Wichtig

Umfassendste internationale Standard zur "Social Responsibility" von Organisationen

Die 2010 von der Internationalen Normungsorganisation (ISO) veröffentlichte ISO 26000 – Guidance on Social Responsibility ist der erste und nach wie vor umfassendste internationale Standard zur Verantwortung von Organisationen aller Art gegenüber der Gesellschaft ((C)SR). Die Ausweitung der Zielgruppe auf alle Organisationsarten ist die Ursache dafür, dass auf das "C" in CSR verzichtet wurde und in der Norm nur von "Social Responsibility" die Rede ist.

Neben der ersten klaren, international zustimmungsfähigen und bis heute wegweisenden Definition von CSR verbunden mit detaillierten Ausführungen zu den zentralen Prinzipien, Kernthemen und Handlungsfeldern gesellschaftlicher Verantwortung, enthält die, als nicht zertifizierbarer Leitfaden konzipierte Norm auch

  • konkrete Anleitungen zum Management
  • respektive zur systematischen Integration dieser Vorgaben in die eigene Organisation.

Umfangreicher Entwicklungsprozess der ISO 26000

Im Vergleich zu anderen Leitlinien oder Standards in diesem Bereich zeichnen sich ihre Ergebnisse durch eine besonders hohe Legitimität und globale Anschlussfähigkeit aus, wie von der Fachwelt immer wieder bestätigt wurde[1]. Ursache dafür ist, dass die Inhalte nach den Spielregeln der internationalen Normungsorganisation ISO entwickelt wurden. Bei diesem Regelwerk handelt es sich zum Teil um die Vorgaben, die Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas in den 1970iger Jahren als notwendige Bedingung ihrer Diskursethik aufgestellt haben[2]: Wechselseitiger Respekt der Gesprächsteilnehmer als gleichberechtigte Diskurspartner und Einhaltung des Konsensprinzips. Im Falle der Entwicklung der ISO 26000 bedeutete das beispielsweise, dass es bei strittigen Themen keine Abstimmung gab, sondern dass zu einer bestimmten Position bzw. Gegenposition so lange Argumente ausgetauscht wurden, bis es von keiner Seite mehr einen "rational begründbaren Widerspruch" gab und der betreffende Punkt als "konsensfähig" festgehalten und verschriftlicht werden konnte. Darüber hinaus zeichnete sich der Entwicklungsprozess mit der Teilnahme von Repräsentanten aus insgesamt 99 Ländern durch eine breite internationale Beteiligung aus, wobei jedes Land durch 6 unterschiedliche Gruppen repräsentiert wurde:

  • Wirtschaft,
  • Regierung,
  • Arbeitnehmer,
  • Forschung und Beratung,
  • Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie
  • Verbraucherschutzorganisationen.

Unter diesen Rahmenbedingungen zu Ergebnissen zu gelangen, setzt erfahrene und kompetente Moderatoren und einen langen Atem voraus. Beides war im Fall des Entwicklungsprozesses der ISO 26000 gegeben. Der gesamte Entwicklungsprozess ist ausführlicher und mit zahlreichen Insights im Exkurskapitel 5 beschrieben.

[1] Schmiedeknecht, 2009; Mueckenberger/Jastram, 2010; Mena/Palazzo, 2012; Schank et al., 2014; Hahn/Weidtmann, 2016.
[2] Kleinfeld/Martens, 2021.

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