Zu den betrieblichen Faktoren gehören tätigkeitsbezogene Aspekte, der Arbeitsplatz und Aspekte der Gesamtorganisation. Dabei kommt der Tätigkeit selbst sowie den direkten Umgebungsfaktoren regelmäßig höhere Relevanz zu.

In der (Beratungs-)Praxis wird oft auf relationale Aspekte, insbesondere die Führung, fokussiert. Dass dieser Faktor eine Rolle spielt, ist unbenommen. Es ist aber nur einer unter vielen und lässt sich statistisch nicht als Hauptfaktor, noch nicht einmal als besonders wesentlich herausstellen. Ein Führungskräftetraining zu verabreichen, ist aber natürlich etwas einfacher als die Arbeitsplatzsicherheit langfristig zu erhöhen. Dass es dann auch nur begrenzt Wirkung zeigt, darf nicht verwundern. Zu viele verschiedene statistische Zusammenhänge sind aus empirischen Einzelstudien und Meta-Analysen relativ konstant ersichtlich:

  • Die Kündigungsneigung sinkt mit einem als hoch wahrgenommenen Fit von Person zu Job und Organisation, d. h. Kompetenzen und Interessen sowie Werte werden als stimmig mit den Aufgaben und Anforderungen sowie der Organisationskultur empfunden.
  • Die Kündigungsneigung erhöht sich bei fehlenden Aufstiegschancen sowie einem als schlecht empfundenen Betriebsklima.
  • Fluktuationsraten steigen erstaunlicherweise bei einer höher wahrgenommenen Belastung im Arbeitsprozess (bis zu einem gewissen Grad) nicht. Allerdings steigen sie mit einer Belastung durch die Arbeitsumgebung, wie Lärm und im Schichtbetrieb.
  • Die Gehaltshöhe korreliert (bis zu einem gewissen Grad) negativ mit Fluktuationsraten. D.h. mit steigendem Gehalt sinkt die Fluktuationsneigung.
  • Steigende Arbeitsplatzsicherheit lässt Fluktuationsquoten zurückgehen.
  • Je besser die Führung und der Zusammenhalt unter Kollegen eingeschätzt wird, desto geringer ist die Fluktuationsneigung.
  • Eine gute Work-Life-Balance hängt positiv mit einer hohen Bindung zusammen.

    • In großen wie in kleinen Betrieben finden sich etwas höhere Fluktuationsraten gegenüber mittelgroßen Betrieben. Das gilt auch für Betriebe mit Standort in Ballungsgebieten, mit etwas höherer Fluktuation im Schnitt, gegenüber Betrieben im ländlichen Raum.

Fluktuation aus tätigkeits- und arbeitsplatzbezogenen Aspekten kann entsprechend durch optimalen Personaleinsatz generell vorgebeugt werden, d. h. die Mitarbeiter bekommen Aufgaben übertragen, die ihren Kompetenzen und Interessen entsprechen. Mitarbeiter identifizieren sich dann mit einem Unternehmen, wenn sie von den Werten und auch dem Unternehmenszweck überzeugt sind. Der Trend zu flachen Hierarchien, mehr Verantwortung und partnerschaftlicher Führung führt zu einem guten Betriebsklima. Ein leistungsgerechtes Gehalt, Zielvereinbarungen, Gewährung von fringe benefits, Sozialleistungen und kulanten Arbeitszeit- und Urlaubsregelungen runden die Maßnahmen ab. Ergänzend wirken sich flexible Arbeitszeiten, gute Ausstattung und gute Zusammenarbeit im Team positiv aus. Arbeit und Privatleben zu vereinbaren und generell Arbeit und Freizeit in einem ausgewogenen Verhältnis zu balancieren, ist ein Bedarf, der in vielen Fällen noch nicht optimal erfüllt wird. Zudem gelten Unternehmen, die sich präventiv mit Gesundheit und langfristiger Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen, als positiv. Nicht zuletzt ist die Arbeitsplatzsicherheit ein Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist. Das betrifft die Lage des Unternehmens generell, aber auch die individuelle Arbeitsplatzsicherheit. Dass bspw. befristet Beschäftigte gerne die Chance ergreifen einen unbefristeten Arbeitsvertrag einzugehen, mag nicht verwundern.

 
Praxis-Tipp

Stetiges Monitoring des eigenen Unternehmens

Eine stetige Betrachtung des Gesamtunternehmens ist hilfreich, um festzustellen, welche Stellung das Unternehmen am Markt inne hat. Sehr informativ ist, sich mit befreundeten Firmen über die Unternehmensstruktur und die angebotenen Leistungen auszutauschen oder ein Benchmarking durchzuführen.

Auch ein regelmäßiger Blick auf Unternehmensbewertungsportale (z. B. www.Kununu.com) hilft, "blinde Flecken" zu beleuchten.

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