Die Arbeitswelt unterliegt großen Veränderungen und einem stetigen Wandel. Ein effektives Arbeitszeitmanagement, das wirtschaftliche, gesellschaftliche und individuelle Interessen berücksichtigt, wird daher immer wichtiger.

Arbeitszeitmanagement hat zwei Aspekte:

  • Zum einen geht es um die institutionelle Bedeutung von Arbeitszeitmanagement. Hiermit sind die Regelungen, Vereinbarungen und Modelle gemeint, die von Personen mit Vorgesetztenfunktion bzw. von Mitarbeitervertretungen entwickelt sowie umgesetzt werden und den Rahmen für die Betriebs- und Arbeitszeiten vorgeben.
  • Zum anderen gibt es die funktionale Bedeutung. Diese bezieht sich auf die Gestaltung und Umsetzung der Arbeitszeit auf betrieblicher und persönlicher Ebene zur Aufgabenerledigung. Diese funktionale Bedeutung schafft Spielräume für eine flexible, vielseitige und maßgeschneiderte Arbeitszeitgestaltung, mit zahlreichen Chancen für Unternehmen und Beschäftigte. Beachtet werden sollten auch mögliche Risiken, wie z. B. hohe zeitliche Belastung. Gutes Arbeitszeitmanagement knüpft an strategische Planungen und betriebliche Erfolgsfaktoren an und verbindet diese mit menschengerechten, attraktiven und modernen Arbeitszeitformaten, die auf den rechtlichen Grundlagen (u. a. ArbZG) basieren.

1.1 Trends und Treiber

Flexible Arbeitszeiten sind in vielen Unternehmen der Schlüsselfaktor für wichtige ökonomische, technologische und gesellschaftliche Trends. Diese langfristigen Entwicklungen und Prozesse beeinflussen die Arbeitswelt und fordern zum aktiven Handeln heraus. Es eröffnen sich durch Trends neue Möglichkeiten für effektive und innovative Zusammenarbeit, die sich direkt auf die organisationalen und personalen Arbeitszeiten auswirkt. Zu diesen relevanten Trends und Treiber zählen mit Blick auf das Arbeitszeitmanagement vor allem:

  • Digitalisierung
  • Demografie
  • Globalisierung
  • Kulturwandel
  • Nachhaltigkeit

Die technologische Entwicklung ist seit Jahren Motor des Digitalen Wandels. Die Informations- und Kommunikationstechnik bietet immer neue Möglichkeiten und eröffnet beispielsweise Perspektiven für Homeoffice, mobile/remote Arbeit und Vertrauensarbeitszeit. Künstliche Intelligenz, Chatbots oder Robotertechnologien sind bereis im Einsatz oder werden gezielt für Anwendungen optimiert. In vielen Bereichen können Beschäftigte ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort je nach Branche flexibel managen und virtuelle Meetings gehören längst zum Alltag in der Arbeitswelt 4.0. Eine ständige Erreichbarkeit kann für Beschäftigte auch ein Überforderungsrisiko darstellen, deshalb sind hier klare gesundheitsgerechte Vereinbarungen zu treffen.

Über den demografischen Wandel wird seit vielen Jahren diskutiert, nun stehen viele Branchen aufgrund fehlender Fachkräfte vor erheblichen Problemen. Bei relativ stabiler Entwicklung der Bevölkerungszahlen, hat sich der Anteil älterer Menschen deutlich erhöht. Mit dem Übergang der heute 60 – 67-Jährigen, den sog. Babyboomern, in die Rentenphase, verlässt eine große Bevölkerungsgruppe den Arbeitsmarkt. Diese entstehenden Engpässe auf dem Arbeitsmarkt führen zu starker Konkurrenz bei Arbeitgebern um qualifiziertes Personal. Attraktive Arbeitsbedingungen, wie z. B. selbstbestimmte Arbeitszeiten, gute Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sind zum entscheidenden Faktor geworden.

Die Globalisierung ist grundsätzlich kein neues Phänomen, denn Handel hat es weltweit schon in früheren Jahrhunderten gegeben. Die weltweite Vernetzung hat sich allerdings durch die industriellen und technologischen Entwicklungen stark verändert. Die Globalisierung ist heute durch komplexe Prozesse gekennzeichnet und wirkt sich insbesondere auf globale Arbeitsteilung aus. Multinationale Unternehmen aber auch mittelständische Betriebe können sich durch digitale Infrastrukturen an der globalen Wertschöpfung beteiligen. Für die Beschäftigten hat dies zur Konsequenz, dass teils ein "rund-um-die-Uhr" Service erforderlich ist, der nur mit versetzten Arbeitszeiten oder Schichtarbeit abgedeckt werden kann. Längere Betriebszeiten führen so zu atypischen Arbeitszeiten.

Die aktuellen Trends sind gleichzeitig auch Treiber für einen kulturellen Wandel mit Auswirkungen auf die Art und Weise von Lebensstilen und Werten. In diesem Kontext hat sich das Rollenverständnis der Geschlechter verändert. Auch wenn stereotypische Familienmuster weiterhin Bestand haben, so hat sich doch auch eine partnerschaftliche Aufteilung bei der Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen etabliert. Auch wenn Frauen während der Familienphase häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten, zeigt sich ein zunehmender Wunsch bei Müttern, ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Die Organisation von sehr individuellen und lebensphasenorientierten Arbeits- und Teilzeitmodellen kann im Sinne einer guten Life-Kohärenz ausschlaggebend sein.

In Zeiten von Klimakatastrophen und Abhängigkeiten von fossilen Ressourcen zeigt sich ein deutlicher Trend, der die gesamte Gesellschaft weltweit betrifft: Nachhaltigkeit verbunden mit einem neuen Umweltbewusstsein ist ein ...

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