Das Handlungsfeld "Beratung zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung" umfasst folgende Präventionsprinzipien:

  • gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeitstätigkeit und -bedingungen,
  • gesundheitsgerechte Führung,
  • gesundheitsförderliche Gestaltung betrieblicher Rahmenbedingungen,
  • bewegungsförderliche Umgebung,
  • gesundheitsgerechte Verpflegung im Arbeitsalltag,
  • verhältnisbezogene Suchtprävention im Betrieb.

Sicher und gesundheitsgerecht gestaltete Arbeitsbedingungen haben einen enormen Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden, die Arbeitszufriedenheit und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Repräsentative Studien zeigen, dass v. a. psychische Belastungen, wie z. B. wenig Handlungsspielraum, die Arbeitsmenge, fehlende soziale Unterstützung und Anerkennung in Beziehung zu einer psychischen (aber auch körperlichen) Erkrankung führen können.[1]

Vor allem die psychischen Belastungen haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Das zeigen u. a. auch die Gesundheitsreporte der Krankenkassen (z. B. BARMER Gesundheitsreport 2020). Vor diesem Hintergrund hat die "Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie" (GDA) 5 Merkmalsbereiche der psychischen Belastung definiert und unterschieden.[2]

  1. Arbeitsaufgabe/Arbeitsinhalt (z. B. Ausmaß an Verantwortung, Handlungs- und Entscheidungsspielraum),
  2. Arbeitsorganisation (z. B. Länge der Arbeitszeit, Arbeitsablauf),
  3. soziale Beziehungen (z. B. Vorgesetzte, Kollegen, Kunden),
  4. Arbeitsbedingungen/Arbeitsumgebung (z. B. ergonomische Gestaltung, Arbeitsmittel)
  5. neue Arbeitsformen (z. B. Mobilität, atypische Arbeitsverhältnisse, zeitliche Flexibilisierung).

Jedem dieser einzelnen Merkmalsbereiche wird eine große Bedeutung zur Erfassung psychischer Belastungen zugeschrieben. Diese kann je nach Art und Ausprägung als Gefährdung der Gesundheit oder auch als wichtige Ressource wirken.

Im Sinne der Verhältnisprävention können die Krankenkassen bei der Beratung der genannten Themen zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung unterstützen.

Praxisbeispiel Präventionsprinzip "Gesundheitsgerechte Führung"

Soziale Beziehungen nehmen sowohl in der Arbeitswelt, als auch im Privaten eine besondere Rolle ein, da sie unterstützend und fördernd, aber auch belastend und einschränkend wirken können.[3] Die Führungskraft beeinflusst die Gesundheit maßgeblich – im positiven wie im negativen Sinne. Letzteres kann man anhand von Gefährdungspotenzialen verdeutlichen. Diese finden sich in fehlender oder geringer sozialer Unterstützung, Konflikten oder Streitigkeiten, fehlender Anerkennung der Kompetenzen oder mangelndem Vertrauen.[4]

Hingegen kann ein mitarbeiterorientierter Führungsstil die Belegschaft motivieren, die Produktivität steigern und ein positives Betriebsklima fördern.

In ihrer multifunktionalen Rolle als Vorbildfunktion und Multiplikator werden die Führungskräfte als Schlüsselposition gesehen und sollten in den Prozess der BGF unbedingt mit eingebunden werden.

Systematische und strukturierte Programme sowie moderierte (Gruppen-)Workshops, wie z. B. die "Führungswerkstatt", ermöglichen einen Erfahrungsaustausch untereinander und regen zur Selbstreflexion der teilnehmenden Führungskräfte an.[5]

Folgende allgemeine Ziele der Führungskräfteworkshops können definiert werden:

  • Sensibilisierung der Führungskräfte für das ganzheitliche Thema Gesundheit: für die eigene Gesundheit, für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und für eine gesunde Unternehmenskultur,
  • mehr Klarheit und Verständnis in Bezug auf die eigene Rolle als Führungskraft in der BGF,
  • Stärkung der gesunden Führungskompetenz und mehr Sicherheit im Führungsalltag.

Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der Kooperationspartner der Krankenkassen, die über entsprechende Qualifikationen verfügen und als Experten folgende mögliche Inhalte transportieren können:

  • gesunde Führung (in digitalen Zeiten),
  • Umgang mit belasteten Mitarbeitern,
  • gesunde Kommunikation u. v. m.

Im Vorfeld eines solchen Moduls sollten weitere organisatorische Rahmenbedingungen geklärt werden, wie z. B.:

  • Wird die Maßnahme während der Arbeitszeit durchgeführt?
  • Wird die Maßnahme verpflichtend angeboten?
  • Wird die Maßnahme für alle Führungsebenen und -kräfte angeboten?
  • Welche Inhalte sind ggf. schon im Bereich der Personalentwicklung platziert?
 
Wichtig

Aufbau eines Führungskräfteworkshops

Ein Führungskräfteworkshop kann modular aufgebaut sein, beispielsweise über mehrere Wochen zu jeweils 60–90 Minuten, oder auch in Form eines Halb- oder Ganztagesworkshops durchgeführt werden. Der zeitliche Rahmen sollte eng mit dem Projektteam bzw. dem oder der Verantwortlichen abgestimmt und auf die internen Strukturen angepasst werden.

Es empfiehlt sich, die Gruppengröße auf 5 bis maximal 12 Personen zu begrenzen und die Teilnehmer ausreichend im Vorfeld zu informieren. Je umfassender und rechtzeitiger das Informationsangebot zur jeweiligen Maßnahme, desto eher fühlen sich die Führungskräfte in das Projekt eingebunden.

Auch darüber hinaus wird Kommunikation zum entscheidenden Erfolgsfaktor. In der heutigen ...

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