1]

Hinsichtlich der zuvor aufgeführten Herausforderungen gilt es zu prüfen, welchen Einfluss diese auf die Mitarbeitergesundheit (körperlich wie psychisch) haben können und welche Konsequenzen sich für Unternehmen daraus ergeben. Hierbei kann folgende Logik angewandt werden (Abb. 1):

Abb. 1: Bewertungen von Risiken

Die in Abb. 1 dargestellte Logik ermöglicht eine bedarfsorientierte Argumentation für die Umsetzung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention sowie für den Aufbau eines Managementsystems. Die Berücksichtigung möglicher Risiken für das Unternehmen erhöht das Commitment des Managements zur Umsetzung eines BGM. Das Praxisbeispiel zeigt eine Ableitung von Risiken, ausgehend von den allgemeinen, marktbezogenen Herausforderungen. Daher braucht es auch weitere Betrachtungen, so z. B. auch zum Wertewandel, zur Gesundheit, zum Gesundheitsverhalten und zur Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung, zur Arbeitswelt 4.0 und zu den neuen Arbeitsformen sowie den betriebsinternen Kennzahlen, dem Status quo des Arbeitsschutzes und des BEM.

Ein weiterer Faktor bei der Umsetzung von BGF und BGM ist die Tatsache, dass Gesundheit und Gesundheitsverhalten grundsätzlich private Themen der Beschäftigten sind. Daher stellt sich die Frage, inwieweit Unternehmen ihre Beschäftigten bei der Krankheitsbewältigung, Prävention und Gesundheitsförderung unterstüt...

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