Konflikte zu lösen und Mobbing zu stoppen gehört zu den Aufgaben einer Führungskraft. Doch Mobbing ist ein diffuses und komplexes Problem: Mobbing ist kein Konflikt zwischen zwei Personen, der offen auf Augenhöhe ausgetragen wird. Es ist nicht klar erkennbar, wer die Beteiligten sind und was genau passiert. Oft gibt es gar keinen Konflikt als Auslöser. Weil neben dem Mobbing-Betroffenen und den Hauptakteuren viele andere Personen auf unterschiedliche Weise mitwirken, stabilsiert sich der Prozess. Die einen machen mit, andere schauen zu, schweigen, dulden oder wissen nicht, wie sie den Mobbing-Prozess stoppen sollen. Und da die Mobbing-Handlungen verdeckt erfolgen, ist es schwer zu belegen, dass sie absichtlich schädigend erfolgen. Doch um Schäden für den Betroffenen und den Betrieb zu vermeiden, ist schnelles Handeln angesagt.

6.1 In drei Schritten die Situation lösen

Eine schnelle und zielführende Intervention bei einem akuten Mobbing-Prozess in der Arbeitswelt ist mit der Methode Shared Responsibility Approach möglich. Dabei wird in drei zeitlich aufeinander folgenden Schritten klar strukturiert vorgegangen. Ziel dabei ist es, Mobbing nachhaltig zu stoppen, indem die Verantwortung für die Lösung auf mehrere Personen verteilt wird.

  1. Zunächst führt die Führungskraft ein Gespräch mit der Person, die durch Mobbing-Attacken schikaniert wird. Ziel ist es, der Person Zuversicht zu vermitteln, dass sich der Mobbing-Prozess beenden lässt. Zudem ist es notwendig, sie für die geplante Vorgehensweise zu gewinnen.
  2. Im nächsten Schritt stellt die Führungskraft ein Unterstützungsteam zusammen. Dieses Team gilt als das "Herzstück" der Methode und ist Helfer- bzw. Expertengruppe für die Schlüsselperson – also die Führungskraft –, die den Prozess initiiert und leitet. Zum Unterstützerteam eingeladen werden die Personen, die an den Mobbing-Handlungen maßgeblich beteiligt sind sowie Beschäftigte, die keine aktive Rolle im Mobbing-Prozess einnehmen, aber positiv bei der Lösung der Situation mitwirken können.
  3. Es geht nicht darum, die Schuldfrage zu klären, Täter zu suchen oder Opfer zu bemitleiden. Da alle Beteiligten bei der Lösungsgestaltung miteinbezogen werden, gibt nicht ein Einzelner – z. B. die Führungskraft – eine Lösung vor. Im gemeinsamen Erarbeiten von Lösungen, entsteht Verbindlichkeit. Letztlich können alle Beteiligten ohne Gesichtsverlust, Stigmatisierung und Schuldgefühle aus der verfahrenen Mobbingsituation aussteigen.
 
Wichtig

Die Lösung steht im Mittelpunkt

Bei Shared Responsibility Approach gibt es keine Schuldzuweisungen und es werden keine Sanktionen angedroht. Täter und Mitläufer werden bewusst nicht in ihren Rollen angesprochen, sondern als Experten für die Situation um Mithilfe gebeten. Deshalb sind weder Verteidigung noch Rechtfertigungen notwendig. Es lässt sich beobachten, dass diese Vorgehensweise die an den Mobbing-Handlungen Beteiligten entlastet und befreit. Diese erste positive Veränderung fördert ein weiteres konstruktives Vorgehen. Alle Beteiligten können sich öffnen und aus einer neutralen Position an Lösungsvorschlägen mitarbeiten.

  1. Nach etwa zwei Wochen findet der dritte und letzte Schritt statt. Der Mobbing-Betroffene und alle Teilnehmenden des Unterstützungsteams werden in Einzelgesprächen befragt, wie sich die Situation entwickelt hat und ob weiterer Unterstützungsbedarf besteht.

6.2 Vorteile der Methode

  • Mit Shared Responsibility Approach können Führungskräfte selbst aktiv werden, um den Mobbing-Prozess zu unterbrechen.
  • Der Ablauf der Methode ist klar strukturiert und einfach anwendbar.
  • Alle Beteiligten gehen gut aus dem Mobbing-Prozess heraus.
  • Eine Mitarbeit im Unterstützerteam stärkt das Arbeitsklima nachhaltig.

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