Abb. 1 zeigt 3 Varianten des Einstiegs in ein BGM auf. Die im ersten Abschnitt dargestellte, oftmals von Unternehmen verwendete Variante "Wir machen einfach mal" hat den Vorteil eines schnellen und für die Organisation wenig belastenden Einstiegs. Zudem entstehen dafür kaum Kosten, weshalb auch die Genehmigung seitens der Geschäftsführung nur Formsache ist. Die Varianten "Step by Step" und "Strategische Planung" greifen tief in die Organisation ein und bedürfen einer Erklärung zum Nutzen und zu den anfallenden internen und externen Kosten.

Abb. 1: Varianten des Einstiegs in ein BGM

Hinsichtlich der taktischen Vorgehensweise für den Einstieg in ein BGM sind alle Varianten auf ihre Vor- und Nachteile wie folgt zu prüfen:

2.1 Fall 1: Skepsis der Geschäftsführung zur Thematik "Gesundheit im Betrieb"

  • Start in das BGM durch die Variante "Wir machen einfach mal".
  • Vortrag für Führungskräfte zu den Potenzialen eines BGM. Ziel: Information/Aufklärung und Sensibilisierung.
  • Durchführung eines Gesundheitstages mit Verknüpfung zu anschließenden Präventionskursen außerhalb der Arbeitszeit.
  • Für ein größeres Unternehmen mit mehreren Standorten ist eine Pilotierung an einem Standort sinnvoll. Tipp zur Auswahl des Standortes: Start dort, wo die Standortleitung offen ist für die Thematik. Dadurch kann "Best Practice im eigenen Haus" geschaffen werden, was die weiteren Schritte erleichtern wird.
  • Nach Einführungsphase Umstieg auf Variante "Strategische Planung", ggf. vorerst auch nur an einem Standort.

2.2 Fall 2: Handlungsbedarf ist vorhanden und erkannt, trotzdem Vorbehalte gegen ein "komplexes BGM"

  • Start in das BGM durch Variante "Step by Step".
  • Orientierung an anstehenden Themen, z. B. Durchführung der psychischen Gefährdungsbeurteilung, Systematisierung des BEM oder Fokussierung auf Kennzahlen, d. h. Fehlzeitenmanagement.
  • Durch Eingrenzung Thema und/oder Bereich in einem Unternehmen (Pilotierung) kann bereits prozessorientiert vorgegangen werden. Tipp zur Auswahl des Pilotbereichs: Start dort, wo die zuständige Führungskraft offen ist für die Thematik. Dadurch kann "Best Practice im eigenen Haus" geschaffen werden, was die weiteren Schritte erleichtern wird.
  • Gute vorherige Information/Aufklärung und anschließende Einbindung der Führungskräfte.
  • Nach Durchführung des Pilotprojektes gute Kommunikation der Ergebnisse und der Erfahrungen in dem Projekt an die anderen Unternehmensbereiche bzw. an alle Führungskräfte.
  • Bei Übertrag auf andere Standorte muss die zentrale Steuerung und die Vernetzung zu den anderen Systemen (Arbeitsschutz, BEM, Demografiemanagement etc.) beachtet werden.

2.3 Fall 3: Handlungsbedarf ist vorhanden und erkannt, Unsicherheit über die Vorgehensweise

Grundsätzlich sollte gemäß Variante "Strategische Planung" (vgl. Abb. 1) begonnen werden, vorerst jedoch nur mit einem Strategietag. Als Ergebnis des Strategietages kann es zu 4 möglichen Erkenntnissen kommen:

  1. Exit: keine weiteren Aktivitäten zu dieser Thematik.
  2. Nur Angebote der Verhaltensprävention, i. d. R. außerhalb der Arbeitszeit. Die Verhältnisprävention wird nur auf Basis der gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes durchgeführt.
  3. Austesten einer prozessorientierten Vorgehensweise durch ein Pilotprojekt.
  4. Fortführung des BGM-Prozesses gemäß Variante "Strategische Planung".

2.4 Fall 4: BGF läuft bereits – Umstieg zu BGM geplant

  • Durchführung eines Strategietages (vgl. Variante "Strategische Planung", Abb. 1) unter Einbezug der bisher durchgeführten Maßnahmen.
  • Konzeptionierung und Durchführung eines BGM unter Berücksichtigung der bereits durchgeführten Maßnahmen (Einbezug, Anpassung, Streichung).

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