Der Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft erfordert die Transformation zum ganzheitlich verantwortungsbewussten Geschäftsmodell. Durch verantwortungsbewusste Geschäftsmodellinnovation können nicht nur Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Lieferkettendisruptionen und Talentknappheit gemeistert, sondern maßgebliche Wettbewerbsvorteile generiert werden.
Ressourcenknappheit, Artensterben und sich verändernde menschliche Bedürfnisse machen die Transformation zu einem ganzheitlich verantwortungsbewussten Wirtschaftssystem nicht mehr nur wünschenswert, sondern notwendig. 83 Prozent der Millennials sind Unternehmen gegenüber loyaler, die ihnen ermöglichen, zu sozialen und ökologischen Belangen beizutragen. Die Generation Z ist sogar die erste Generation die Purpose über Gehalt priorisiert. 68 Prozent der Konsumenten berichten, dass Sie loyaler zu einer sozial und ökologisch verantwortungsbewussten Marke sind. Wer also langfristig erfolgreich und relevant bei Mitarbeiter:innen, Partner:innen, Kund:innen bleiben will, muss sich verändern.
Geschäftsmodellinnovation verspricht zusätzliche Potenziale zu Diversifizierung, Risikominimierung und gemeinsamer Wertschöpfung
Wer trotz der genannten Gründe noch immer nicht überzeugt ist, wird sich von einigen Jahresrenditen börsennotierter „grüner“ Riesenunternehmen überzeugen lassen, die im Durchschnitt bis zu 11,7 Prozent höher liegen, als die ihrer führenden Konkurrenten. Damit ist klar: Lediglich verantwortungsbewusste Geschäftsmodelle sorgen für langfristige Rentabilität sowie Kundenloyalität und Mitarbeiterbindung bzw. -gewinnung.
Das eigene Geschäftsmodell an sich verändernde Umwelt-, Klima und Kundenbedingungen anzupassen und gleichzeitig maximalen Stakeholderwert zu generieren, ist eine der herausforderndsten Disziplinen im Bereich des Unternehmertums. Gleichzeitig ist genau diese Disziplin notwendig für das Weiterbestehen von Unternehmen, gerade in Zeiten des Klimawandels. Durch Geschäftsmodellinnovationen können somit nicht nur die Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden, sondern maßgebliche Wettbewerbsvorteile generiert werden, die durch Produkte und Dienstleistungen bereits ausgeschöpft sind. Geschäftsmodellinnovationen versprechen nicht nur höhere Renditen zu erzielen als Produkt- oder Prozessinnovationen, sie können auch Risiken minimieren sowie zusätzliche Möglichkeiten zur Diversifizierung und gemeinsamen Wertschöpfung bieten. Um diese Vorteile zu realisieren, interessieren sich Unternehmen zunehmend für die Implementierung gesamtheitlicher, verantwortungsbewusster und nachhaltiger Geschäftsmodelle.
Geschäftsmodelle sind das Herz des Unternehmens - Verantwortungsbewusste Geschäftsmodellinnovation dessen Überlebenschance
Ein Geschäftsmodell beschreibt, welches Werteversprechen, auf welche Art und Weise für die Stakeholder eines Unternehmens generiert wird und wie dieses generierte Werteversprechen für das jeweilige Unternehmen Wert generiert, zum Beispiel in Form von Umsätzen. Verantwortungsbewusste Geschäftsmodellinnovation bedeutet zum einen, das Geschäftsmodell von innen heraus gesamtheitlich und entlang der Wertschöpfungskette zu innovieren. Die Nachhaltigkeitsprinzipien werden im bestehenden Geschäftsmodell verankert, um dieses in Balance mit Gesellschaft und Natur messbar innoviert.
Zum anderen zielt verantwortungsbewusste Geschäftsmodellinnovation darauf ab, neue Geschäftsmodelle kundenorientiert mit Fokus auf ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Ziele zu entwickeln und zu skalieren. Hier spricht man unter anderem auch von Company oder Venture Building.
Responsible Business Model Innovation: Gesamtheitlicher Ansatz, systematischer Wandel und messbarer Impact
Der verantwortungsbewussten Geschäftsmodellinnovation liegt ein gesamtheitlicher Ansatz zugrunde, der sich in fünf Säulen kategorisieren lässt: Purpose, People, Products, Processes, Performance (5P’s):
- Purpose – DNA verantwortungsbewusster Geschäftsmodelle
Dem Zweck des Geschäftsmodells, engl. Purpose, wird im Sinne der verantwortungbewussten Geschäftsmodellinnnovation eine neue Bedeutung geschenkt. Es geht darum, die Frage auf das „Warum?“ zu beantworten. Es geht darum, zu hinterfragen, welchen Einfluss das derzeitige Geschäftsmodell auf Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft sowie deren Stakeholder (Kunden und Mitarbeiter) hat und welcher positive Impact in Zukunft mit dem neuen Geschäftsmodell erzeugt werden soll. - People – der Mensch im Zentrum der verantwortungsbewussten Innovation
Die Bedürfnisse der Kunden, Partner und Mitarbeiter:innen verändern sich. Die Frage „Wer?“ von dem Geschäftsmodell betroffen ist und welche ökologischen und gesellschaftlichen Ziele diese Stakeholder verfolgen, gibt Aufschluss darüber, wie nachhaltige Geschäftsmodelle der Zukunft gestaltet werden müssen. Damit wird sichergestellt, dass das entsprechende Geschäftsmodell intern den Bedüfnissen der Mitarbeiter:innen enspricht und extern, den Stakeholderbedürfnissen sowie deren Nachhaltigkeitszielen entsprechen. Durch die sich schnell verändernden Umwelteinflüsse und damit einhergehenden Bedürfnisse können an dieser Stelle auch neue Märkte und Technologien entstehen, wie beispielsweise im Bereich Green Cement, Green Hydrogen und erneuerbaren Energien, die für Unternehmen neue Wachstumschancen bieten. - Products – Zirkuläres Produktdesign, nachhaltige Dienstleistungen und Lösungen
„Was?“ das Werteversprechen des Geschäftsmodelles in Form von Produkten, Dienstleistungen und Lösungen beinhaltet, zeigt auf, wo die Potenziale des nachhaltigen Portfolios liegen. Produkte sollen regenerativ, energie- und ressourcenschonend designt werden und Materialkreisläufe geschlossen werden. Großes Potenzial liegt hierbei im Bereich des zirkulären Produktdesign. Weiterhin ist die Nutzungsdauer zu verlängern, sodass sich der Lebenszyklus eines Produktes verlängert z.B. durch Reparatur, Wiederverwendung und Aufbereitung (Refurbishment) und Refabrikation (Remanufacturing). Damit ist der ökologische Fußabdruck möglichst gering. Produkte verantwortungsbewusst zu konstruieren und zu entwickeln, betrifft jedoch auch gesellschaftliche Aspekte. So müssen auch sozial-gesellschaftliche Faktoren beispielweise in Bezug auf die Rohstoffentnahme und neue Technologien unter ethischen Gesichtspunkten betrachtet werden. - Processes – Verantwortungsbewusstsein entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Prozesse zu gestalten, die es ermöglichen, Komponenten wiederzuverwenden und passende Vertriebs- sowie Umsatzkanäle zu entwickeln, welche die Nutzungsdauer von Produkten und Lösungen verlängern, sind Beispiele, wie man durch Veränderung von einzelnen Komponenten eines Geschäftsmodells, dessen Kern gesamtheitlich innovieren kann. Doch es geht darüber hinaus um sämtliche Geschäftsprozesse eines Unternehmens mit der Frage, „Wie?“ diese unter ökologischen, gesellschaftlichen und unternehmenspolitischen Gesichtspunkten neugestaltet werden können. Spätestens seit dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz hat das Thema Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette und die Zusammenarbeit mit verantwortungsbewussten Partnern einen hohen Stellenwert bekommen. - Performance – Wirtschaften in Balance mit Gesellschaft und Natur
Ziel der verantwortungsbewussten Geschäftsmodellinnovation ist es, ein profitables Geschäftsmodell in Balance mit Natur und Gesellschaft aufzubauen. Die Frage, „Wie viel?“ monetären Wert ein Geschäftsmodell generieren muss, um profitabel und gleichzeitig verantwortungsbewusst zu sein, ist für den nachhaltigen Erfolg essenziell. Der Impact von Geschäftsmodellen muss messbar und transparent aufgezeigt werden können, in Form von finanziellen sowie nicht-finanziellen Kennzahlen, die wiederum ökologische, gesellschaftliche, unternehmenspolitische Ziele in sich tragen. Nur was gemessen werden kann, kann auch gemanagt werden.
Systematischer Wandel für erfolgreiche Transformation
Um den Übergang zu einer gesamtheitlich verantwortungsbewussten Zukunft zu realisieren, ist die Privatwirtschaft ein zentraler Akteur, da diese über enorme Ressourcen und Fähigkeiten verfügt. Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit erfolgen derzeit meist inkrementell und viele Unternehmen haben Herausforderungen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Innovationen auf Geschäftsmodellebene sind erforderlich, um das Rad umzudrehen. Dies geht mit einem systematischen Wandel einher und damit, dass sich Hersteller und Konsumenten in deren Verhaltensmustern für eine nachhaltige Zukunft ändern müssen.