Zusammenfassung

 
Überblick

Nach der Ölkrise (1973) und mit der sich allmählich ändernden Einstellung zu fossilen Energien (Unfälle in Tschernobyl und Harrisburg) wurde die Sonnenstrahlung als Energieträger auch auf der Erde interessant. Ihren ersten großen Boom erlebte die Solarenergie in den 1980er-Jahren, als PV-Anlagen erschwinglich und Solarenergie für die Allgemeinheit attraktiver wurde. Die Technologie wurde rasant weiterentwickelt und es ergaben sich immer neue Anwendungsmöglichkeiten für Solarmodule. Das führte in den 1990-er Jahren zu den ersten privaten PV-Anlagen in Deutschland.

1 Entwicklung in Deutschland und politische Ziele

Im September 1990 wurde von der Bundesregierung das "1000-Dächer-Photovoltaik-Programm" ausgerufen. Zwischen 1991 und 1995 wurden knapp 2.000 netzgekoppelte PV-Anlagen mit einer durchschnittlichen Anlagengröße von 2,6 Kilowatt-Peak (kWp) auf Ein- und Zweifamilienhäusern installiert. Die Kosten pro Kilowatt-Peak lagen bei über 12.000 EUR und wurden zu rund 70 % vom Staat übernommen.

EEG

1991 wurde das Stromeinspeise-Gesetz eingeführt, das erstmals eine Einspeisevergütung für Solarstrom vorsah (8,5 ct/kWh), doch erst mit dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) von 2000 wurde auch staatlich eine Energiewende eingeleitet. Ziel des EEG war es, die Energieversorgung in Deutschland umzubauen und den Anteil der erneuerbaren Energien (Photovoltaik, Wasser, Wind, Biogas) an der gesamten Stromversorgung bis 2050 auf 80 % zu steigern.

EEG-Umlage

Zudem wurde für die erneuerbaren Energien das Vorrangprinzip eingeführt. Damit hatte der Strom aus erneuerbaren Energien im öffentlichen Stromnetz künftig Vorrang gegenüber fossilen Energien. Gleichzeitig wurden die Förderungskosten für erneuerbare Energien über die sog. EEG-Umlage auf den Energieverbraucher umgelegt. Der Betreiber einer PV-Anlage erhielt für jede in das öffentliche Netz eingespeiste Solar-Kilowattstunde eine auf 20 Jahre festgeschriebene Einspeisevergütung, die anfänglich bei netto 99 Pfennig (50,62 Cent) lag.

In den Folgejahren wuchs der deutsche PV-Markt kontinuierlich. Die Systemkosten fielen, weltweit wurden die PV-Produktionskapazitäten ausgebaut, die Renditen und die Nachfrage seitens der Anlagenbetreiber stiegen massiv an. Bis 2012 erreichte der PV-Markt in Deutschland ein Zubau-Niveau von 8,3 Gigawatt-Peak (GWp). Allein von 2009 auf 2010 verdoppelte sich die installierte Anlagenleistung von 3,8 auf 7,4 GWp. Von 2000 bis 2011 stieg die mit Photovoltaik erzeugte jährliche Energie von 0,064 Terrawatt-Stunden (TWh) auf das Dreihundertfache (19 TWh).

Der PV-Markt war überhitzt und zudem, auch durch Entwicklungen in anderen Ländern (Spanien, China), zu einer industriepolitischen Konfliktbranche geworden. Im Juni 2011 beschloss der Bundestag eine umfassende Novelle des EEG, die unter anderem eine massive Reduzierung der Einspeisevergütung für die Photovoltaik vorsah. Die Änderungen traten zum 1. Januar 2012 in Kraft. Mitte 2012 gab es weitere Änderungen.

Diese veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen heizten den Markt und den Preiskampf zusätzlich an. Die Folge: Der Markt brach ein, deutsche Hersteller gingen insolvent und hunderttausende Arbeitsplätze in der Solarbranche gingen verloren.

Ab 2013 war der Photovoltaik-Zubau stark rückläufig und lag in einigen Jahren sogar unterhalb des von der Bundesregierung vorgegebenen Ausbaukorridors von 2,5 GWp. 2014 wurden nur noch 1,9 GWp installiert, 2017 sogar nur 1,7 GWp. Erst 2018 wurde der PV-Zubaukorridor mit knapp 3,0 GWp wieder erreicht.

Im Jahr 2018 wurden 74.750 Solaranlagen neu installiert, seitdem ist die Zahl jährlich angestiegen und hat sich 2022 mit 379.270 neuen Anlagen mehr als verfünffacht (siehe Abb. 1). 2022 erreichte der deutsche PV-Markt mit rund 7.300 MWp wieder das Niveau aus den Jahren 2010 bis 2012.

Abb. 1: Jährlich installierte PV-Leistung in Deutschland; Quelle: IWR.de GmbH, Solarbranche.de[1]

Damit wurden im letzten Jahr (2022) 61,6 % mehr PV-Anlagen gebaut als in 2021. Der Anstieg ist wesentlich stärker als im Zeitraum davor: Von 2020 auf 2021 betrug die Wachstumsrate im Vergleich nur etwa 25 %. Auch im Hinblick auf die Entwicklung im laufenden Jahr bestätigt sich der Trend. Im Januar 2023 lag die Anzahl an Neuinstallationen bei 60.030 neuen Anlagen, im Februar waren es 46.730. Verglichen mit den Vorjahresmonaten sind die Neuinstallationen damit um 192 bzw. 126 % angestiegen. Der Boom ist auch darauf zurückzuführen, dass seit dem 1.1.2023 auf den Kauf und bestimmte Mietmodelle von PV-Anlagen und Stromspeichern keine Umsatzsteuer mehr erhoben wird.

Derzeit (Stand: Dezember 2022) sind in Deutschland rund 2,4 Millionen PV-Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 66,57 GWp installiert. Das ergibt pro Kopf eine Nennleistung von 802,64 Watt. Für 2023 wird eine Zunahme auf 75,07 GWp prognostiziert. Im Januar 2018, als die Zahl erstmalig erhoben wurde, waren es gut 1,7 Millionen Anlagen mit einer Nennleistung von 42,3 GWp. Seitdem stieg die Zahl der Anlagen um 29,2 %, während sich die installierte Leistung um 36,5 % erhöhte.

[1] URL: https:...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt VerwalterPraxis Gold. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge