"Wir wollen Innovationen sichtbar machen"

Frau Esser, was verbirgt sich hinter dem DW-Zukunftspreis genau? Welche Rolle spielt er für die Wohnungswirtschaft?
Ingeborg Esser: Der DW-Zukunftspreis wird seit 2004 jedes Jahr unter einem anderen Motto, das die Branche aktuell beschäftigt, ausgelobt und verliehen. Die Partner "DW Die Wohnungswirtschaft", GdW, Aareon, BBU und BFW organisieren und koordinieren den Preis, der GdW-Präsident ist zudem Schirmherr. Diese besondere Auszeichnung hat eine enorme Bedeutung für Innovation und Fortschritt in unserer Branche. Sie würdigt diejenigen Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die mit Pioniergeist und einem klaren Vorbildcharakter eine führende Rolle übernehmen. Ihr Engagement wird nicht nur anerkannt, sondern auch mit Aufmerksamkeit belohnt, die es anderen Unternehmen ermöglicht, von ihren Erfolgen zu lernen. Diese Auszeichnung fördert somit den Austausch und die Weiterentwicklung innerhalb der Branche auf inspirierende Weise.
Das Motto des diesjährigen Preises lautet "Anders Bauen für bezahlbares Wohnen: Innovativ – einfach – experimentell". Warum wurde dieses Motto gewählt?
Esser: Die Wahl des Mottos spiegelt stets die brennendsten Themen unserer Zeit wider – und genau darum geht es: den immensen Wohnraumbedarf in Deutschland zukunftsfähig und bezahlbar zu decken. Es ist klar, dass wir umdenken und neue Wege beschreiten müssen, um auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen.
Die Herausforderung ist riesig: Wie können wir Wohnungen bauen, die sowohl bezahlbar als auch klimaschonend sind? Und das, während die Baukosten explodieren und die Anforderungen immer komplexer werden. Können wir künftig einfacher bauen oder auch Dinge weglassen, um die Kosten in den Griff zu bekommen? Diese Fragen beschäftigen uns aktuell – und genau hier setzen wir mit der diesjährigen Auslobung an. Gemeinsam suchen wir innovative Ideen, mutige Ansätze und zukunftsweisende Lösungen.
"Mieten sind keine Wünsch-dir-was-Mieten"
Herr Dr. Lippert, der Fokus des Preises liegt auf "bezahlbarem Wohnen". Warum bleibt das so wichtig?
Dr. Jörg Lippert: Gutes und bezahlbares Wohnen ist eine essenzielle soziale Aufgabe und braucht auch gutes Bauen. Nur so kann man dem immer stärker zunehmenden Wohnraumbedarf entsprechen und die Wohnungsnot sozialgerecht ausgleichen. Aber wenn das Bauen immer teurer wird, werden auch die Refinanzierungen immer aufwändiger und die Mieten immer höher. Denn Mieten sind keine Wünsch-dir-was-Mieten, sondern sogenannte Kostenmieten, die auf Basis der entstandenen Kosten und der Amortisationszeit refinanzierend berechnet werden.
Um die Mieten sozialverträglich abzufedern, braucht es dafür mehr Eigenkapital, Quersubventionen und ausreichende Förderung. Vor allem aber muss das Bauen bezahlbar und wirtschaftlich tragfähig sein. Nur so kann es der bestandshaltenden Wohnungswirtschaft gelingen, neuen Wohnraum zu bezahlbaren Mieten zur Verfügung zu stellen.
Wieso ist kostengünstiges Bauen zu einer solchen Herausforderung geworden?
Lippert: Gebaut wird bereits seit Jahrtausenden und das Bauen war über viele Jahrhunderte immer noch deutlich einfacher, als es jetzt ist. Ein wesentlicher Grund für die zunehmende Kompliziertheit sind die zugrundeliegenden Schutzziele für die Zivilgesellschaft, verbunden mit der kausalen Denkkette im Kopf: Verantwortung-Haftung-Schuld. Zugunsten einer wachsenden Anzahl an Schutzzielen sowie einer möglichst großen Rechtssicherheit wird der Anforderungskatalog an das Bauen stetig erweitert. Aber auch die Bauprodukt- und Bauausführungskosten sowie Zinsentwicklungen haben in den letzten Jahren zu einer enormen Aufwandserhöhung beigetragen.
"Wir suchen Projekte, die Mut haben, Neues zu wagen"
Für den DW-Zukunftspreis werden Projekte gesucht, die über innovative, einfache und experimentelle Wege das Bauen erleichtern. Auf welche Punkte schaut die Jury?
Esser: Die Jury wird mit einem geschärften Blick bewerten, welche Bauart oder welches Baukonzept zum Einsatz kommt. Dabei stehen auch Materialien und Prozesse im Fokus – insbesondere auch solche, die unkonventionell und nachhaltig sind. Es geht aber auch darum, neue, einfachere Lösungsansätze zu finden, die Material und Baukosten reduzieren. Ebenso wichtig sind innovative Ver- und Entsorgungssysteme sowie der Einsatz digitaler Anwendungen.
Schließlich ist die Wirtschaftlichkeit eines Projekts ein entscheidender Faktor: Wie gut gelingt es, Kosten und Qualität in Einklang zu bringen? Wir suchen Projekte, die den Mut haben, Neues zu wagen und zeigen wie die Zukunft des Bauens aussehen kann – kreativer, ressourcenschonender und zugleich bezahlbar!
Wie könnten Lösungen der Zukunftspreis-Bewerber aussehen?
Lippert: Von Gesetzen, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften kann nicht abgewichen werden, aber auf Basis der technischen Regeln außerhalb dieser rechtlichen Kriterien sowie alternativen Überlegungen gibt es durchaus Gestaltungsmöglichkeiten. Eine Lösung kann beispielsweise darin liegen, die etablierten Standards im Bereich von Komfort- und Ausstattungsmerkmalen zu hinterfragen und anzupassen
Auch prozessbezogen lassen sich beim Neubau neue und bestenfalls einfachere Wege gehen: von Typenbauten und Serienfertigung über Digitalisierung und KI bis hin zu alternativen Projektmanagement- und Kollaborationsmethoden. Dies alles sind keine unbekannten Ansätze, aber wir lassen uns natürlich auch gern von gänzlich neuen Ideen überraschen. Klar ist, dass wir im Neubau nicht mehr weitermachen können wie bisher, sondern dass es für die Zukunft des Wohnens dringend neue Ansätze braucht.
Nach welchen Kriterien werden die Bewerbungen außerdem bewertet?
Lippert: Neben dem Faktor der Bezahlbarkeit beziehungsweise Wirtschaftlichkeit wird besonderes Augenmerk auf die weiteren in der Auslobung genannten Kriterien gelegt: innovativ, einfach, experimentell. Diese beschreiben letztendlich nichts anderes als mögliche Wege zum Ziel. Wie ist es den Bewerbern gelungen, bezahlbares Bauen zu organisieren? Dabei kann ein besonders innovativer Weg genauso interessant sein wie ein besonders wirtschaftliches Ergebnis.
Warum sollte ich mich als Unternehmen für den DW-Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft bewerben? Was gibt es zu gewinnen?
Esser: Prämierte Unternehmen können das offizielle Logo des DW Zukunftspreises nutzen, was ihnen die Möglichkeit bietet, sichtbar zu machen, dass sie innovative und zukunftsweisende Lösungen für drängende Fragen der Immobilienwirtschaft entwickeln. Darüber hinaus berichtet die DW ausführlich über die Siegerprojekte und rückt diese ins Rampenlicht der Branche.
Ein weiteres Highlight: Die Siegerteams dürfen mit bis zu zwei Personen kostenfrei an der feierlichen Preisverleihung teilnehmen. Kurz gesagt: Der DW-Zukunftspreis ist eine einmalige Gelegenheit, Innovationen sichtbar zu machen, Anerkennung zu erfahren und die eigene Marke als Vordenker der Immobilienbranche zu positionieren.
Informationen und Online-Bewerbungsformular
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