Tarifbindung: Branchentarifverträge verlieren Bedeutung

Die Tarifbindung verliert an Bedeutung. Das zeigen aktuelle Daten des IAB: In Westdeutschland gilt für jeden zweiten Beschäftigten ein Branchentarifvertrag. Vor 20 Jahren waren noch 70 Prozent in tarifgebundenen Betrieben beschäftigt. Im Osten sank die Zahl von 56 auf 37 Prozent.

Immer weniger Beschäftigte werden nach branchenweit einheitlichen Tarifverträgen bezahlt. Das zeigen die Daten des aktuellen Betriebspanels des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, für das 15.000 Betriebe befragtwurden.

Tarifbindung geht zurück

Seit 1996, als das IAB erstmals Daten zur Tarifbindung für Ost- und Westdeutschland erhoben hat, ist der Anteil der in tarifgebundenen Betrieben Beschäftigten deutlich zurückgegangen. 1996 arbeiteten in Westdeutschland 70 Prozent der Beschäftigten in Betrieben, in denen ein Branchentarifvertrag galt. Im Jahr 2015 waren es nur noch 51 Prozent. In Ostdeutschland sank der entsprechende Anteil der Beschäftigten von 56 auf 37 Prozent.

Gegenüber 2014 sank die Tarifbindung in Westdeutschland um zwei Prozentpunkte. In Ostdeutschland stieg sie dagegen verglichen mit 2014 um einen Prozentpunkt an. Damit scheint im Osten der jahrelange Bedeutungsverlust der sogenannten Tarifbindung gestoppt zu sein.

Haustarifverträge legen leicht zu

Zugelegt hat dagegen der Anteil der Beschäftigten, die nach einem zwischen Gewerkschaft und Betrieb abgeschlossenen Haustarifvertrag genannt bezahlt werden:  Im Westen lag der Anteil 2015 bei acht 8 Prozent, im Osten bei 12 Prozent; das ist jeweils ein Prozentpunkt mehr als 2014.

Branchentarifverträge: Viele profitieren indirekt

Für 41 Prozent der westdeutschen und 51 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten gab es 2015 keinen Tarifvertrag. In Westdeutschland profitierten 51 Prozent dieser Arbeitnehmer jedoch indirekt, da sich ihre Betriebe an Branchentarifverträgen orientierten. In Ostdeutschland waren es 44 Prozent der Beschäftigten in Betrieben ohne Tarifbindung, denen die indirekte Wirkung eines Tarifvertrages nutzte. Diese Zahl ist gegenüber dem Vorjahr rückläufig: 2014 arbeiteten noch 50 Prozent der Beschäftigten in nicht tarifgebundenen Betrieben, die sich aber an den tarifvertraglichen Standards orientieren, erläutern die IAB-Forscher Susanne Kohaut und Peter Ellguth in den WSI-Mitteilungen 4/2016 zur rückläufigen indirekten Wirkung von Tarifverträgen in Ostdeutschland. In Westdeutschland dagegen hat sich dieser Wert kaum verändert und lag bei 52 Prozent.

 

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dpa
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