Was ist Mobbing?

Wird eine Person oder eine Gruppe am Arbeitsplatz von Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten systematisch belästigt, schikaniert, beleidigt, ausgegrenzt oder mit kränkenden Arbeitsaufgaben bedacht, so spricht man von Mobbing. Dabei treten diese Handlungen absichtsvoll, häufig und wiederholt auf (z. B. mindestens einmal pro Woche) und erstrecken sich über einen längeren Zeitraum (mindestens ein halbes Jahr). Streit unter gleich starken Parteien oder einmalig vorkommende Ungerechtigkeiten, Krach oder Hänseleien werden nicht dem Mobbing zugeordnet.

Mobbinghandlungen sind vielfältig und können sich sowohl auf die Arbeitsebene als auch auf die soziale Ebene beziehen.

Ein typischer Mobbingprozess verläuft in vier Phasen:

1. Phase – Unzureichende Konfliktbearbeitung

Ein Chef möchte einen Mitarbeiter loswerden, Konflikte werden geschürt.

2. Phase – Der Psychoterror beginnt

Der ursprüngliche Konflikt gerät in den Hintergrund, stattdessen wird das Opfer Zielscheibe von Schikanen und Herabsetzungen.

3. Phase – Der Fall eskaliert

Die gemobbte Person macht wegen des Stresses irgendwann wirklich jene Fehler, die ihr zu Beginn ungerechtfertigter Weise angelastet wurden. Sie wird stigmatisiert, gilt jetzt als ’problematisch‘. Es folgen Abmahnung oder Versetzung.

4. Phase – Das "Mobbing-Ziel" ist erreicht

Die betroffene Person ist den Anforderungen dann nicht mehr gewachsen. Die Betroffene bzw. der Betroffene kündigt oder wird gekündigt.

Zurück bleiben Menschen mit einem vielschichtigen Störungsbild. Folgen können Depressionen, Ängste, Traumatisierungseffekte, Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit und Suizid sein.

Fallbeispiel

Abbildung kann aus Gründen des Urheberrechts nicht dargestellt werden.

Eigentlich hatte sich Herr Peter B. (45 Jahre) auf seinen neuen Job als Sachbearbeiter im Bürgeramt der Stadt gefreut. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit war auch eine Vertretungsstelle sehr attraktiv für ihn. Er würde sein Bestes geben, sich engagieren und viel von dem, was er in der Weiterbildung gelernt hatte, einbringen. Aber welche Ernüchterung – sehr bald spürt er, dass sein Vorgesetzter ihn nicht leiden kann.

Warum nur teilt er immer nur ihm Arbeiten zu, die sonst niemand erledigen möchte? Und seine Kollegen? Was sollen immer wieder diese missgünstigen Blicke? Andauernd erwähnen sie, wie ihnen doch die ehemalige Stelleninhaberin fehlt und wie sehr sie sich auf deren Rückkehr freuen. Hinter seinem Rücken wird darüber geredet, Herr Peter B. wolle sich beim Abteilungsleiter einschmeicheln, um so eine feste Anstellung zu bekommen. Immer weniger Kollegen reden direkt mit ihm. "Ich werde wie Luft behandelt und demonstrativ gemieden", klagt er seiner Frau.

Wenn Peter B. abends zu Bett geht, findet er keine Ruhe, weil er Angst hat vor dem nächsten Arbeitstag – vor der Unsicherheit – nicht zu wissen, was als nächstes passiert. Stechende Kopfschmerzen kommen immer häufiger – er geht zum Arzt, der ihn krank schreibt.

Seit fast einem Jahr wird Peter B. nun geschnitten – das Arbeitsklima ist für ihn unerträglich: "Wo ist nur meine Lebensfreude geblieben!? fragt er sich und kennt sich selbst nicht mehr. Kann er die Situation noch ändern oder ist die Kündigung der einzige Ausweg, der ihm noch bleibt?"

 

Welche Maßnahmen helfen?

Die Hauptursachen des Mobbings liegen in der Organisation der Arbeit (Umstrukturierungsmaßnahmen, Stellenabbau, Leistungsdruck etc.), im Führungsverhalten der Vorgesetzten (diffuse Zuständigkeiten, Abwälzung von Verantwortung, mangelnde Transparenz bei Entscheidungen etc.) und in der besonderen Stellung der Betroffenen. So kann Mobbing vermieden werden:
Gestaltungsbereich Mögliche Schutzmaßnahmen
Arbeitsaufgabe klare Aufgaben und Rollenverteilung (z. B. durch Stellenbeschreibungen) sichern
Arbeitsorganisation
  • mehr Transparenz in den Arbeitsabläufen (z. B. Prozessbeschreibungen) schaffen
  • Mentor/Mentorin oder "Paten/Patin" zur Unterstützung bei der Integration in ein bestehendes Arbeitsteam benennen
  • Betriebs-/Dienstvereinbarung zum Thema Mobbing schließen
  • eine interne oder externe Beratungsmöglichkeit sowie ein Beschwerdewesen einrichten
  • arbeitsvertragliche Regelungen zur Arbeitszeit bzw. die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes einhalten
  • angemessene Pausenzeiten ermöglichen
  • auf eine angemessene Arbeitsmenge achten
  • Arbeitszeit-/Schichtdienstregelungen nach arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen (vorwärts rollierend mit Freizeittagen im Block) gestalten
  • Ausgleich von Mehrarbeit bzw. Überstunden durch Freizeit ermöglichen
Arbeitsumgebung
  • für gleiche Ausstattung auf gleicher hierarchischer Ebene

    (z. B. Raumgestaltung, PC, Laptop, Mobiliar) sorgen

Soziale Beziehungen
  • Beschäftigte und Führungskräfte durch Information und Aufklärung über die Ursachen, die Entstehung und die Folgen von Mobbing sensibilisieren
  • klare und eindeutige Positionierung der Unternehmensleitung – nicht zuletzt auch im Bewusstsein möglicher negativer betriebswirtschaftlicher Konsequenzen – finden und kommunizieren
  • Regeln oder Vereinbarungen zum koll...

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