IDW-Stellungnahme zu IASB-Diskussionspapier DP/2018/1

Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) bezweifelt, ob die Überlegungen des IASB zur angedachten neuen Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital eine Lösung darstellen können.

Ziel des Diskussionspapiers DP/2018/1 Financial Instruments with Characteristics of Equity (Finanzinstrumente mit Eigenschaften von Eigenkapital) des IASB ist es, die Behebung bestehender Zweifelsfragen bei der Unterscheidung von Fremd- und Eigenkapital.

Bestehendes Klassifizierungsmodell nach IAS 32 unklar

Bislang definiert IAS 32 (nur) finanzielle Vermögenswerte und finanzielle Verbindlichkeiten, während das Eigenkapital der Restanteil an den Vermögenswerten des Unternehmens nach Abzug aller Verbindlichkeiten (sowohl finanzieller als auch nicht-finanzieller Art) ist. Gemäß der neuen Überlegung des IASB soll die Einordnung einer Kapitalüberlassung in Eigen- oder Fremdkapital anhand zweier Kriterien erfolgen, dem sog. timing feature und dem sog. amount feature. Entscheidend nach dem ersten Kriterium ist, ob eine Verpflichtung die Übertragung von Ressourcen zu bestimmten, vom Liquidationsfall abweichenden Zeitpunkten vorsieht. Das zweite Kriterium wiederum stellt darauf ab, ob die Höhe einer Verpflichtung von den (frei) zur Verfügung stehenden Unternehmensressourcen unabhängig ist. Nur wenn beide Kriterien verneint werden können, liegt nach dem Diskussionspapier (DP) Eigenkapital vor.

Vorgestellter Ansatz bringt wohl keine Lösung

Das IDW hat am 7.1.2019 seine Stellungnahme zum Diskussionspapier abgegeben. Das IDW begrüßt die Bemühungen des IASB das durchaus strittige und komplexe Thema anzugehen, da es aktuell keine klare konzeptionelle Grundlage gibt. Auch nach Ansicht des IDW führt eine wachsende Zahl von Finanzinstrumenten ‒ insbesondere solche, die Derivate sind oder derivative Merkmale auf das eigene Eigenkapital enthalten ‒ in der Praxis weiterhin zu Anwendungsproblemen, die das IFRS Interpretations Committee in der Vergangenheit aufgrund der aktuellen Leitlinien des IAS 32 nicht lösen konnte.

Die im DP vorgestellten Leitlinien werden aber seitens des IDW in Frage gestellt, ob diese zur Lösung der praktischen und konzeptionellen Fragen hilfreich sind. Ähnlich kritisch hatte sich bereits der DRSC Ende Dezember zum DP geäußert. Nach Ansicht des IDW gäbe es (nur) nur zwei „vernünftige“ (reasonable) Ansätze zur Klärung der aktuellen Anwendungsfragen zu IAS 32:

  1. Entwicklung eines völlig neuen und umfassenden Ansatzes zur Unterscheidung von (finanziellen) Verbindlichkeiten vom Eigenkapital ‒ anwendbar auf alle ausgegebenen Finanzinstrumente, ohne wesentliche Ausnahmen; oder
  2. Fokussierung auf die Lösung der bestehenden praktischen Fragen im Rahmen der Leitlinien in IAS 32, d. h. Entwicklung neuer Anforderungen an (eingebettete) Derivate auf das Eigenkapital, da sie in der Praxis die anspruchsvollsten Finanzinstrumente sind (ein Mittel zur Vermeidung von Strukturierungsmöglichkeiten wäre lt. IDW alle solche Derivate erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert zu bewerten, ergänzt um Anhangangaben).

Der im DP vorgeschlagene Ansatz sei aber mehr eine Mischung aus beiden Ansätzen und helfe konzeptionell nicht weiter. Das IDW ist daher der Meinung, dass das IASB im Hinblick auf das Klassifizierungsmodell hier eine Chance verpasst hat, die Unterscheidung zwischen Fremd- und Eigenkapital grundlegend zu überdenken.

Praxis-Hinweis: IDW und DRSC sehen angedachte Ansätze kritisch

Das IDW hat – ähnlich wie das DRSC – Zweifel an der Eignung der angedachten Ansätze zur Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital im Diskussionspapier. Gerade vor dem Hintergrund von Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten sollte ggf. eine konzeptionelle Neuausrichtung erfolgen.

Schlagworte zum Thema:  IAS, Eigenkapital, Fremdkapital