Dieser Beitrag ist ein (editierter) Auszug aus dem Kapitel "New Work – Arbeitskultur der Zukunft" von Kerstin Schenk aus dem Buch "Soziale Nachhaltigkeit und digitale Transformation". Das Buch der beiden Herausgeberinnen Esin Bozyazi und Dilek Kurt zeigt die wechselseitige Beeinflussung der beiden Megatrends digitale Transformation und soziale Nachhaltigkeit. Herausforderungen werden aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet – mit Best Practices in verschiedenen Fallbeispielen von Großkonzernen bis hin zu Start-ups – sowie Wege für die Zukunft aufgezeigt.

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Dieser Beitrag beschreibt eine Idee von nachhaltiger Arbeit aus der Perspektive des Menschen und seiner Bedürfnisse, die einen visionären Blick auf eine bessere Arbeitswelt wirft. Visionären soll der Beitrag ein Stück Entwicklungshilfe leisten und Anweisung sein und Leser ermutigen, sich in der Kunst des Gestaltens zu üben – und zwar konkret in der Umgestaltung unserer bestehenden Arbeitswelt.

Überall in unserer Gesellschaft hört man derzeit, es fehle an Visionen für unsere Welt. Insbesondere durch die destruktive Kraft der Covid19-Pandemie, die die ganze Welt auf den Kopf gestellt hat, braucht es Konzepte für die Zeit nach der Krise. Gerade die Arbeitswelt hat durch die Pandemie massive Veränderungen erlebt, die uns von einem auf den anderen Tag einen ordentlichen Schub in Richtung "New Work" verpasst haben.[1] Daher sollten wir – ohne das Leid, das mit dieser Pandemie verbunden ist, zu dementieren – auch die Chancen, die mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt verbunden sind, betrachten und würdigen.

In diesem Sinne versucht dieser Beitrag, eine Vision für ein neues Verständnis von Arbeit zu zeichnen. Es soll eine Art Blaupause sein, die Orientierung und Richtung verleiht. Ein Entwurf für die Lebens- und Arbeitsqualität, die wir uns wünschen in Zukunft zu erleben, nach der wir alle gemeinsam streben. Eine "befreite" Arbeitswelt mit Rahmenbedingungen, die uns nicht in eine Zwangsjacke von starren Strukturen steckt, sondern stattdessen Arbeitsformen und Arbeitsstile zulässt, die sich – dem gesteigerten Bedürfnis nach Individualisierung entsprechend – mit unterschiedlichsten Lebensstilen und Lebensformen vereinbaren lassen.[2] Es ist an der Zeit, das Gedankengut der Arbeitergesellschaft zu überwinden und sich von dem traditionellen Verständnis einer durch Arbeit geprägten Gesellschaft zu verabschieden. Unsere Gesellschaft entwickelt sich in Richtung einer Sinngesellschaft [3]. Die Vorstellungen von Arbeit und die Einstellungen gegenüber Arbeit sind hier völlig andere als die bisherigen.

Daher ist es notwendig, dass auch Unternehmen nicht nur die Strukturen ihrer Organisation, sondern auch sämtliche Überlegungen bezüglich ihrer Beschäftigungsmodelle an ein modernes und zukunftsorientiertes Verständnis von Arbeit anpassen. Die Covid-19-Pandemie hat Organisationen gezwungen, ihren Weg in Sachen Digitalisierung neu zu denken und auch den Bedarf für die Gestaltung neuer flexiblerer Arbeits- und Beschäftigungsmodelle aufgedeckt und verschärft. Anpassungen von Organisation, Arbeitsplatz, Zeiten, Erreichbarkeit etc. stehen nach wie vor auf dem Prüfstand, doch eines ist klar: Das mobile Arbeiten ist zukünftig nicht mehr nur ein Exot einer kleinen Elite, sondern eine Selbstverständlichkeit für die Mehrheit der Büroarbeitenden. Die Umweltwirkung dieser neuen Arbeits- und Organisationsformen – sowohl ökologisch (durch digital vernetzte Technologien) als auch sozial (durch digital vernetzte Teams) – gilt es künftig hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs zu beobachten und auch bewusst zu gestalten. Nachhaltigkeit wird hier eine große Rolle spielen und von Experten als die nächste große Transformation gesehen[4]. Durch den mehr oder weniger weltweiten "Shutdown" sind nicht nur Lieferketten in der öffentlichen Wahrnehmung gestiegen, sondern auch soziale Herausforderungen der zunehmend digitalen Kommunikation und Kollaboration. Das Werteempfinden der Menschen hat sich grundlegend geändert und damit nicht nur die Bereitschaft zur Veränderung, sondern auch deren Notwendigkeit erhöht. Die unternehmerische Herausforderung besteht in einer ganzheitlichen Betrachtung (wirtschaftlich, ökologisch und sozial) sowie in einer klugen Balance sämtlicher Ressourcen, die im Wertschöpfungsprozess eine Rolle spielen (die sich durch die Digitalisierung teilweise massiv verändert haben). Der nächste logische Schritt der Transformation, die uns bevorsteht, ist daher der von der digitalen Transformation zur nachhaltigen Transformation (Sustainable Transformation). Der Faktor Mensch sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen (Digital and Human).

[1] Der Begriff "New Work" wurde erstmals 1980 von Frithjof Bergmanns verwendet und hat eine Bewegung angestoßen, die mittlerweile als ein Megatrend unserer Zeit gilt. Vgl. auch Clevis Consult (o. J.): New Work – Wie funktioniert der Megatrend?
[2] Ganz im Sinne von Prof. Dr. Werner Widuckels Idee. Der Vo...

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