Greenfield vs. Brownfield

Auch auf der technischen Seite ergeben sich Fragestellungen, die zumindest ganz kurz gestreift werden sollen. So stehen grundsätzlich zwei Vorgehensweisen im Rahmen einer System-Neueinführung zur Verfügung:

  • Der "Greenfield-Ansatz": D.h., hier wird ein neues System parallel zum bestehenden aufgebaut, quasi auf der "grünen Wiese", ohne etwaige "Vorbelastungen" durch das Altsystem, also ohne individuelle Programmierungen und dergleichen zu übertragen. Lediglich Vortragswerte werden dann zur Inbetriebnahme übernommen.
  • Der "Brownfield-Ansatz": Hier wird ein bestehendes System migriert, d. h. Programme, Customizing-Einstellungen und auch alle Daten werden in das neue System übernommen, welches dann ggf. noch weitere Anpassungen und Veränderungen erfährt. Basis ist also das "braune Feld" welches quasi schon vorstrukturiert ist und dann weiter angepasst werden muss.

Die Vor- und Nachteile beider Ansätze sind schnell aufgezählt (s. Abb. 6). Der Greenfield-Ansatz erlaubt es, ein System ohne "Altlasten" aufzusetzen. Vielfach sind Systeme historisch gewachsen und so manche Programmierung und Modifikation wurde vorgenommen, die dann die Wartung über die Jahre zunehmend schwerer gemacht hat. Gerade aus Gründen der schnellen Weiterentwicklung des zukünftigen Systems und des kostengünstigen und reibungslosen Betriebs, wird empfohlen, SAP S/4HANA möglichst nah am Standard zu betreiben. Über den Greenfield-Ansatz ist dieses Vorhaben sicherlich mit am besten zu erreichen. Weiterhin lässt sich das betriebswirtschaftliche Konzept nochmals überdenken und es lassen sich auch hier größere Verbesserungen vornehmen. Nachteilig wirkt sich sicher die möglicherweise längere Projektlaufzeit aus, auch die Tatsache, dass Best Practices aus dem Altsystem erst einmal verloren gehen bzw. neu aufgesetzt werden müssen. Nicht zuletzt deshalb kommt es daher immer wieder zu Mischformen aus Green- und Brownfield.

Abb. 6: Im Rahmen einer Einführung sind vielfältige Fragen zu klären

Mit Blick auf den Brownfield-Ansatz, liegt der große Vorteil darin, dass ein Projekt ggf. in kürzerer Zeit durchgeführt werden kann und auch alle "Errungenschaften" aus dem Altsystem übernommen werden. Der Ansatz ist dann von besonderem Vorteil, wenn das Altsystem in einem guten relativ nah am Standard orientierten Zustand aufgebaut wurde und betriebswirtschaftlich genauso aufgesetzt ist, wie auch das neue System ausgestaltet werden würde. Dafür beinhaltet der Brownfield-Ansatz eben auch genau das Risiko, dass am Ende doch sehr viele Altlasten migriert werden und das neue System zu wenige Verbesserungen gegenüber dem Status quo realisiert.

Weitere Fragen zur Technik, wie z. B. die Nutzung der Cloud anstelle von "On-Premise" (im eigenen Rechenzentrum) oder Architekturfragen sind auch noch zu klären.

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