Die ERP-Macher in der Wohnungswirtschaft

Herr Thomsen, erst haben Sie Haufe-Lexware Real Estate (HLRE) geschluckt, dann wurde Aareon selbst verkauft. Wie ist denn so nach knapp einem Jahr Eigentümerwechseln die Stimmung bei den Kunden?
Hartmut (Harry) Thomsen: Wir haben dem erklärten Ziel entsprechend die ehemalige Haufe-Lexware Real Estate AG weiterentwickelt und auf ein solides wirtschaftliches Fundament gestellt und damit für die Kundinnen und Kunden Planungssicherheit und Stabilität geschaffen. Die Kunden können als Teil der Aareon Group von gebündelter Expertise und einem größeren Angebotsportfolio profitieren – auch durch die Anbindung von Drittlösungen über unser offenes Ökosystem Aareon Connect.
Diese Investition, wie auch unsere anderen Investitionen in das Marktsegment der Haus- und WEG-Verwaltung, untermauern ganz deutlich unser Commitment zu diesem wichtigen Teil unserer Branche. Ebenso die langfristige Planungssicherheit, die wir an einigen Stellen durch Prolongationen gegeben haben. Wir werden auch weiterhin einen großen Fokus auf die Verwaltungen legen und sie bei der digitalen Transformation unterstützen. Bereits heute können Kunden der Lösung PowerHaus von der integrierten Partnerlösung Vulcavo für digitale Eigentümerversammlungen profitieren. E-Rechnungsfunktionalitäten wurden in allen Produkten integriert.
"Leistungsfähige Produkte, die ihren Preis wert sind"
Und Aareon nutzt die marktbeherrschende Stellung nicht aus, für höhere Preise oder Abstriche beim Service etwa? – von dieser Befürchtung hört man oft in der Wohnungswirtschaft.
Wie gesagt, im Mittelpunkt unseres Geschäftsmodells steht der nachhaltige Erfolg unserer Kunden. Daher investieren wir stetig in die Weiterentwicklung unseres Angebotsportfolios – auch unter Nutzung neuer technologischer Möglichkeiten wie KI –, um leistungsfähige Produkte anbieten zu können, die ihren Preis wert sind.
Die Fragen rund um Preiserhöhungen kennen wir seit vielen Jahren und nehmen sie ernst. Gerade in den vergangenen Jahren haben wir alle gespürt, dass sich das allgemeine Preisniveau unter anderem aufgrund von gestiegenen Personal- und Energiekosten verändert. Damit müssen wir als Unternehmen ebenfalls umgehen. Wir haben das jedoch immer verantwortungsvoll getan und werden das auch weiterhin so handhaben.
(...) Wir arbeiten konsequent an unserer Qualität und unserem Service. Beides muss bei einem Unternehmen stimmen – das ist unser Anspruch als Unternehmen und auch der unserer Eigentümer.
Panel: Der Gatekeeper ERP – Seine neue Rolle im IT-Ökosystem Auf der Real Estate Arena in Hannover diskutiert ein Panel in der Haufe Lounge über Rolle und Bedeutung von ERP in der Wohnungswirtschaft. Moderator ist Jörg Seifert, Managing Editor "Immobilienwirtschaft". Teilnehmende: - Stephanie Kreuzpaintner, CEO Domus AG - Dr. Christian Westphal, CEO Crem Solutions GmbH & Co. KG - Björn Jüngerkes, CEO Dr. Klein WoWi AG |
Das in der Wohnungswirtschaft weit verbreitete ERP-System axera fiel quasi der HLRE-Übernahme zum Opfer. Will Aareon die Produktpalette weiter verschlanken?
Wir haben die Kunden bereits im Oktober 2024 darüber informiert, dass wir nicht mehr in die technologische Weiterentwicklung von axera investieren werden, da das Produkt nicht zukunftsfähig ist. Dieser Entscheidung war ein intensiver Analyse- und Evaluationsprozess des Portfolios der damaligen HLRE vorangegangen.
Jedoch ist völlig klar, dass wir unsere vertraglichen Verpflichtungen erfüllen und für alle Kunden gute und passende Lösungen finden wollen. Einige Kunden haben sich bereits für eine andere Aareon-Software entschieden. Insgesamt haben wir unser Angebotsportfolio ausgebaut – im ERP-Bereich und mit ergänzenden digitalen Lösungen. Wir bedienen mit unseren ERP-Lösungen drei Marktsegmente: Wohnungswirtschaft, gewerbliche Immobilienwirtschaft und Haus- und WEG-Verwaltungen und sehen uns mit unserem Fokus und unserem Portfolio bestens aufgestellt.
Ein verantwortungsbewusstes Unternehmensmanagement wird das Angebotsportfolio immer wieder im Rahmen der zukunftsorientierten Weiterentwicklung analysieren und die richtigen Investitionsentscheidungen zum langfristigen Nutzen der Kunden treffen, gerade in einem so dynamischen Umfeld, das insbesondere von neuen technologischen Entwicklungen geprägt ist.
"Mitgestaltung erzeugt bei Kapitalgebern eine Erwartungshaltung"
"Jetzt können wir den nächsten Schritt in unserer Entwicklung gehen. Wir sind in einer idealen Position, um weitere Wachstumschancen zu nutzen" – das Zitat stammt von Ihnen. Ist die Übernahme weiterer Wettbewerber geplant?
Wir sind ein europäisches Softwareunternehmen. Natürlich wollen wir für unsere Kunden weiter wachsen. Unabhängig von Deutschland, sehen wir vor allem auch international weitere Wachstumspotenziale. Teil unserer Wachstumsstrategie ist organisches sowie anorganisches Wachstum. Beispielsweise sind wir im Jahr 2023 mit der Übernahme von IESA in den spanischen Markt eingetreten. Ein Land, in dem wir bereits seit 2010 durch eine damalige Akquisition vertreten sind, sind die Niederlande.
Seither sind wir hier erheblich gewachsen und haben unser Angebotsportfolio zum Nutzen der Kunden ausgebaut. Ein weiteres Beispiel für die Erweiterung des Angebots in einem nationalen Markt ist unsere jüngste Akquisition in UK: HomeMaster bietet eine cloudbasierte Immobilien- und Finanzmanagement-Lösung für die Wohnungswirtschaft. Im allgemeinen Fokus unseres Wachstums steht die Unterstützung der digitalen Transformation der Immobilienbranche durch zukunftsorientierte, mehrwertstiftende Lösungen.
Momentan bietet Dr. Klein Wowi Digital Gesprächstoff mit einem Modell, das Wohnungsunternehmen finanziell beteiligen will und gewisse Mitspracherechte ermöglichen soll. Was halten Sie davon, Herr Thomsen?
Software und neue Funktionalitäten sollen die Kunden und ihre Anwendenden unterstützen. Das heißt, es ist wichtig, die richtigen Prioritäten zu setzen und intuitive Lösungen anzubieten. Dies gelingt am besten, wenn man eng mit der Branche und den Kunden vernetzt ist. Mitgestaltung ist daher ein wichtiges Stichwort, das wir bei Aareon schon sehr lange großschreiben. (...)
Zum angesprochenen Beteiligungsmodell von Dr. Klein: Es wird sich zeigen, ob die Idee aufgeht. Wenn Mitgestaltung an Investitionen gekoppelt ist, erzeugt das bei den Kapitalgebern eine entsprechende Erwartungshaltung, die seitens des Unternehmens zu bedienen ist. Das kann durchaus auch zu Interessenskonflikten führen. Grundsätzlich gilt für alle Marktplayer, dass für eine zukunftsorientierte Softwareentwicklung – gerade in einer stark reglementierten national aufgestellten Branche – signifikante Investitionen notwendig sind. Hier sind wir bestens aufgestellt.
Der Auszug aus dem Interview mit Aareon-CEO Hartmut Thomsen ist eine Vorabveröffentlichung aus der brandneuen Ausgabe 06/2025 der "DW Die Wohnungswirtschaft", die am 30.5.2025 erscheint und sich in einem ausführlichen Beitrag mit der Entwicklung auf dem ERP-Markt beschäftigen wird. Sichern Sie sich jetzt schon den Zugang über den Shop.
-
Aufwertung der Baualtersklasse: Reicht's für die Mieterhöhung?
365
-
Asbest im Boden entfernen: Kosten und Vorschriften
336
-
Verschärfte Regeln für Energieausweise treten in Kraft
250
-
Mieter insolvent – Was bleibt dem Vermieter?
172
-
Zweckentfremdung: Neues Gesetz in Schleswig-Holstein
141
-
Solarstrom für Mieter: Leitfaden und Mustervertrag
1281
-
Ladesäulen nachrüsten: Wie Vermieter Steuern sparen können
121
-
Parkettschäden, Schimmel & Co. – Obhutspflicht des Mieters
111
-
Gliederung des Jahresabschlusses von Wohnungsunternehmen
90
-
Vermietung von Wohnraum an Geflüchtete
86
-
Serielle Sanierung – Turbo für den klimaneutralen Gebäudebestand
12.05.2025
-
Digital Mindset: der Game Changer
09.05.2025
-
Wohnquartiere unter sozialem Druck: Auswege und Lösungen
07.05.2025
-
Vodafone-Finanzchef wird CEO beim Wohnungskonzern Vonovia
07.05.2025
-
Neuer Spin für die Wohnungswirtschaft: Die Real Estate Arena
06.05.2025
-
Die ERP-Macher in der Wohnungswirtschaft
05.05.2025
-
Digitalisierung: mit dem richtigen Mindset zum Erfolg
05.05.2025
-
Wirtschaftlicher Energieeinkauf für die Immobilienwirtschaft
05.05.2025
-
"Basteln ist für Wohnungsunternehmen nicht zielführend"
02.05.2025
-
Energy Sharing für Wohnungsunternehmen: Ein Leitfaden
30.04.2025