Zunehmender Personalmangel im öffentlichen Dienst
Die Bevölkerung wird den zunehmenden Personalmangel in den kommenden Jahren noch stärker zu spüren bekommen, warnt der Chef des Beamtenbundes dbb Ulrich Silberbach.
Bestehender Personalmangel verschärft sich durch Ausscheiden älterer Beschäftigter
In den kommenden zehn Jahren werden alleine über 1,3 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes schon altersbedingt ausscheiden. „Wenn sie überhaupt so lange durchhalten, denn bereits heute fehlen etwa 360.000 Leute – das macht die Arbeit für die vorhandenen Kolleginnen und Kollegen natürlich umso stressiger“, erklärte Silberbach. Diese Entwicklung bedeute für die Bürgerinnen und Bürger:
Es wird noch viel mehr, öfter und lauter rumpeln als jetzt. Wenn wir bei Digitalisierung und Bürokratieabbau nicht endlich vorankommen, wird der bevorstehende Personalmangel Bearbeitungsfristen verlängern, Betreuungsschlüssel verschlechtern und die staatliche Leistungsfähigkeit insgesamt signifikant schwächen.
Die sinkende Leistungsfähigkeit der Daseinsfürsorge führe in der Bevölkerung zu Frust, der immer wieder auch zu Aggressivität und Gewalt gegenüber den Beschäftigten führt, so Silberbach: „Die Gesellschaft verroht, das Misstrauen gegen den Staat wächst, Leidtragende sind natürlich auch die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, nicht nur bei Polizei und Rettungsdiensten, sondern auch in Schulen, Jobcentern und Bürgerämtern.“
Forderung: Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst verbessern
Um mehr Menschen für die Arbeit beim Staat zu gewinnen, will der dbb Chef die Bedingungen dort verbessern: „Wir müssen besser bezahlen. Gerade in Zeiten steigender Inflation brauchen die Leute mehr Geld in der Tasche. Eine Möglichkeit wäre, Zuschläge und Zulagen wieder steuerfrei zu stellen. Außerdem können wir flexiblere und familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle anbieten, den Einsatz für das Gemeinwohl hervorheben und auch mit der relativen Sicherheit des Arbeitsplatzes im öffentlichen Dienst werben. Das sind alles wahrlich keine schlechten Argumente.“
Steuergewerkschaft warnt vor Verlust der Handlungsfähigkeit
Die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation ist jetzt schon spürbar. Sie wird sich ab 2028 massiv verschärfen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Florian Köbler. Ein Problem seien unattraktive Arbeitsbedingungen in maroden Ämtern bei mäßiger Bezahlung. Es brauche marktübliche Gehälter, damit die Zahl der Steuerbeamten steige. Köbler mahnte: "Ohne ausreichende Steuereinnahmen droht der Staat seine Handlungsfähigkeit zu verlieren."
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Strafvollzug, René Müller, sagte: "Bei einer weiteren Verschlechterung der Lage werden wir unseren staatlichen Aufgaben nicht mehr gerecht."
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