Die Stressbewältigung durch körperliche Aktivität ist empirisch gut belegt. Klaperski et al. bestätigten signifikante Effekte von Bewegungsprogrammen auf das wahrgenommene Stresslevel.[1]

Verschiedene biologische und psychologische Mechanismen führen zu einer stressregulierenden Wirkung durch Sport und Bewegung. Diese Mechanismen lehnen sich an das transaktionale Stressmodell an. Im Folgenden werden verschiedene Einflussfaktoren erläutert.

Angenommen wird eine ressourcenstärkende Wirkungsweise der körperlichen Aktivität auf die Stressentstehung. Sport und Bewegung kann zu einer Stärkung der verfügbaren personalen und sozialen Ressourcen führen, wodurch Personen die eigenen Handlungsmöglichkeiten bei stressauslösenden Ereignissen u. U. eher positiv einschätzen (sekundäre Bewertung).[2]

Eine Ressource, die durch körperliche Aktivität gestärkt werden kann, ist die Selbstwirksamkeitserwartung. Durch Erfolgserlebnisse im Sport, z. B. das erfolgreiche Absolvieren eines 10-km-Laufs, kann die Person eine entsprechende Selbstwirksamkeitserwartung aufbauen und wird auch in anderen Lebensbereichen dazu tendieren, vermehrt an ihre eigenen Fähigkeiten (Durchhaltevermögen, Ausdauer, Durchsetzungsvermögen) zu glauben. Dabei eignen sich v. a. Sportarten, die Erfolgserlebnisse vermitteln, wie z. B. das Training für einen Volkslauf.[3]

Neben der Selbstwirksamkeitserwartung ist als ressourcenstärkender Faktor auch die soziale Unterstützung zu nennen. Mithilfe von Sport und Bewegung in der Gemeinschaft wird die erhaltende und wahrgenommene Unterstützung verbessert. Durch gemeinsame Lauftreffs oder Spielsportarten können weitere soziale Kontakte ausgebaut werden. Die Fähigkeit zur Mobilisation sozialer Unterstützung in stressreichen Situationen wird somit gestärkt.[4]

Die reaktionsverringernde Wirkungsweise setzt an den biologischen und psychologischen Stressreaktionen an und ist somit dem palliativ-regenerativen Stressmanagement zuzuordnen. Durch die Reduktion der Stressreaktionen können gesundheitsschädliche Auswirkungen gemindert werden.[5] Dabei geht es um Entspannung, Erholung, Ausgleich und Aufbau der Widerstandskräfte. Als Beispiel kann hier Yoga als Maßnahme zur Entspannung des Körpers und des Geistes aufgeführt werden. Bei Arbeitnehmern, die ein Angebot zur Teilnahme an Yoga-Kursen im betrieblichen Setting bekamen, wurde eine Verbesserung der mentalen und physischen Gesundheit festgestellt. Wird Yoga auf der Arbeit durchgeführt, so erhalten die Arbeitnehmer ein konkretes Tool, um arbeitsbedingte Stressreaktionen abzubauen. Neben der Verbesserung der mentalen und physischen Gesundheit werden Yoga auch präventive und leistungssteigernde Wirkungsweisen zugeschrieben.[6]

Des Weiteren spielt die körperliche Aktivität zur Reduktion der kognitiven Stressreaktionen eine entscheidende Rolle. Oftmals berichten Personen in stressreichen Situationen von Denkblockaden oder zirkulierenden Gedanken. Die körperliche Aktivität dient der Unterbrechung der Grübelschleifen.[7] Man spricht auch von dem sog. Timeout-Effekt. Die Wahl der sportlichen Aktivität ist individuell, es sollte allerdings berücksichtigt werden, dass die Sportart für die Person eine echte Abwechslung zum Alltag bietet.[8] Darüber hinaus konnten Klaperski et al. in einer Studie nachweisen, dass Sportler unter akuten Stressbelastungen einen geringeren Anstieg der Herzfrequenz, des Blutdrucks und des Kortisol-Levels verzeichneten.[9] Zusätzlich wiesen Sportler eine schnellere Regeneration nach der Stressbelastung auf. Vermutet wird, dass die neurophysiologischen Stresssysteme bzw. Stressachsen bei regelmäßiger körperlicher Aktivität aktiviert bzw. trainiert werden und diese Anpassungen bei anderen, sportartunspezifischen Stresssituationen, wie z. B. einer hohen Arbeitsbelastung, genutzt werden können.[10] Diese Hypothese wird auch als Cross-Stressor-Adaptions-Hypothese bezeichnet und wird aktuell aufgrund unterschiedlicher Ergebnisse diskutiert.[11]

[1] Klaperski/von Dawans/Heinrichs/Fuchs (2014): Effects of a 12-week endurance training program on the physiological response to psychosocial stress in men: A randomized controlled trial. Journal of Behavioral Medicine, 37(6), 1118–1133.
[2] Fuchs/Klaperski (2016): Stressregulation durch Sport und Bewegung. In Fuchs/Gerber (Hrsg.), S. 1–22. Berlin: Springer.
[3] Fuchs/Klaperski (2016): Stressregulation durch Sport und Bewegung. In Fuchs/Gerber (Hrsg.), S. 1–22. Berlin: Springer.
[4] Fuchs/Klaperski (2016): Stressregulation durch Sport und Bewegung. In Fuchs/Gerber (Hrsg.), S. 1–22. Berlin: Springer.
[5] Fuchs/Klaperski (2016): Stressregulation durch Sport und Bewegung. In Fuchs/Gerber (Hrsg.), S. 1–22. Berlin: Springer.
[6] Gura (2002): Yoga for stress reduction and injury prevention at work. Work, 19(1), 3–7.
[7] Fuchs/Klaperski (2016): Stressregulation durch Sport und Bewegung. In Fuchs/Gerber (Hrsg.), S. 1–22. Berlin: Springer.
[8] Fuchs/Klaperski (2016): Stressregulation durch Sport und Bewegung. In Fuchs/Gerber (Hrsg.), S. 1–22. Berl...

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