Serielles Sanieren: Gemeinsames Projekt, doppelte Manpower

Sie sind die Pioniere der Bubble, quadratisch, praktisch, gut war gestern – beim seriellen Sanieren sind die Experten von Renowate und Nassauischer Heimstätte kurz vor dem Raketenstart. 3 Fragen an Andreas Kipp und Sven Schubert.

Herr Schubert, Ihr Arbeitgeber, die Nassauische Heimstätte, zählt zu den größten Wohnungsunternehmen Deutschlands und zu den innovativsten. Warum sanieren Sie in einem Premierenprojekt ein ganzes Quartier seriell, wenn es auch anders geht?

Sven Schubert: Die Frage haben wir uns zu Beginn auch gestellt. Warum müssen wir denn? Warum sollen wir seriell sanieren? Was sind die Vorteile? Wir haben schon ein bisschen Erfahrung gesammelt. Wir haben mal eine ganze Siedlung seriell aufgestockt und da für uns ein paar Vorteile herausgearbeitet.

Mit der Vielzahl an geänderten Rahmenbedingungen müssen wir jetzt einen Strategiewechsel vollziehen. Es geht nicht mehr darum, die Bestandsgebäude so ganzheitlich anzufassen, wie wir das bisher gemacht haben, sondern darum, die Gebäude auf die Klimaneutralität hin weiterzuentwickeln.

"Es braucht immer Unternehmen, die Pioniergeist haben"

Woran liegt es denn, dass wir noch so weit entfernt von einem Raketenstart sind, hat das mit mangelnder Digitalisierung in den Unternehmen zu tun, Herr Kipp?

Andreas Kipp: Die Digitalisierung würde ich nicht als Grund sehen. Die Szene ist noch überschaubar. Jung. Serielle Sanierung ist etwas Neues und nichts, womit man sofort loslegt. Wenn man mal auf die Website von vom Energiesprong schaut, dann sieht man aber schon, wie viele Projekte deutschlandweit tatsächlich schon umgesetzt werden. Definitiv. Es kommt einem nur wenig vor. Typisch Bubble, zu denken, es müsste eigentlich viel, viel, viel mehr los sein.

Es sind erst mal große Investitionen, keine Frage, die nicht von heute auf morgen gestemmt werden. Es sind Pilotprojekte. Auch wenn wir schneller sind, gehen Monate ins Land, bis wir von der Planung in die Umsetzung kommen und dann ein fertiges Projekt haben. So viele Projekte können dann vielleicht auch noch nicht umgesetzt werden. Wir sprechen viel über serielles Bauen, das hat sich in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten schon deutlich weiterentwickelt. Aber wir sind am Anfang, und für den Anfang haben wir uns schon stark hochskaliert.

Es gab da den einen oder anderen, der sich gesagt hat, ich probier das aus mit einem Pilotprojekt und setze mich dann erst mal zur Ruhe und lass die anderen probieren. Es braucht immer Unternehmen, die Pioniergeist haben und voran gehen.

Ich kann nur appellieren an alle Bestandshalter: ausprobieren! Es ist nicht mehr so dramatisch, wie es etwa vor drei Jahren noch war, wo es immer hieß, Projekte oder Gebäude müssen quadratisch, praktisch, gut sein. Es sind mittlerweile viele Lösungen entwickelt worden, die umsetzbar sind. Da hat sich schon viel getan. Und das serielle Sanieren wächst und ist den Kinderschuhen entwachsen.

"Welche internen Kapazitäten haben Wohnungsunternehmen?"

Eine Frage an Sie beide: Wie viel Manpower braucht ein Wohnungsunternehmen, um eine serielle Sanierung zu realisieren?

Schubert: Wir hätten theoretisch Ressourcen im eigenen Haus. Ich komme aus dem Unternehmensbereich Modernisierung, große Instandhaltung. Wir modernisieren selbst in Einzelgewerken, aber wir beauftragen auch Generalunternehmer, wie wir das jetzt in der Partnerschaft mit Renowate gemacht haben. Es gibt keine Größenbeschränkung für das Projekt oder für die Beauftragung.

Viel wichtiger ist: Wie viel Effekt man erzielen will. Hat man das Potenzial, um weitere Projekte zu realisieren? Hat man das Potenzial, das Produkt für den Bestand anzupassen und das Potenzial, dann die Kosten zu senken?

Kipp: Wir müssen immer schauen, welche internen Kapazitäten haben Wohnungsunternehmen? Größere Unternehmen haben es durchaus leichter, haben die Manpower. Es gibt aber viele, die nicht die Manpower haben. Und für die ist es ideal, wenn wir das serielle Sanieren aus einer Hand anbieten. Ein Rundum-Sorglos-Paket letztlich – und man sich intern weniger damit auseinandersetzen muss, die Manpower haben zu müssen.


Das ist ein bearbeiteter Auszug aus dem L'Immo-Podcast mit Andreas Kipp und Sven Schubert.