Wie bereits erwähnt, können die Energiewende und die Umsetzung der Klimaschutzprojekte nur mit aktiven Bürgerinnen und Bürgern, engagierten Kommunalpolitikern, innovativen Unternehmen und weiteren Akteuren der Stadtgesellschaft erfolgreich umgesetzt werden.

Durch regelmäßigen Austausch unter den wichtigsten Wolfhager Akteuren, koordiniert durch das Klimaschutzmanagement, sollen Kooperationen und Maßnahmen zur Förderung des Klimaschutzes und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels entwickelt werden. Beispielhaft werden nachfolgend 2 erfolgreiche Kooperationen der Stadt Wolfhagen mit der BürgerEnergieGenossenschaft Wolfhagen e. V. (BEG) und der Biogas Wolfhagen GmbH & Co. KG näher beschrieben.

Abb. 6: Vernetzung Wolfhager Klimaschutzakteure

3.1 Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden

Im Gegensatz zur insgesamt installierten Photovoltaikleistung im Wolfhager Stadtgebiet sind Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden noch unterrepräsentiert, weshalb deren Anzahl in den kommenden Jahren deutlich erhöht werden soll. Im Fokus stehen hierbei insbesondere die Kläranlagen und Schwimmbäder der Stadt, da diese einen vergleichsweise hohen Eigenverbrauchsanteil und somit eine gute Wirtschaftlichkeit haben.

Um den kommunalen Haushalt nicht zu belasten, wurde vom Klimaschutzmanagement ein auf die Kommune zugeschnittenes Betreibermodell entwickelt: Ein Wolfhager Investor, z. B. die Bürgerenergiegenossenschaft, pachtet das Dach vom Gebäudeeigentümer, der Stadt Wolfhagen, um dort eine Photovoltaikanlage zu errichten. Die Anlage verpachtet der Investor wiederum an den Gebäudeeigentümer, damit die Stadt den erzeugten Strom zur Eigenversorgung nutzen kann. Der Gebäudeeigentümer deckt damit einen Teil seines Verbrauchs mit Solarstrom und bezieht den Rest weiterhin aus dem öffentlichen Netz. Dadurch können die Kosten für den externen Strombezug, je nach Höhe des Eigenverbrauchs, zum Teil erheblich reduziert werden. Als Anlagenbetreiber speist der Gebäudeeigentümer den Solarstromüberschuss in das öffentliche Netz ein. Bei diesem Modell übernimmt die Stadt den Service selbst, das beinhaltet z. B. das Anlagenmonitoring oder die Kommunikation mit dem Installateur.

Eine gute Wirtschaftlichkeit ist bei diesem Betreibermodell für beide Kooperationspartner gegeben. Großer Vorteil für die Kommune ist, dass keine bzw. nur geringe Investitionen getätigt werden müssen.

3.2 Errichtung Nahwärmenetz

Bei diesem Projekt gestalten die Wolfhager Landwirtschaft und die Stadt Wolfhagen die Wärmewende gemeinsam und machen sie konkret. Um dem Ziel einer klimaneutralen Kommune einen richtungsweisenden Schritt näher zu kommen und um ein Zeichen zu setzen, dass dieser Herausforderung gemeinsam begegnet werden kann, geht im Jahr 2022 eine neue Nahwärmeversorgung ans Netz. Die klimafreundliche Wärmeversorgung von städtischen Gebäuden, zunächst dem Rathaus, dem größten städtischen Kindergarten und der Stadthalle, und von mehreren Liegenschaften des Landkreises durch die Biogas Wolfhagen GmbH & Co. KG soll ein Signal an die Bürgerschaft sein: Die Wärmewende ist machbar, sie ist unabdingbar und sie wird wirtschaftlich sein.

Die darauf ausgerichtete Zusammenarbeit der Stadt Wolfhagen und des Landkreises mit energiewirtschaftlich fortschrittlich aufgestellten Landwirten im Wolfhager Land machen dies möglich. Die Nutzung ausschließlich erneuerbarer Energieressourcen, nachwachsende Biomasse aus der Region, welche fossile Energieträger ersetzt und so die Bilanz des Wolfhager Landes um mehrere hundert Tonnen Treibhausgase entlastet, sind Kennzeichen dieses Nahwärmesystems. Energiepflanzen von Wolfhager Äckern und der hier verfügbare Rohstoff Holz sind die Basis lokaler Wertschöpfung in diesem System. Zusätzlich haben Berechnungen ergeben, dass die Wärmeversorgung durch Biogas und Holzhackgut als Energieträger des Nahwärmesystems im Vergleich zu dem bisherigen Wärmeträger Erdgas langfristig wirtschaftlicher zu betreiben ist.

Die Errichtung des Nahwärmenetzes mit Biogas als Wärmeträger ist ein wichtiger Schritt zur Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien bei der Wärmeversorgung und zu einer deutlichen Reduktion der Treibhausgasemissionen. Weiterer Vorteil ist, auch vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen, dass die Wärmeversorgung dadurch zunehmend unabhängiger von fossilen Energieimporten gestaltet werden kann.

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