Das Reporting muss sich aktiv den Veränderungen durch die Digitalisierung stellen, wenn es auch in Zukunft eine tragende Rolle in der Unternehmenssteuerung spielen will. Markus Kirchmann brachte es auf den Punkt: Mit großen Mengen an nicht-finanziellen Daten werden individualisierte Forecasts operative Entscheidungen unterstützen. Das Beste dabei: Man kann vorher testen, ob es funktioniert.

Digitalisierung ist derzeit wichtigster Trend im CFO-Bereich

Obwohl die konkreten Auswirkungen der Digitalisierung häufig noch nicht greifbar sind, haben viele bereits die Chancen und Notwendigkeiten erkannt, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Die Digitalisierung verändert alle Geschäftsbereiche grundlegend. Damit das Controlling seine bisher bekannte Steuerungsfunktion in Zukunft weiterhin wahrnehmen kann, müssen auch hier die Werkzeuge den neuen Umständen immer wieder angepasst werden. Chancen, Herausforderungen und die Vorgehensweise dieser permanenten Optimierung zeigte Markus Kirchmann, Leiter des Bereichs Planung, Reporting & Konsolidierung bei Horváth & Partners Management Consultants.

Da die Umstellung häufig mit hoher Komplexität verbunden ist, werde neue Systeme und Instrumente in sogenannten „Digital Steering Labs“ unter Laborbedingungen getestet, bevor sie implementiert werden (s. Abb. 1 in der Bilderserie). Dies soll zu einer höheren Qualität der neuen Prozesse führen und die Folgen von Anlauffehlern oder Fehleinschätzungen möglichst gering halten. Einer dieser Prozesse ist die Veränderung des Reportings, das mit besonders großen Herausforderungen konfrontiert wird.

Reporting 4.0 – digital und agil

Die riesigen Datenmengen machen es möglich, dass ein Wechsel von einer reaktiv-analytischen hin zu einer proaktiv-prognostizierenden Steuerung vollzogen werden kann. Als Fundament hierfür ist eine einheitliche Datenarchitektur mit hoher Stammdatenqualität notwendig. Diese Architektur in Kombination mit neuentwickelten quantifizierten Business- und Treibermodellen dienen als Grundlage für die Erstellung von Echtzeit-Datenanalysen, um so eine agile Unternehmenssteuerung zu ermöglichen. Dies bedeutet, dass das Reporting der Zukunft eine umfassende „Single-Truth“-Grundlage bieten muss, die ein hohes Maß an Flexibilität für den jeweiligen Nutzer aufweist und überall verfügbar ist.

Mit zusätzlichen Faktoren eine genauere Kapazitätsplanung erreichen

Die breite Datenbasis ermöglicht es, automatisierte Reports mit hoher Prognosegüte in einer nie dagewesenen Granularität von Top-Kennzahlen bis hin zur kleinsten operativen Kennzahl zu erstellen. So kann in Zukunft die Kapazitätsplanung nicht nur basierend auf internen Erfahrungs- und Planwerten errechnet werden, sondern zusätzlich auch noch externe Faktoren wie saisonale Effekte, Großereignisse oder das Wetter in das Modell mit einfließen, die ebenfalls einen großen Einfluss auf Arbeitsstunden, Urlaub und Krankheit einzelner Mitarbeiter haben. Um nicht in dieser Datenflut unterzugehen, wird in Zukunft die bedarfsgesteuerte Informationsverfügbarkeit ein zentrales Element werden. Beispiele

  • Jeder Nutzer erhält im Fall von Abweichungen bei „seinen“ Planwerten individuelle Benachrichtigungen.
  • Reports werden als Basis für die Kollaboration und Interaktion einzelner Empfängergruppen spezifisch angepasst.

Eine weitere Chance sieht Kirchmann in selbstlernenden Berichten.

Beispiel Einzelhandel: mit operativen Daten tagesspezifische Maßnahmen entscheiden

Finanzielle Planwerte sind häufig am Tag nach der Erstellung schon nicht mehr aktuell. Anstelle der finanziellen Zahlen werden zur Steuerung zukünftig vor allem tagesaktuelle operative, zumeist nicht-finanzielle Kennzahlen verwendet. Diese müssen unternehmensspezifisch definiert werden, um eine möglichst hohe Aussagekraft über die Aktivitäten des Unternehmens tätigen zu können. Beim Beispiel des Einzelhandels können die Treiber

  • Kaufverhalten,
  • Sortimentsattraktivität und
  • Personal

identifiziert werden. Maßnahmen seitens der Unternehmen zur Beeinflussung dieser Treiber können mit Hilfe von Kenngrößen wie

  • der durchschnittlichen Warenkorbgröße,
  • der Anzahl der Retouren und
  • der Mitarbeiter je Filiale

wesentlich besser gesteuert werden als bisher. In der Vergangenheit fehlten hierfür jedoch die Datengrundlagen und Verarbeitungskapazitäten, um eine hohe Echtzeit-Qualität dieser Kennzahlen zu gewährleisten. Finanzielle Kennzahlen werden in Zukunft überwiegend zur reinen Ergebniskontrolle verwendet.

Zwar steht die Entwicklung zum Digital Reporting erst am Anfang, aber aufstrebende Software-Lösungen bieten schon jetzt erste Dienste in diese Richtung an. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich das Controlling in den nächsten Jahren verändern wird.

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Schlagworte zum Thema:  Reporting, Digitalisierung, Unternehmenssteuerung