2.14.1 Existenzsichernd langfristig finanzieren

Wenn Sie Ihr Unternehmen langfristig führen wollen, brauchen Sie eine Hausbank an Ihrer Seite, die nicht den Schirm zumacht, wenn es anfängt zu regnen. Alle Banken sind nach "Basel IV" gezwungen, interne Ratings für ihre Geschäftskunden zu erstellen. Je nachdem, wie dieses Rating für Ihr Unternehmen ausfällt, bekommen Sie einen Kredit oder keinen, bzw. müssen Sie hohe Zinsen zahlen oder niedrige.

Das heißt, zunächst einmal müssen Sie eine Bank oder einen privaten Investor oder eine sogenannte Venturecapital-Firma finden, die bereit ist, Ihr Vorhaben finanziell zu unterstützen. Später müssen Sie dann weiter im Gespräch bleiben. Sie müssen regelmäßig Ihre Planungen vorlegen und diese möglichst auch realisieren bzw. darüber Rechenschaft ablegen, wenn Sie Ihre Planziele einmal nicht erreicht haben. Die Vertreterin Ihrer Hausbank hat keinen großen Spielraum, aber sie kann zumindest "soft facts" in ihre Beurteilung Ihrer finanziellen Lage einbeziehen und ihre Entscheidungen hängen stark davon ab, wie groß ihr Vertrauen in Ihre Fähigkeiten ist. Das kann sich natürlich über einen längeren Zeitraum auch positiv entwickeln, wenn Sie immer wieder bewiesen haben, dass man sich auf Sie verlassen kann.

Um eine Erfolgs- und Finanzplanung aufzustellen, die diesen Namen verdient, bedarf es eines gewissen betriebswirtschaftlichen Grundwissens, das z. B. viele Inhaber von KMUs nicht haben, weil sie eher vertriebs- oder technikorientiert sind. Unterstützung gibt es auf dem Markt der Unternehmensberater zuhauf, allerdings nur selten kostenlos, außer wenn Sie das Glück haben, an einen "Business Angel" zu geraten, der Ihnen nicht nur Know-how, sondern auch noch Kapital zur Verfügung stellt. Eine weitere Alternative sind übrigens Fachhochschulen und Universitäten und deren wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten. Hier können Sie eine Vielzahl von gut ausgebildeten Studierenden finden, die im Rahmen ihrer Bachelor- oder Masterarbeiten oder im Rahmen von Praxis-Seminaren eine kompetente Unternehmensberatung (häufig kostenlos oder gegen eine kleine Praktikantenvergütung) ableisten, mit prüfender Unterstützung eines Professors oder einer Professorin im Hintergrund. Ich selbst biete im Jahr ca. 40 Studierenden die Möglichkeit, in Gruppenarbeit oder im Rahmen von Bachelor- oder Masterarbeiten an praktischen Beispielen– das heißt mit real existierenden Unternehmen – die Unternehmensanalyse und die Konzeption von Steuerungsinstrumenten zu "üben". Und üben ist hier wirklich ein deutlich zu tief gegriffenes Wort. Fragen Sie bei mir an, schreiben Sie mir eine E-Mail (ursula.binder@th-koeln.de), und wir finden vielleicht auch für Ihr Unternehmen die passende Unterstützung.

2.14.2 Keine spekulativen Anlagen

Unternehmensleiter sollten keine "Zocker" sein! (Bankmitarbeiter übrigens auch nicht.) Die jüngere Vergangenheit hat schmerzhaft gezeigt, was passiert, wenn Menschen mit dem Geld anderer Leute spielen und dabei hoch verlieren. Wenn Sie selbst spielen und es handelt sich um Ihr eigenes Geld, sind Sie vielleicht von vornherein schlauer und vorsichtiger, aber auch hier hat es in der Vergangenheit genügend Beispiele gegeben, in denen die Verlockung, schnell viel Geld zu machen, so groß war, dass das gesamte Unternehmen "verzockt" wurde.

Im Controlling bezeichnen wir Zinserträge – egal aus welchen Quellen – meist als "neutrale Erträge", die im internen Rechnungswesen gar nicht erst auftauchen, weil sie als reine Kapitalgeschäfte nichts mit dem eigentlichen Geschäftsbetrieb zu tun haben. Wenn Sie also aus Ihrer Geschäftstätigkeit tatsächlich "Geld übrig" haben, dann bitte: Setzen Sie es im Casino beim Roulette ein oder kaufen Sie risikoreiche Anlagen, die Ihnen eine hohe Rendite versprechen. Aber beschweren Sie sich dann bitte auch nicht, wenn Sie das Geld verspielt haben. Und nehmen Sie nie Geld zum Spielen, das Sie eigentlich zurückgelegt haben, um bald zu investieren oder um eine absehbare drohende Finanzlücke zu schließen, weil es Ihnen dann fehlen wird. Das ist einfach weder seriös noch verantwortungsvoll Ihren Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Investoren und nicht einmal Ihnen selbst gegenüber. Letztlich – Verzeihung – ist es nicht nur "Ihr" Geld, das Sie da verspielen. Ihre Mitarbeiter haben Ihnen geholfen, es zu verdienen und ohne sie wären Sie nicht da, wo Sie sind.

2.14.3 Integre Investoren, nachhaltig wirtschaftende Banken

Bei Ihren Investoren sollten Sie genauso auf Nachhaltigkeit achten wie in Ihrem eigenen Unternehmen. Wenn Sie Investoren suchen, die Ihrem Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen sollen – als Startkapital oder zur Finanzierung eines Wachstumssprungs –, sollten Sie darauf achten, welche Beweggründe diese haben, Ihnen Kapital zur Verfügung zu stellen. Handelt es sich z. B. um ein größeres Unternehmen, das im selben Geschäftsfeld tätig ist wie Sie, könnte eine "kalte Übernahme" geplant sein. Ein privater Investor, der keine Ahnung von Ihrem Geschäft hat, könnte überzogene Renditevorstellungen in Form von Dividenden und Kursgewinnen haben. Eine Venturecapital-Firma (oder Private-Equity-Gesellschaft) entzieht Ihnen v...

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