2.3.1 Teilzeit

Die Dauer oder das Volumen der vereinbarten Wochenarbeitszeit ist ein zentraler Hebel für betriebliche und individuelle Flexibilität. Teilzeitarbeit ist jede vertragliche Arbeitszeit, die geringer ist als die betriebliche Regelarbeitszeit für vergleichbare Vollzeitkräfte. Dabei sind sehr unterschiedliche Varianten möglich, von einer Reduzierung der Vollzeit bis zur klassischen 50 % Stelle.

Ihr Anteil an allen Erwerbstätigen lag 2019 bei 28 %[1]. Seit 2009 ist der Anteil um 2,3 Prozentpunkte gestiegen. Im Jahr 2019 war fast jede zweite erwerbstätige Frau im Alter von 15 bis 74 Jahren in Teilzeit tätig (48 %). Unter den Männern betrug dieser Anteil nur 12 %.

Teilzeitmodelle sind nicht nur weit verbreitet, sie fördern auch Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit in Unternehmen. Für viele Beschäftigte ist eine Teilzeitarbeit in bestimmten Lebensphasen die einzige Möglichkeit, Privates und Berufliches zu verbinden (Familie, Weiterbildung).

Teilzeit zeichnet sich vor allem durch folgende Potenziale aus:

  • Ertragsschwankungen kompensieren
  • Servicezeiten gezielt verlängern
  • Laufzeiten optimieren
  • Beschäftigung in auftragsschwachen Zeiten sichern
  • Mitarbeitermotivation fördern
  • Employer Branding
  • Personal binden und gewinnen
  • Fehlzeiten reduzieren

Bei konjunkturellen oder saisonalen Auftragsschwankungen ist die Teilzeit ein wichtiges Instrument zur Beschäftigungssicherung und bindet gut eingearbeitetes Personal an das Unternehmen. Auch individuelle Gründe können für Beschäftigte eine vorübergehende Teilzeitstelle begründen. Ob eine schwierige Lebensphase oder der Wunsch nach einer geplanten Auszeit: Für eine Teilzeit sprechen viele Vorteile. Frauen geben zu fast 30 % als Grund für die Teilzeit die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf an.

Die Teilzeitquote ist in Deutschland in den letzten Jahren zwar gestiegen, jedoch würden 9 % der Teilzeittätigen gerne Vollzeit arbeiten, finden allerdings keinen ganztägigen Arbeitsplatz.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung zur Teilzeitbeschäftigung (2021): Datenreport 2021 (Abb. 8)

Abb. 4: Hauptgründe für Teilzeitarbeit in Deutschland 2019

Da Teilzeitarbeit eine Frauendomäne ist, verwundert es nicht, dass der Anteil von Frauen in Führung undTeilzeit nur rund 15 % beträgt .

 
Praxis-Tipp

Proaktive Teilzeitangebote

Proaktive Teilzeitangebote an Männer und Väter könnten eine sinnvolle Stellschraube für gleichberechtigte Erwerbsarbeit sein. Beispielsweise könnten Eltern in bestimmten Lebensphasen beide vollzeitnah mit vielleicht jeweils 75 % tätig sein.

2.3.2 4-Tage-Woche

Ein aktuell viel diskutiertes Arbeitszeitmodell ist sicherlich die 4-Tage-Woche. Erste Projekte zeigen, dass Beschäftigte durchaus einen Vorteil darin sehen, ihre Wochenarbeitszeit auf 4 statt 5 Tage zu verteilen. Allerdings gibt es hier unterschiedliche Umsetzungsbeispiele bei der Gestaltung:

  • Variante 1: Die Wochenarbeitszeit bleibt bei gleichem Gehalt gleich. Wer beispielsweise eine vertragliche Arbeitszeit von 38-Stunden pro Woche hat, kann an 4 Tagen jeweils durchschnittlich 9 1/2 Stunden arbeiten oder zweimal 9 Stunden und zweimal 10 Stunden. Dies ist nach dem Arbeitszeitgesetz zulässig.
  • Variante 2: Die Wochenarbeitszeit wird reduziert, das Gehalt reduziert sich entsprechend. Beispielsweise könnte jemand seine vertragliche Wochenarbeitszeit von 38 Stunden auf 28 Stunden reduzieren und diese Stunden auf eine 4-Tage-Woche flexibel verteilen. Das Gehalt wird angepasst. Diese Variante ist eine klassische Teilzeit und wird schon lange praktiziert.
  • Variante 3: Die Wochenarbeitszeit wird reduziert, wobei das Gehalt auf Basis einer vergleichbaren Vollzeitarbeit gezahlt wird. Dies könnte bedeuten, dass ein Unternehmen beispielsweise eine vertragliche Wochenarbeitszeit von 32 Arbeitsstunden anbietet und das Gehalt für 36 Stunden pro Woche berechnet wird.

Die Vor- und Nachteile sind ganz offensichtlich je nach Variante anders gelagert. Bei der Variante 1 ändert sich vor allem die Lage der Arbeitszeit. Falls eine gleichbleibende Besetzung im Team von Montag bis Freitag erforderlich ist, sollte darauf geachtet werden, dass sich die Ansprechbarkeit der Beschäftigten nicht auf die Arbeitstage von Dienstag bis Donnerstag konzentriert, da viele das Wochenende verlängern.

Variante 2 ist kein neues Modell, die Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei reduziertem Einkommen ist fest etabliert. Interessant und innovativ dagegen ist die Variante 3. Unternehmen zahlen weiterhin auf Vollzeitniveau und ermöglichen eine individuelle flexible 4-Tage-Woche. Die betrieblichen Gründe hierfür sind vor allem in der Personalrekrutierung und -bindung zu sehen. Für einige Beschäftigte ist es eine gute Möglichkeit, den Beruf bestens mit dem Privatleben zu vereinbaren, was wiederum die Life-Kohärenz stärkt. Unternehmen profitieren von motivierten, zufriedenen und kreativen Mitarbeitern und stärken damit die Wettbewerbsfähigkeit[1]. L

 
Praxis-Tipp

Mitarbeiter befragen

Führen Sie doch mal eine kleine Mitarbeiterbefragung zur 4-Tage-Woche durch. Beispielsweise o...

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