Dem Controlling kommt eine bedeutende Rolle im Transformationsprozess zur nachhaltigen Unternehmensteuerung zu. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor der Herausforderung, diese Rolle sinnvoll zu füllen. Es stellen sich Fragen wie "Wo wird das Thema Nachhaltigkeit organisatorisch verankert?" oder "Welche nachhaltigkeitsorientierten Daten benötigen wir?" oder aber auch "Welche Implikationen hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung für unsere Prozesse?". In diesem Kapitel finden sich Impulse, um diese und viele weitere Fragen zu klären.

Zur Orientierung dient das Controlling & Nachhaltigkeitshaus (vgl. Abb. 12), das entlang von 9 Gestaltungsfaktoren aufzeigt, welche Aspekte im Transformationsprozess berücksichtigt und, wie der Name schon sagt, aktiv gestaltet werden müssen.

Das Dach und damit der Ausrichtungspunkt für die Gestaltung von Controlling & Nachhaltigkeit bilden Gestaltungsfaktor 1: Nachhaltigkeitsstrategie und Gestaltungsfaktor 2: KPIs und Steuerungskonzept. Eine nachhaltigkeitsorientierte Unternehmenssteuerung beginnt in diesem Dach, indem Strategie und Steuerungskonzepte an den jeweils relevanten Nachhaltigkeitsaspekten ausgerichtet werden.

Die Säulen des Hauses bilden diejenigen vier klassischen Controlling-Prozesse, die fundamental von einer nachhaltigkeitsorientierten Unternehmenssteuerung betroffen sind. Gestaltungsfaktor 3: Planung, Budgetierung und Forecast, Gestaltungsfaktor 4: Management Reporting, Gestaltungsfaktor 5: Investitions- und Kostencontrolling sowie Gestaltungsfaktor 6: Datenmanagement und -integration müssen in Hinblick auf den Transformationsprozess kritisch überprüft werden. Veränderungspotenzial sollte identifiziert und auf Nachhaltigkeitsaspekte ausgerichtet gehoben werden.

Das Fundament besteht aus Querschnittsthemen, die sowohl die betroffenen Hauptprozesse im Controlling tragen, die Säulen, als auch zur Umsetzung der Strategie, des Dachs, beitragen. Hierzu gehören Gestaltungsfaktor 7: Business Partnering, Gestaltungsfaktor 8: Organisatorische und prozessuale Verankerung und Gestaltungsfaktor 9: Kompetenz, Mindset und Incentivierung.

Im Folgenden werden die Gestaltungsfaktoren des Controlling & Nachhaltigkeitshauses ausführlich vorgestellt und entsprechende Impulse für eine erfolgreiche Transformation hin zu einer nachhaltigkeitsorientierten Steuerung gegeben.

Abb. 12: Gestaltungsfaktoren im Controlling & Nachhaltigkeitshaus

3.1 Gestaltungsfaktor 1: Nachhaltigkeitsstrategie

Eine separate Nachhaltigkeitsstrategie oder in eine Gesamtunternehmensstrategie eingebettete Nachhaltigkeitsfaktoren bilden den zentralen Rahmen für alle Gestaltungsfaktoren des Nachhaltigkeitscontrollings. Nachhaltigkeit und damit alle Nachhaltigkeitsziele sollten dabei als Triggerpunkte verstanden werden, ökonomische Sachverhalte neu zu durchdenken, Innovationstreiber zu identifizieren und diese als Quelle für Wettbewerbsvorteile zu nutzen.

Idealerweise ist eine Nachhaltigkeitsstrategie elementarer Bestandteil einer Unternehmensstrategie oder sehr eng mit dieser verzahnt. Separat definierte und verfolgte Nachhaltigkeitsstrategien beinhalten den zentralen Nachteil, dass dieses als "separat", "optional" oder "nicht verbindlich" in Bezug auf Gesamtziele innerhalb und außerhalb des Unternehmens angesehen werden können oder die damit verbundene Umsetzung erschwert wird.

Der Startpunkt der Strategiediskussion ist mit der Frage zu setzen, welche Aspekte unter dem Gesichtspunkt der doppelten Materialität sowohl für ein Unternehmen als auch die verschiedenen Umweltdimensionen relevant sind (vgl. Abb. 13). Haben in klassischen SWOT-Analysen die Outside-In-Betrachtungen typischerweise den Fokus auf Industrien oder direkte Wettbewerber, so soll diese Perspektive an dieser Stelle den Blick auf die Triple Bottom Line legen und mit dem Blick der Investoren daraus resultierende Chancen und Risiken beleuchten (bspw. zunehmende Bedrohung von Produktionsstandorten durch klimawandelinduzierte Naturkatastrophen, zunehmende Wasserarmut in bestimmten Regionen oder zurückgehende Akzeptanz für Produkte aus bestimmten Herstellungsländern). Diese bilden dann wiederum die Basis für eine nachgelagerte Materialitätsanalyse. Die Inside-Out-Perspektive beleuchtet demgegenüber die Auswirkungen des eigenen unternehmerischen Handelns und der Wertschöpfungsaktivitäten mit den primären Adressaten der eigenen Kunden, Geschäftspartnern oder der allgemeinen Öffentlichkeit.[1]

Abb. 13: Doppelte Materialität[2]

Es bietet sich an, das doppelte Materialitätsprinzip von Beginn an mit einer Zusammenstellung an typischen Aufwands- und Nutzenaspekten zu verbinden, welche im Rahmen von Unternehmensstrategien diskutiert werden. Diese Zusammenstellung ist aus dem Grund essenziell, da nachhaltigkeitsorientierte Ziele in Konflikt zu ökonomischen Überlegungen gesehen werden können und die Herstellung einer Zielkomplementarität oder eine vollständige Abwägung weiterhelfen können als Diskussionsbasis in Richtung verschiedener Stakeholder-Gruppen – oder auch bei der Erzielung von Wettbewerbsvorteilen.

Im Folgenden ist ...

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