Grundsätzlich gilt: Die demografiegerechte Arbeitsgestaltung in den Feldern Technik, Organisation und Personal ist keine neue Disziplin, sondern die konsequente und menschengerechte Gestaltung von Arbeit unter Einbezug alters- und alternsspezifischer Aspekte. Für die Bereiche Arbeitsplatz, Arbeitsmittel und Arbeitsumgebung sind nur bedingt Anpassungen notwendig. Umfassendere Anpassungen können in den Bereichen Arbeitsaufgaben, -inhalte, -zeiten und -organisation notwendig werden.

3.1 Arbeitsplatz

Hier müssen die Regeln der Ergonomie unter Berücksichtigung der individuellen Leistungsfähigkeit angewandt werden.

3.2 Arbeitsmittel

Für die Arbeitsmittelgestaltung gelten die Regeln guter ergonomischer Gestaltung natürlich genauso für Jüngere und Ältere. Tab. 3 enthält einige Punkte dazu.

 
Lesbarkeit von Schriften und Symbolen auf der Produktoberfläche und den Bedienelementen Schriften und Zeichen müssen groß und unverwechselbar sein, sie müssen sich von ihrem Untergrund deutlich abheben (Kontraststärke) und bei unterschiedlichen Lichteinflüssen zu erkennen sein.
Lesbarkeit von Schriften, Symbolen oder Grafiken auf dem Display Schriften, Zeichen und Grafiken müssen ausreichend groß und kontrastreich sein. Das Display darf nicht zu Blendungen oder Verzerrungen der Darstellung führen.
Bedienbarkeit der Hardware, wie z. B. Tasten oder Schalter Tasten und Schalter müssen ausreichend groß und eindeutig voneinander zu unterscheiden sein. Bei Betätigung müssen sie eine Rückmeldung an den Nutzer geben.
Bedienbarkeit der Software Software-Menüs müssen verständlich, die Führung durch die Menüs plausibel gestaltet sein. Eine schnelle Rückkehr zum Start- oder Ausgangspunkt muss möglich sein.
Intuitive Bedienung des Arbeitsmittels insgesamt Die Bedienung des Geräts muss einfach und ohne ­komplexe Schlussfolgerungen erfolgen können.
Verständlichkeit der Bedienungsanweisungen Die Bedienschritte müssen verständlich erklärt und ­erläutert sein und eine schnelle Nachvollziehbarkeit ­gewährleisten.

Tab. 3: Alternsgerechte Arbeitsmittelgestaltung[1]

[1] BAuA (Hrsg.), Produkte für Ältere? Produkte für Alle!, Quartbroschüre A 67, 2009.

3.3 Arbeitsumgebung

Mit zunehmendem Alter lässt die Elastizität der Augenlinse nach. Etwa ab dem 40. Lebensjahr beginnt die sogenannte Alterssichtigkeit (Presbyopie). Die Sehfähigkeit eines 60-Jährigen beträgt gegenüber einem 20-Jährigen nur noch 75 %. Für die gleiche Sehleistung brauchen ältere Menschen mehr Licht als jüngere (Abb. 11). Die Unterschiede reduzieren sich aber bei steigendem Beleuchtungsniveau.

Abb. 11: Sehschärfe und Lichtbedarf in Abhängigkeit vom Lebensalter[1]

Ab ca. 50 Jahren besteht zudem eine zunehmende Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis).

Es handelt sich um eine meist beidseitige und symmetrische Gehörabnahme, zunächst in den höheren Frequenzen, später auch im Mittel- und Tieftonbereich mit einem eingeschränkten Wortverständnis, v. a. in einer geräuschvollen Umgebung (Cocktail-Party-Effekt). Es besteht damit eine reduzierte Sprachverständigung sowie eine erhöhte Unfallgefährdung durch nicht gehörte akustische Warnsignale. Diesem Sachverhalt muss z. B. durch optische Signal- und Warnunterstützung Rechnung getragen werden.

Auch für die alternsgerechte Gestaltung der Arbeitsorganisation bieten sich verschiedene Maßnahmen an, die je nach Unternehmensgröße und Ergebnissen z. B. der Altersstrukturanalyse eingesetzt werden können.

[1] Bullinger, Ergonomie, 1995.

3.4 Arbeitsaufgabengestaltung

Der Personaleinsatz muss so gestaltet werden, dass Über- und Unterforderung vermieden werden. Durch Arbeitsanalysen muss festgestellt werden, wer für welche Tätigkeit geeignet ist. Für einen solchermaßen angepassten Personaleinsatz ist ein Matrix-Abgleich sehr hilfreich. Eine Matrix mit den Leistungsvoraussetzungen der Beschäftigten, also mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten, wird mit den Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes abgeglichen. Je deckungsgleicher Angebot und Anforderungen, desto besser passen die Arbeitsaufgaben zu dem jeweiligen Beschäftigten.

Günstig ist die Arbeit mit wechselnder Belastung (Mischarbeitsplätze, job rotation) um bei Jüngeren "Verschleiß" zu vermeiden und für Ältere die Arbeit (weiterhin) zu ermöglichen. Zu bevorzugen ist ebenfalls ein Wechsel von grob- und feinmotorischen Tätigkeiten. Zeiten zum Erlernen von neuen Inhalten müssen eingeplant werden.

3.5 Arbeitszeitgestaltung

Mit dem Alter ändern sich auch die Bedürfnisse bezüglich der Arbeitszeit. Folgende Maßnahmen sind möglich:

  • Teilzeit,
  • Flexibilisierung der täglichen Arbeitszeit,
  • Kurzpausen,
  • ausreichend Ruhezeiten zwischen 2 Schichten,
  • Vermeidung von Nachtschichten, max. 3 aufeinanderfolgende Nachtschichten,
  • ab dem 40sten Lebensjahr sollte nicht mehr neu in die Schichtarbeit eingestiegen werden,
  • vorhersehbare und überschaubare Schichtpläne.

Neben den Maßnahmen zur Arbeitssystemgestaltung sind natürlich auch individuelle Maßnahmen wie die ständige Kompetenzentwicklung sowie der Erhalt der körperlichen und geistigen Fitness notwendig.

3.6 Anwendungsbeispiel: Montagearbeit

Tab. 4 fasst Empfehlungen für die alter(n)sgerechte Gestaltung von Montagearbeit zusammen:

 
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