In der öffentlichen Wahrnehmung sind die Vorteile für Beschäftigte am augenfälligsten. Aber auch Unternehmen können Nutzen aus einer Neuorganisation von Arbeitsorten ziehen.

Aus Mitarbeitersicht kommt hybrides Arbeiten einem Grundbedürfnis entgegen: dem Wunsch nach Flexibilität und Freiheit zu entscheiden, ob und an welchen Tagen sie ins Büro kommen und an welchen Tagen sie aus der Ferne arbeiten. Psychologisch betrachtet entsteht dadurch ein hohes Maß an Autonomie und Selbstwirksamkeit. Die Vereinbarkeit von Beruf und privatem Lebenskonzept gelingt besser.

Der zweite für Mitarbeiter teilweise gravierende finanzielle und zeitliche Vorteil liegt darin, dass Pendeln zum Arbeitsort und zurück reduziert wird oder sogar ganz entfällt. Das spart nicht nur Geld, sondern je nach Entfernung und Verkehrsanbindung wertvolle Lebenszeit. Die gewonnene Zeit kann sich gerade in Ballungsräumen leicht auf 400 Stunden oder mehr pro Jahr summieren. Das sind fast 17 volle Tage oder 25 Tage wache Zeit oder zehn 40-Stunden-Wochen. Lässt sich dieses Zeitinvestment vermeiden, gewinnen nicht nur Betroffene wertvolle Lebenszeit, sondern Unternehmen profitieren durch eine deutlich geringere Belastung der Beschäftigten und eine positivere Nachhaltigkeitsbilanz.

Sowohl Unternehmen als auch ein Teil der Mitarbeiter profitieren davon, dass im Homeoffice oder an dritten Orten die Ablenkung durch Kollegen sowie andere Störungen weitgehend entfallen. Gerade für Arbeiten, die hohe Konzentration über einen längeren Zeitraum erfordern, ist das ideal und Personen mit solchen Aufgaben finden dann die Ruhe, ihre Arbeit effizienter zu erledigen.

Hybrides Arbeiten braucht digitale Kommunikation. Trotz aller Einschränkungen, die diese Kommunikationsform mit sich bringt, hat es in vielen Fällen – jedenfalls wenn das Unternehmen gelernt hat, Videocall professionell zu gestalten – dazu geführt, dass Meetings besser vorbereitet, klarer strukturiert, kürzer und gleichberechtigter stattfinden. Gerade introvertierte Personen, haben in Videocalls über die Meldefunktion leichter die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.

Unternehmen profitieren gleich in mehrfacher Hinsicht: bei Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit, beim Aufbau eines Employer Brandings, bei der Personalsuche, beim Gewinnen und Integrieren von Talenten, die nicht in räumlicher Nähe leben, beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele (Triple Bottomline) und nicht zuletzt auch auf der Kostenseite, da Immobilienkosten in vielen Fällen langfristig deutlich reduziert werden können.

Gerade im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen und noch einige Jahre anhaltenden Fachkräftemangel sind die Vorteile bei der Personalgewinnung für viele Unternehmen entscheidend. Es ist z. B. oftmals besser, einen hervorragenden Softwareentwickler, der 600 km entfernt lebt, virtuell in ein Team einzubinden, als einen mittelmäßigen vor Ort zu beschäftigen oder – noch schlimmer – gar keinen zu finden.

Seitdem Zinsen wieder steigen, wird auch der Kostendruck bei Immobilien und deren Nebenkosten spürbarer. Im Beispiel von Henriks Firma, die stellvertretend für viele Unternehmen steht, wäre eine Reduzierung der Fläche um 50 % möglich, wenn die verbleibenden Schreibtische in ein Selbstbuchungssystem überführt werden und eine Umgestaltung von bisher für Einzelarbeitsplätze genutzten Flächen in Meeting-, Kommunikations- und Innovationsräume stattfände. Danach wäre es ein anderes Unternehmen, mit geringeren Kosten, zufriedeneren Beschäftigten, regerem Austausch und höherem Innovationspotenzial.

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