3.5.1 Nachhaltiges Investitionscontrolling

Das Investitionscontrolling befasst sich mit der Planung, Steuerung und Kontrolle sämtlicher Investitionen innerhalb eines Unternehmens und dient als Entscheidungshilfe für das Management. Im betriebswirtschaftlichen Sinne wird mithilfe von Investitions- bzw. Wirtschaftlichkeitsrechnungen ermittelt, welche Investitionen vorteilhaft sind und wann diese umgesetzt werden sollten.[1] Der Investitionsprozess kann in die drei Phasen Investitionsplanung, Investitionsbewertung und Investitionsrealisierung unterteilt werden.[2] Entlang dieses Prozesses müssen neben ökonomischen Kriterien auch verstärkt soziale und ökologische Aspekte integriert werden. Nur so kann eine Abwägung ökonomischer, sozialer und ökologische Folgen für unterschiedliche Projekte im Sinne einer nachhaltigen Unternehmens- und Investitionsstrategie realisiert werden.[3]

[1] Vgl. Müller, 2019, S. 71.
[2] Vgl. Berlin et al., 2015, S. 8.
[3] Vgl. Colsman, 2016, S. 87.

3.5.2 Integration nachhaltiger Kriterien in die Investitionsplanung

Bei der Investitionsplanung werden Investitionsbedarfe und -möglichkeiten geprüft, mit welchen das Unternehmen die in der Strategie verankerten Unternehmensziele erreichen will. Die möglichen Investitionen werden in einem Investitionsportfolio festgehalten und anschließend anhand ihrer Wichtigkeit priorisiert, wobei grundsätzlich zwischen Ersatz-, Rationalisierungs- und Erweiterungsinvestitionen unterschieden wird.[1] Neben den finanziellen Kenngrößen gilt es in der Planungsphase die strategischen Nachhaltigkeitsziele wie bspw. Senkung von negativen Umweltwirkungen des Unternehmens oder soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern zu beachten. Hierfür müssen bestehende Instrumente angepasst werden. Da im Zuge der Investitionsplanung häufig noch keine quantitativen Daten vorliegen, bietet sich in dieser Phase eine offene Bewertung als einfachste Form einer nachhaltigkeitsorientierten Nutzwertanalyse an. Die offene Bewertung umfasst einen ordinalskalierten Kriterienkatalog je Investitionsvorhaben, der neben den klassischen finanziellen Zielen um soziale und ökologische Ziele erweitert wird. Für eine offene Bewertung muss zunächst eine Liste mit möglichen Investitionsprojekten erstellt, anschließend eine Vorauswahl getroffen und Investitionsszenarien entwickelt werden (vgl. Abb. 24).[2]

Abb. 24: Offene Bewertung von Investitionen[3]

Beispielsweise hat sich ein produzierendes Unternehmen das Ziel gesetzt, seinen Output um 50 Prozent innerhalb der kommenden drei Jahre zu erhöhen. Die Ausweitung der Produktionskapazitäten wird hierfür als kritischer Stellhebel bewertet, weshalb das Controlling für die kommende Planungsrunde folgende Szenarien erarbeitet:

  1. Szenario 1: Ausbau der bestehenden Fabrik im Inland
  2. Szenario 2: Investition in eine neue Fabrik im Inland
  3. Szenario 3: Investition in eine neue Fabrik im europäischen Ausland

Im nächsten Schritt werden Bewertungskriterien aus der Unternehmensstrategie abgeleitet.[4] Im Beispiel ergeben sich für die strategischen Ziele des Unternehmens die folgenden Bewertungskriterien:

  1. Finanzielles Ziel: Maximierung des Kapitalwerts
  2. Ökologisches Ziel: Reduktion des Energieverbrauchs je Output-Einheit
  3. Soziales Ziel: Verbesserung der Arbeitsplatzergonomie

Mithilfe einer fünfstufigen Bewertungsskala ("sehr negativ / – -" bis "sehr positiv / + +") werden die Szenarien anschließend entlang der Kriterien bewertet. Die Bewertung sollte möglichst von mehreren unabhängigen Personen, bspw. aus den Fachabteilungen und dem Controlling, durchgeführt werden. Im letzten Schritt muss eine strategische Entscheidung vom Topmanagement getroffen werden. Im Beispiel zahlt Szenario 1, also der Ausbau der Fabrik im Inland, in Summe am stärksten auf die Kriterien im Sinne der Unternehmensziele ein. Die Investitionsbewertung und -realisierung folgt im nächsten Schritt.[5]

[1] Vgl. Berlin et al., 2015, S. 8.
[2] Vgl. Berlin et al., 2015, S. 14.
[3] Vgl. Berlin et al., 2015, 15ff.
[4] Vgl. Horváth et al., 2023, Kapitel 3.4.2.2.3.
[5] Vgl. Berlin et al., 2015, 15ff.

3.5.3 Integration nachhaltiger Kriterien in die Investitionsbewertung und Investitionsrealisierung

In der Phase der Investitionsbewertung kann ein Scoring-Modell oder eine Portfoliomethode durchgeführt werden (vgl. Abb. 25), wobei die klassischen Instrumente dabei wieder um soziale und ökologische Kriterien erweitert werden.[1] Mit dem Scoring-Modell können Investitionsprojekte priorisiert werden. Im Vergleich zur offenen Bewertung erfolgt dabei eine intervallskalierte, quantitative Bewertung der Kriterien auf Basis gemessener bzw. erhobener Daten anstelle einer subjektiven Einschätzung. Zusätzlich werden die einzelnen Bewertungskriterien mit Gewichtungsfaktoren versehen, sodass eine Rangfolge der Investitionsalternativen gebildet werden kann.[2]

Abb. 25: Scoring-Modell und Portfoliomethode[3]

Mit Hilfe der Portfoliomethode können finanzielle und nachhaltige Kriterien verglichen werden, was vor allem bei konkurrierenden Zielgrößen sinnvoll ist. Die Investitionsalternativen werden abhängig von ihrem Beitrag zur Zielerreichung in einer Matrix eingeordnet und so als Portfolio visualisiert.[4] Nach der Entscheidung für die Umsetzung einer...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge