Anschließend erfolgt eine Betrachtung der Haltung in der Sagittalebene (von der Seite). Eine normale Körperhaltung orientiert sich dabei an der Ausrichtung des Körpers an der sog. Lotlinie. Von der Seite betrachtet teilt die Lotlinie den Körper in eine hintere und eine vordere Hälfte. Sie verläuft von oben nach unten, beginnend vom äußeren Gehörgang über die Mitte des Schultergelenks, durch die Mitte des Hüftgelenks, die Mitte des Knies bis hin zur vorderen Fußwölbung. Aus verschiedensten Gründen kann jedoch das statische System aus dieser optimalen Ausrichtung an der Schwerkraftlinie, die den Stand bei minimaler Muskelspannung ermöglicht, herauskippen.[1] Im Sinne einer Kettenreaktion haben Veränderungen an einem Teilsystem immer auch Auswirkungen auf das Gesamtsystem. Das bedeutet, dass jede Abweichung von dieser Linie mit reflektorisch kompensierenden Muskelaktivitäten einhergeht. Zu häufigen Abweichungen zählen hier beispielsweise die Hohlkreuzhaltung und die schlaffe Haltung. Im Rahmen der Haltungsinspektion in der Sagittalebene geht es daher darum, diesbezügliche Auffälligkeiten zu erkennen und zu spezifizieren.

Auf folgende Beobachtungsmerkmale sollte bei der Haltungsinspektion in der Sagittalebene geachtet werden:[2]

  • Kopfstellung:

    Hier kann eine eventuelle Vorneigung des Kopfes überprüft werden bzw. begutachtet werden, ob das Kinn herangezogen oder nach vorne geschoben ist.

  • Schulter/Nackensymmetrie:

    Hier kann begutachtet werden, inwieweit sich die Schultern in Mittelstellung befinden oder ob sie leicht nach vorne gezogen sind.

  • Krümmungen der Brust- und Lendenwirbelsäule:

    Zur Beurteilung der Haltungsformen der Wirbelsäule finden sich eine Reihe unterschiedlicher Haltungstypen (vgl. Abb. 1). Hier können Tendenzen zu dem einen oder anderen Haltungstyp bestimmt werden, es geht also um die Einschätzung ob es sich bei der vorliegenden Ausprägung eher um einen normalen Rücken, einen Rundrücken, einen Flachrücken oder einen hohlrunden Rücken handelt.

  • Beckenstellung:

    Die Krümmungen der Wirbelsäule und die Beckenstellung bilden eine untrennbare Einheit. Entsprechend ist hier zu begutachten, ob das Becken leicht nach vorne gekippt, stark nach vorne gekippt oder aufgerichtet ist.

  • Kniestellung:

    Hier ist zu begutachten, ob die Kniestellung Abweichungen von der Lotlinie erkennen lässt. Zeigt die Kniestellung eine Überstreckung nach hinten oder ein nach vorne orientiertes Streckdefizit.

  • Fußstellung/-wölbung:

    Zeigt sich eine einseitige Fußdruckbelastung auf dem Vor- oder Rückfuß oder können Fußdeformitäten beschrieben werden?

Abb. 3: Haltungsinspektion in der Sagittalebene – Betrachtung von lateral[3]

[1] Froböse/Nellessen/Wilke: Training in der Therapie. Grundlagen und Praxis, 2., überarbeitete Aufl., Urban & Fischer, München 2003.
[2] Froböse/Nellessen/Wilke: Training in der Therapie. Grundlagen und Praxis, 2., überarbeitete Aufl., Urban & Fischer, München 2003.
[3] Modifiziert nach Froböse/Nellessen/Wilke: Training in der Therapie. Grundlagen und Praxis, 2., überarbeitete Aufl., Urban & Fischer, München 2003, S. 249.

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