Ein Erfolgsfaktor bei der Transformation des Energiesystems und der Reduktion eines großen Teils der klimarelevanten Emissionen im Gebiet der Stadt Wolfhagen ist das Engagement von vielen lokalen Akteuren. Sowohl bei der Bereitstellung als auch bei der Nutzung von Energie bedarf es einer gewaltigen Kraftanstrengung in allen Sektoren, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.

Auf dem Wolfhager Energieweg gibt es viele unterschiedliche Akteure, einige davon werden in den folgenden Kapiteln kurz vorgestellt. Der Zeitstrahl in Abbildung 1 zeigt ausgewählte Meilensteine der letzten 20 Jahre, die wichtigsten sind in den nachfolgenden Kapiteln ausführlicher beschrieben. Mit Zahlen gekennzeichnete Stationen können dabei auch physisch auf einem Rundweg erlebt bzw. besichtigt werden (vgl. Kap. 4).

Abb. 1: Ausgewählte Meilensteine des Wolfhager Energiewegs

2.1 Stromerzeugung aus 100 % erneuerbarer Energien

Im April 2008 beschlossen die Wolfhager Stadtverordneten die Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2015. Hierfür starteten die Planung und der Bürgerbeteiligungsprozess zur Errichtung eines Bürgerwindparks unter der Federführung der Stadtwerke Wolfhagen GmbH. Der Windpark "Rödeser Berg" ergänzt seit Dezember 2014 gemeinsam mit einem im Jahr 2012 realisierten 10 MWp Solarpark die schon vorher überdurchschnittlich hohe Anzahl installierter Photovoltaikanlagen. Zusammen mit einer im Jahr 2011 errichteten und im Jahr 2016 erweiterten Biogasanlage als Gemeinschaftsprojekt von 34 Landwirten wurde das ambitionierte Ziel einer 100 %-igen lokalen Stromversorgung aus erneuerbaren Energien wie geplant im Jahr 2015 erreicht.

In Abbildung 2 ist zu erkennen, dass die Inbetriebnahme des Windparks "Rödeser Berg" Ende 2014 die lokale erneuerbare Stromerzeugung auf ein neues Niveau gehoben hat und seitdem kontinuierlich über dem jährlichen Strombedarf der Stadt Wolfhagen von im Mittel ca. 48.000 MWh liegt.[1] Zu erkennen ist auch, dass das Stromangebot durch den hohen Anteil der erneuerbaren Energien stärker schwankt (im Vergleich zur konventionellen Stromerzeugung durch fossile Energien, z. B. durch Kohlekraftwerke), was zu neuen Herausforderungen führt. Ziel muss es sein, die Stromnachfrage und das Stromangebot zukünftig besser in Einklang zu bringen (zu harmonisieren). Ein Lösungsansatz wurde im Forschungsprojekt "Energieeffiziente Stadt" bearbeitet, welches im folgenden Kapitel näher beschrieben wird.

Abb. 2: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Stadtgebiet Wolfhagen

Das Ziel der Energieversorgung weitestgehend durch erneuerbare Energien wird auch für den Wärme- und Verkehrssektor angestrebt, wenngleich die Herausforderungen dort im Vergleich zum Stromsektor wesentlich größer sind. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung betrug im Jahr 2020 21 % und im Sektor Kraftstoffe/Verkehr 5,6 %.

[1] Ohne einen industriellen Großverbraucher, der über einen eigenen Mittelspannungsanschluss verfügt.

2.2 Wettbewerb "Energieeffiziente Stadt"

Die Teilnahme am Wettbewerb "Energieeffiziente Stadt"[1] des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Projektverbund aus Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP), Stadt Wolfhagen, Stadtwerke Wolfhagen, Energie 2000 e. V. und Universität Kassel – Fachgebiet Bauphysik – fügte sich als wichtiger Meilenstein in diese vergangenen und laufenden Bestrebungen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Systemwechsel im Energiebereich ein. Neben den großen inhaltlichen Themenbereichen "Energieversorgung", "Energetische Gebäudesanierung" und "Elektromobilität" standen hier vor allem für alle Bereiche eine konsequente Kommunikationsstrategie sowie Bürgeransprache und Bürgerbeteiligung im Fokus. Wichtige koordinierende Funktion nahm deshalb in dem vom BMBF daraufhin über 5 Jahre geförderten Projekt "Wolfhagen 100 % EE – Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung für die Stadt Wolfhagen" (kurz "EE-Stadt") das neu geschaffene Projektbüro der Energieoffensive Wolfhagen ein.

Die Stadtwerke Wolfhagen erprobten in ihrem Teilmodul mit Hilfe von 35 Testhaushalten die Möglichkeiten und Potenziale einer intelligenten Lastverschiebung im Haushaltsbereich. Durch die zunehmende Marktdurchdringung der erneuerbaren Energien findet ein Paradigmenwechsel statt: Die Stromnachfrage richtet sich zunehmend nach dem Energieangebot, bisher folgte das Energieangebot aus konventionellen Erzeugern der Stromnachfrage. Mit Lastverschiebung ist in diesem Kontext die indirekte Beeinflussung des Energieverbrauchs auf der Verbraucherseite über ein Anreizsignal, z. B. zeitvariable Stromtarife, zu verstehen.

Teil dieses Moduls war auch die Elektromobilität: Mit der Schaffung von Infrastruktur, begleitenden Informationsveranstaltungen und kostenfreien Ausleihangeboten für E-Auto und E-Fahrrad wurde das Thema E-Mobilität in die Breite gebracht.

Die Stadt Wolfhagen nahm sich der besonderen Herausforderung des zukunftsfähigen Umbaus einer historischen Fachwerk-Altstadt mit großen Herausforderungen des demografischen Wandels an und entwickelte Strategien der zielgruppenangepassten...

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