Zusammenfassung

 
Überblick

Krankheitsbedingte Produktionsausfälle verursachen hohe Kosten. Ein Teil dieser Kosten entsteht aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Verhaltensstörungen. Chronischer Stress wird dabei als Risikofaktor für die Entstehung von psychischen Erkrankungen (wie z. B. eine Depression oder eine Angststörung) identifiziert.[1] Stress kann mithilfe von Bewältigungsstrategien reduziert werden. In diesem Beitrag werden unterschiedliche Ansatzpunkte mit den entsprechenden Maßnahmen zur Stressbewältigung beschrieben. Zudem wird darauf eingegangen, wie körperliche Aktivität als Maßnahme zur Stressbewältigung speziell im Unternehmen eingebunden werden kann.

[1] Bühring (2012): Psychische Erkrankungen: Stress am Arbeitsplatz macht krank. Deutsches Ärzteblatt, 109(24), A-1210.

1 Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen

Jedes Jahr entstehen durch krankheitsbedingte Produktionsausfälle hohe Kosten für die deutsche Volkswirtschaft, wobei allein 15 % dieser Kosten auf psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen zurückzuführen sind.[1]

Demzufolge steigt auch die Anzahl der durch psychische Erkrankungen verursachten Fehltage: Im Jahr 2020 waren 17 % der Fehltage durch psychische Erkrankungen begründet. Damit belegen sie Platz 2 direkt nach den Muskel-Skelett-Erkrankungen (DAK, 2020).[2] Ein bedeutsamer Risikofaktor für die Entstehung von psychischen Erkrankungen, wie z. B. Depressionen oder Angststörungen, ist chronischer Stress.[3] Laut der Stressstudie der Techniker Krankenkasse (TK) aus dem Jahr 2016 geben 61 % der Befragten an, mehr Stress als vor 3 Jahren zu haben. Studien bestätigen, dass das Risiko für physische als auch psychische Erkrankungen durch chronischen Stress ansteigt.[4]

[1] BAuA (2019): Grundauswertung der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018. Dortmund, Berlin, Dresden. Zugriff am 11.2.2021.
[2] DAK-Gesundheit (2020): Beiträge zur Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung. Hamburg: DAK-Gesundheit.
[3] Bühring (2012): Psychische Erkrankungen: Stress am Arbeitsplatz macht krank. Deutsches Ärzteblatt, 109(24), A-1210.
[4] Dar/Radfar/Abohashem/Pitman/Tawakol/Osborne (2019): Psychosocial stress and cardiovascular disease. Current treatment options in cardiovascular medicine, 21.

Lederbogen/Ströhle (2012): Stress, psychische Erkrankungen und koronare Herzkrankheit. Der Nervenarzt, 83(11), 1448–1457.

2 Was ist Stress?

Stress ist die Aktivierungsreaktion des Organismus auf Anforderungen und Bedrohungen – auf die sog. Stressoren.[1] Stress ist also ein Zustand, der auftritt, wenn bestimmte Ereignisse für das physische oder psychische Wohlbefinden als bedrohlich empfunden werden und wenn die betreffende Person unsicher darüber ist, ob sie mit der Situation umgehen kann oder nicht.[2]

Stressoren sind Störgrößen, welche die physische und psychische Homöostase, also das Gleichgewicht, beeinflussen.[3]

Differenziert werden:

  • physikalische Stressoren – z. B. Lärm und Hitze,
  • körperliche Stressoren – z. B. Verletzungen, Schmerz, Hunger,
  • Leistungsstressoren – z. B. Zeitdruck, quantitative und/oder qualitative Überforderung und
  • soziale Stressoren – z. B. Konkurrenz, Isolation, zwischenmenschliche Konflikte.[4]

Laut der Stressstudie der TK (2019) sind die am häufigsten genannten Stressoren von Arbeitnehmern ein zu hohes Arbeitspensum, Termindruck und zu schnelles Arbeiten. Ergänzend werden Stressoren, wie Unterbrechungen und Störungen, genannt.[5]

 
Wichtig

Stressreaktion

Die psychischen und physischen Reaktionen auf Stressoren werden als Stressreaktion bezeichnet. Die Stressreaktion kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen:

  • körperliche Ebene – z. B. erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Muskeltonus etc.,
  • behaviorale Ebene – z. B. hastiges und ungeduldiges Verhalten, ein gesteigertes Betäubungsverhalten in Form von Rauchen oder z. B. ein unkoordiniertes Arbeitsverhalten,
  • kognitiv-emotionale Ebene – z. B. Gefühle der inneren Unruhe und Unzufriedenheit oder auch Denkblockaden.[6]

Neben den Stressoren sind noch die individuellen Stressverstärker zu nennen. Das sind z. B. Motive, Einstellungen und Bewertungen. Diese führen zur Auslösung bzw. zur Verstärkung der Stressreaktionen. Ein starkes Profilierungs- und Perfektionsbestreben sowie die Unfähigkeit, eigene Leistungsgrenzen zu beachten, sind als Beispiele für individuelle Stressverstärker hervorzuheben (Kaluza, 2011, S. 14).

Differenziert wird zwischen Eustress und Distress. Wird eine Situation als machbar und die Stressreaktion als "energetisierend" empfunden, so spricht man von Eustress. Eustress (positiver Stress) erhöht die Aufmerksamkeit und regt zu Höchstleistungen an, ohne dem Körper zu schaden. Empfindet man die Situation als bedrohlich, unangenehm und beängstigend, so bezeichnet man dies als Distress. Diese negative Art von Stress führt zu verringerter Leistungsfähigkeit und kann, besonders über einen langen Zeitraum hinweg, krankheitsfördernd wirken.[7]

[1] Selye (1981): Geschichte der Grundzüge des Stresskonzeptes. In: Nitsch (Hrsg.): Stress, Theorien, Untersuchungen, Maßnahmen (S. 163–187). Bern: Huber.
[2] Kaluza (2004): Gelassen und...

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