Das Motto "F.A.S.T.E.R." bedeutet nicht nur, dass Planungs- und Steuerungsprozesse schneller werden (müssen), sondern auch:
- Flexibler
- Automatisierter
- Integrierter ("Streamlined")
- Target- (Ziel-) und Strategieorientierter
- Effizienter
- Risikobewusster
Den Kern der Konferenz, unter der Leitung von Michael Kappes und Sascha Brosig, bildeten acht Vorträge aus der Praxis. Sie zeigten, wie einzelne Unternehmen ihre Planungs- und Forecast-Prozesse weiterentwickelt und dabei verschiedene Aspekte von "F.A.S.T.E.R." in ihrer Weiterentwicklung aufgegriffen haben. Einige Highlights aus den Vorträgen sollen hier kurz umrissen werden:
Flexible Simulationen und flexibles Reporting
Bei Volkswagen wird die Unternehmenssteuerung durch fortschrittliche, tool-gestützte Simulationen unterstützt. Demonstriert wurde das anhand einer mehrdimensionalen "Profit Pool Simulation", die als "Strategic Foresight Tool" (strategische Vorschau) dient und damit nicht nur Controlling und Strategie, sondern auch Produktmanagement und Vertrieb unterstützt. Darüber informierte in seinem Vortrag Dr. Jan-Erik Wesselhöft.
Bestandteil solcher Simulationsanwendungen bei Volkswagen ist ein flexibles, integriertes Reporting, das auf Knopfdruck Auswertungen ermöglicht. Ein ähnliches flexibles Reporting war auch Teil vieler anderer Vorträge (explizit z. B. bei Purem/Eberspächer demonstriert), da moderne Tool-Unterstützung immer auch ein integriertes Reporting mit sich bringt.
Automatisierung durch Tools und Vorschlagswerte
Alle vorgestellten Weiterentwicklungen beinhalteten ein modernes Planungstool, denn ohne solche professionelle Tool-Unterstützung sind moderne Planungen nur schwer realisierbar. Dabei konnte man sich auf der Konferenz von verschiedenen führenden Tools einen Eindruck verschaffen: Anaplan, Apollo (IBM-Technologie), Jedox, Oracle, SAP, Tagetik und Valsight.
Durch die Nutzung eines Planungstools mit Datenintegration und weiteren "eingebauten" Funktionalitäten wird bereits ein wesentliches Automatisierungsniveau erreicht. Gesteigert werden kann die Automatisierung durch die systemgestützte Generierung von Vorschlagswerten, wie sie insbesondere in den Vorträgen von Lenzing und Faber-Castell demonstriert wurden.
Integrierte Planungslandschaften und Prozesse
Im Idealfall entstehen auf Basis der Tools vollständig integrierte Planungslandschaften, die eine Vielzahl verschiedener Planungs- und Forecasting-Prozesse enthalten. Unter anderem zeigten der Vortrag von Florian Dierkes und Caroline Schad zur Rheinenergie (auf Basis von Jedox) und der Vortrag von Stepan Ryjenkov und Tobias Kocholl zu WILO (auf SAP-Basis) ihre bisherigen Schritte in diese Richtung.
Solche integrierten Planungslandschaften beschränken sich nicht auf Finanz-Steuerungsprozesse, sondern sind auch mit operativen Forecast-Prozessen integriert. Im Vortrag von Jochen Schmid und Dirk Böckmann zu Faber-Castell wurde eindrucksvoll gezeigt, wie ein integrierter Rolling Forecast aussehen kann, der monatliche S&OP-Prozesse mit dem Finanz-Forecast und der Finanz-Planung integriert.
Integration bedeutet auch Abbildung unterschiedlicher Sichtweisen in der Steuerung und Planung. Für Traton zeigten hier Julia Hitz und Gerhard Weirauch, wie das Unternehmen seine "Matrix" aus Legalsicht und Managementsicht sowohl technisch als auch organisatorisch in den Steuerungsprozessen am Beispiel der R&D-Planung abgebildet hat.
Mehr Zielorientierung durch bessere Zielsetzung
Effektive Planungsprozesse sind zielorientiert und greifen strategische Überlegungen auf. Wie ein solcher moderner Zielsetzungsprozess aussehen kann, wurde im Vortrag zu dem Unternehmen WILO demonstriert. WILO nutzt hierfür SAP Analytics Cloud und bildet dort eine treiber- und maßnahmenbasierte Simulation als Unterstützung für die Zielsetzung ab.
Die intelligente Definition von Zielen und die Rolle des Controllers dabei waren ein Schwerpunkt des Vortrags von Sebastian Hergenhahn zum Unternehmen Henkell Freixenet. Durch die Verwendung einer für den jeweiligen Sachverhalt geeigneten Matrix ist eine sowohl strategiebasierte als auch transparent-pragmatische Zieldefinition möglich. Gleichzeitig können durch Analytics/KI hergeleitete Korridore Diskussionen versachlicht und fokussiert werden.
Effizientere, aufwandsärmere Prozesse
In Zeiten knapper Ressourcen im Controlling und generell hohen Effizienzdruckes ist die Verschlankung von Planungs- und Forecast-Prozessen von hoher Priorität für viele Unternehmen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Vortrag von Georg Eckmair zu dem Unternehmen Lenzing, wo der Planungsprozess nicht nur von 4 auf 2 Monate verkürzt werden konnte, sondern diese Effizienzsteigerung auch innerhalb weniger Monate erreicht wurde.
Auch Purem (Eberspächer) konnte mit dem neuen umfassenden finanziellen Rolling Forecast vor allem die Prozessgeschwindigkeit erhöhen, wie Christoph Weiß und Holger Schnabel in ihrem Vortrag erläuterten. Durch die IT-Unterstützung (hier: Anaplan) können Schritte wie Währungsumrechnung, IC-Abstimmung und Management-Konsolidierung deutlich schneller erfolgen, was im sehr dynamischen Automobilzulieferer-Umfeld erfolgskritisch ist.
Fazit: Die Praxis wird "F.A.S.T.E.R."
Die auf der Planungsfachkonferenz gezeigten Weiterentwicklungen sind keine Theorie, sondern konkrete Beispiele aus der Unternehmenspraxis von Mittelständlern und Konzernen. Sie zeigen, was möglich ist, wenn Unternehmen sich gezielt daran machen, ihre Planungs- und Forecasting-Prozesse weiterzuentwickeln.
Fast alle Vortragenden zeigten kleine Demos oder zumindest Screenshots aus ihren Tool-Anwendungen und ermöglichten so einen konkreten Eindruck von den jeweiligen Entwicklungen. Zusammen mit den Lessons Learned der Vortragenden dürften alle interessierten Kongressteilnehmer damit umfangreiche Impulse für die Weiterentwicklung ihrer eigenen Prozesse mitgenommen haben.
Die Vorträge werden in der nächsten Zeit hier in dieser Serie noch detailliert vorgestellt.