Immobilieninvestment: Weniger Ertragsrisiko in Top-Städten

Knappes Angebot, große Nachfrage: Investoren haben immer häufiger Sekundärlagen im Blick. Analysten von Aviva Investors empfehlen für 2020, sich bei Immobilienanlagen eher auf erstklassige Standorte zu konzentrieren, um Ertragsrisiken in Schach zu halten: Dort etwa, wo die globalen Talente sitzen.

Die europäischen Immobilienmärkte werden auch im Jahr 2020 von der Erwartung eines langfristig niedrigen Zinsniveaus geprägt sein, schreiben die Aviva-Analysten Vivienne Bolla und Souad Cherfouh in ihrem Marktausblick. Vor diesem Hintergrund wird die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Immobilien weiterhin anhalten, gestützt durch nachhaltige Renditechancen.

Vor dem Hintergrund einer ausgewogenen Risikobetrachtung sei es jedoch angebracht, sich auf erstklassige gegenüber sekundären Standorten zu konzentrieren. Dies umfasse etwa Städte mit einem großen Pool an Talenten und wertschöpfender Wirtschaftskraft. Zwar sind die Einstiegspreise an den europäischen Prime-Märkten hoch, doch auf risikobereinigter Basis weiterhin attraktiv.

Berlin punktet mit digitaler Kompetenz, Frankfurt bei Finanzen

Paris etwa ist Aviva Investors zufolge ein regelrechter Magnet für globale Talente, während Stockholm, Berlin, Amsterdam und Kopenhagen über weltbekannte Kompetenzzentren in digitalen und biotechnologischen Bereichen verfügen. München, Frankfurt am Main und Dublin sehen die Analysten ganz vorne im globalen Wettbewerb in den Bereichen Finanzen, Automobil, Informations- und Kommunikationstechnologie, Medien-, Kultur- und Kreativwirtschaft sowie Maschinenbau.

Aviva Investors prognostiert die aussichtsreichsten Investments generell auf den Logistik- und Büromärkten: Diese seien attraktiver als der Einzelhandel, heißt es in der Analyse. Angekurbelt werden die Logistikmärkte in Europa vor allem durch den Übergang zum elektronischen Handel. Auch im Segment Logistik oder unter den Büromietmärkten gehört Paris zu den europäischen Spitzenreitern mit nachhaltigem Mietwachstum.

Laut einer Analyse des Immobilienberaters Knight Frank hat sich Budapest den Titel als die Stadt mit den am schnellsten steigenden Immobilienpreisen weltweit zurückgeholt. Deutsche Städte liegen demnach im Vergleich zu den führenden 150 Städten international "nur" im Mittelfeld: Berlin (Platz 50), Frankfurt (Platz 72), Hamburg (Platz 74) und München (Platz 88).

ESG-Aspekte erfordern eine "Eigentürmer-orientierte Denkweise"

Nach vorne blickend erwarten die Aviva-Analysten Bolla und Cherfouh, dass sich mehr Anleger fragen werden, was ihre Immobilienallokationen über die finanziellen Erträge hinaus leisten können und wie sich ihre Investitionen auf ökologische, soziale und gesellschaftliche Aspekte (ESG) auswirken.

Aviva Investors beobachtet, dass immer mehr Immobilienanleger nach Möglichkeiten suchen, die Infrastruktur in Europa zu verbessern und einen gesellschaftlichen Nutzen zu stiften. Eine langfristige und unmittelbare Eigentürmer-orientierte Denkweise einzunehmen, sei dabei unerlässlich, heißt es in der Analyse.

Hohe Einstiegspreise bei Wohn- und Geschäftshäusern in Deutschland

Das Maklerhaus Engel & Völkers Commercial hat 67 deutsche Städte auf ihre Atrratktivität für Immobilienanlagen untersucht. Auch in diesem Martbericht wird deutlich: Der Markt boomt im anhaltenden Niedrigzinsumfeld und dabei haben die Metropolen weiterhin eine herausragende Bedeutung für Investoren, wenn auch kleinere Städte wegen des Angebotsmangels zunehmend in den Fokus der Anleger geraten.

Das Kaufpreisniveau ist an allen Standorten gestiegen, vor allem im mittleren Segement: dort zwischen 2014 und dem ersten Halbjahr 2019 bundesweit um durchschnittlich satte 44,6 Prozent. So basiere etwa die anhaltende Renditekompression bei deutschen Wohnimmobilien auf dem Umstand, dass die Kaufpreise für Wohn- und Geschäftshäuser in Relation zu den Mieten überproportional gestiegen seien, vor allem in den Metropolen.

Am Beispiel Berlin wird das besonders offensichtlich: Hier sind die Angebotsmieten für Bestandswohnungen laut Engel & Völkers von 2014 bis zum ersten Halbjahr 2019 auf den Höchstwert unter den sieben größten deutschen Metropolen um rund 34,5 Prozent gestiegen, während das Wachstum bei den Angebotspreisen für Anlageimmobilien (ohne Neubau) um 85 Prozent gestiegen ist.

Deutsche Anlageimmobilien bleiben begehrt

Trotz einer sich abkühlenden Konjunktur und zunehmender politischer Regulierungen auf den regionalen Wohnungsmärkten sind laut dem Marktbericht von Engel & Völkers Commercial keine Verwerfungen am deutschen Anlageimmobilienmarkt zu befürchten.

Neben dem erwarteten anhaltend niedrigen Zinsniveau, liege das auch darn, dass es keine Anlagealternativen geben. In Folge dürften auch die Preise, vor allem auf den Wohninvestmentmärkten vieler Groß- und Mittelstädte weiter steigen – wenn auch moderater. Das Wertsteigerungspotenzial ist nach Prognosen von Engel & Völkers weiterhin vorhanden, was schließlich zu einem geringen Investmentrisiko führt.


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